Ob er das schon mit 12 Jahren im Tempel wusste?
Nun, zumindest erschreckte er seine Eltern damit, dass er im Tempel blieb und sie ihn suchen mussten.
Dort wie auch später wird er seiner Mutter (von Josef ist ja dann nicht mehr die Rede) zu verstehen geben, dass ihm die leibliche Verbindung zweitrangig ist.
Ob das vielleicht die Mutter kränkt, interessiert die Autoren ebensowenig, wie sie die Geschichte Josef`s interessiert.
Josef (und auch Maria) hätten mich sehr interessiert. Schade.
Kam diese Erkenntnis wohl auf einmal? Oder hat Jesus das erst so nach und nach verspürt und es hat sich dann in ihm auch durch Gebet immer mehr zur Sicherheit entwickelt?
Laut den Schriften musste auch er lernen, wurde erzogen, hat studiert. Er kam nicht als Wunderkind auf die Welt, das nur noch abgestillt und laufen lernen musste,
sondern er hat gelernt und hat ein besonderes Verständnis gehabt. Das erzählt die Tempelgeschichte auch: die Gelehrten verwunderten sich über diesen Jungen und sein Verständnis.
Wussten wohl seine Mutter und seine Brüder von seiner bevorstehenden Mission?
Maria wird (bei Lukas) zumindest gesagt, es werde ein Schwert durch ihr Herz gehen.
Messias, genauso wie Prophet übrigens, ist keine Krönung, sondern prophezeit eigentlich Leiden.
Wussten sie, dass er sich für den Sohn Gottes und den Messias hielt/dass er der Sohn Gottes war?
Hier muss man unterscheiden:
Jesus hat sich nicht für den "Messias" gehalten, der erwartet wurde; das zeigt sein ganzes Leben und Reden.
Erwartet wurde ein "König David". Daher auch die ganzen Parallelen, die dort aufgestellt wurden.
Man wartete auf einen König, ganz irdisch, der das Volk aus der Besatzung erretten würde. Diesen Gestus hat Israel ja bis heute.
So ein Messias war er nicht und er hat auch nie von sowas geredet.
Die Juden warten noch auf den Messias. Er ist es für sie nicht.
Zum Gottessohn - ja, dieses Selbstverständnis hatte er - muss man aber immer auch hinzufügen: er nennt sich hauptsächlich "Menschensohn".
Er ist beides zugleich, das ist wichtig. Gottessöhne gab es viele in den Mythen. Menschensohn ist - soweit ich weiß - ein vollkommen einzigartiger Begriff.
Interessant ist die Szene beim Gericht: dort stehen Jesus und Barabbas.
Bar-abbas bedeutet "Sohn des Vaters". Den, einen Mörder, geben sie frei und wollen den Menschensohn, den Sohn Gottes, am Kreuz sehen.