Stofi,
Du hast Dir zwar große Mühe gegeben, dieses Thema auf Deine Weise aufzubauen und biblisch zu begründen, doch mir persönlich fehlen in Deinem Konzept, das Du besonders hier in diesem Thread dargestellt hast, ganz wesentliche Elemente. Vor allem frage ich mich, warum Du die wichtigste Phase in der Geschichte Israels, nämlich die Zeit des Johannes des Täufers, die Zeit Jesu und der Apostel und das Verhalten der jüdischen Führer und der jüdischen Nation ihnen gegenüber sowohl unmittelbar vor und auch nach dem Tod Jesu und seiner Verwerfung so unberührt gelassen hast. Wurde nicht in dieser Phase der Geschichte das gesamte weitere Schicksal des Volkes und sogar das Schicksal der gesamten weiteren Weltgeschichte entschieden? Ist es für die Frage der Verwerfung oder Nichtverwerfung Israels nicht sehr entscheidend, wie sich die Führer und mit ihnen auch die Nation Israels damals entschieden hat? Dazu würde ich in einem späteren Beitrag noch gerne etwas mehr sagen.
Für´s Erste gebe ich Dir mal grundsätzlich Recht, dass es als großes Wunder gesehen werden kann, dass Israel trotz seiner Geschichte bi sheute so überlebt hat. Allgemein in der christlich, pro-israelischen Theologie ist man ebenfalls der Meinung, dass das Überleben des jüdischen Volkes durch alle Zeitalter hindurch und auch besonders ihr Überleben im 2. Weltkrieg ein Beweis dafür sei, dass sie immer noch Gottes auserwähltes Volk sein müssten. So wird z. B. in dem Buch „Was jeder vom Judentum wissen soll!“ auf S. 127 erklärt:
„Die in der Zeit während und nach der Katastrophe des europäischen Judentums ... einsetzende Besinnung unter Christen hat dazu geführt, die Beziehung zwischen Christen und Juden von Grund auf zu überdenken. Angesichts des offenkundig gewordenen Versagens erwiesen sich viele traditionelle Auffassungen als hochmütig und als selbstgerecht. Es trat erneut in den Blick, dass Gott seine dem jüdischen Volk zugesagte Treue nie zurückgenommen hat.“
Somit wurde das Überleben des Judentums im 2. Weltkrieg zum schlagendsten Beweis, dass die Auslegung der Schrift, wie sie Christen über fast 2000 Jahre bezgl. Israel hatten, revidiert werden müsse!
Die Wiederentstehung des Staates Israel ist somit für solche Theologen ein absolutes Wunder und auch eine eindeutige Erfüllung alttestamentlicher Prophetie!
"Das Entstehen dieses Staates, das Wachsen in seinen heutigen Grenzen, einschließlich der Befreiung Jerusalems, zeigt, wer der Herr der Geschichte ist! Die Entstehung dieses Staates gleicht einer Kette von Wundern. Gott hat seine Zusage wahr gemacht. Zufall ist in diesem Fall ausgeschlossen. Denn alles war prophezeit. Die weltweite Zerstreuung der Juden war schon durch Salomo prophezeit, die Rückkehr ins Land schon von Hesekiel!“ (Aus "Factum "12/2000 S. 39 (4))
Tatsächlich ist es verwundernswert, dass das Judentum alle Angriffe der Geschichte überlebt hat. Auch Mark Twain schrieb um 1899:
„Die Ägypter, Babylonier und Perser kamen an die Macht, erfüllten die Erde mit ihrem Glanz und ihren Klängen und gingen unter. Die Griechen und Römer folgten, machten viel Lärm und verschwanden. Andere Völker standen auf, ihre Fackel brannte eine Zeitlang, dann erlosch sie, und heute sitzen sie im Zwielicht oder sind gar verschwunden. Der Jude sah sie alle, schlug sie alle und ist heute, was er immer war, zeigt keinen Verfall, keine Alterserscheinungen, keine Schwächen, kein Nachlassen der Energie, kein Abstumpfen seines wachen, dynamischen Geistes. Alle Dinge sind sterblich, außer den Juden; alle anderen Kräfte vergehen, er bleibt.“ („Israel – Zentrum der Weltgeschichte“ Lambert S. 53)
Leo Tolstoi in einem Artikel über die Frage : « Was ist ein Jude » ... Der Jude ist das Sinnbild der Ewigkeit. .... Der Jude ist so unvergänglich wie die Ewigkeit selbst.
Was jedoch könnte ein anderer Grund sein, warum das Judentum bisher als Volk überlebt hat? Interessant ist hier, welche Erklärung E.G. White diesbezüglich gab:
"Der Fluch Gottes verfolgte sie (Juden) und sie wurden den Heiden und den Christen zu einem Sprichwort und zur Verachtung...Doch ich sah, dass Gott dies Volk wunderbar erhalten und es über die ganze Welt zerstreut hat, auf dass man an ihm sehen möge, wie es besonders von dem Fluch Gottes heimgesucht ist. Ich sah, dass Gott die Juden als eine Nation verworfen hat; dass aber doch einzelne unter ihnen sich bekehren und imstande sein werden, die Decke von ihren Herzen wegzuziehen und zu erkennen, dass sich die Prophezeiung betreffs ihres Volkes erfüllt hat. Sie werden Jesum als den Heiland der Welt annehmen und die große Sünde ihrer Nation sehen, indem sie ihn kreuzigte und verwarf." (EG. 203)
"Ein großes Werk ist noch in unserer Welt zu tun. Gott hat gesagt, dass es zu einer Sammlung der Heiden kommen soll, aber nicht nur der Heiden, sondern auch der Juden. Unter den Juden gibt es viele, die sich bekehren werden. Durch sie werden wir sehen, wie das Heil Gottes vorankommt... Es gibt überall Juden. Ihnen muss das Licht der gegenwärtigen Wahrheit gebracht werden. Unter ihnen sind viele, die zur Erkenntnis kommen und die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes mit großer Macht verkündigen werden." (Ev. 578 S.S. 1.7.91)
Mich würde interessieren, wie Du oder besonders auch Blume über diese Darstellung denkt?