@dieGlückliche,
Du weißt gar nicht, welchen wertvollen Beitrag du für mich mit Deinen Überlegungen und hoffentlich auch für die eingeschriebenen Mitglieder aber vielleicht auch für solche, die es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr sind, nicht mehr sein dürfen, und vielleicht auch für solche, die es noch werden möchten oder solche die sich einfach informieren wollen was STA glauben etc., geleistet hast.
Ich wünschte, wir könnten nun jeden der Sätze, die Du nun geschrieben und heute den ganzen Tag auch darüber nachgedacht hast, eine ausführliches und gut brüderliches oder schwesterliches Gespräch führen, auch wenn einige in diesem Forum offensichtlich nicht mehr wünschen, dass ich noch meine Beiträge bringe und hier Fragen an die Adventgemeinde und an adventistische Theologie stelle.
Dein erster Satz hier zeigt schon, wie berechtigt und sinnvoll das ist.
ZitatIch wusste gar nicht, dass diese WasWäreWenn - Frage tatsächlich Gegenstand theologischer Diskussionen ist.
Dazu kann ich nur mal sagen, dass Du sicher nicht die einzige in diesem Forum und sicher auch nicht in deiner Gemeinde bist, die das nicht wusste und sicher noch nie etwas davon hörte. Ich kann Dir auch garantieren, dass meine Situation wesentlich damit zu tun hat, dass viele STAs gar nicht wirklich wissen, was bei so manchen Fragen die Gemeinde und die Theologen hochoffiziell glauben und lehren. Das kann man ja auch hier in diesem Forum deutlich erkennen. Doch diese Beobachtung kannst Du in jeder Kirche machen. Frag mal wie viele Katholiken, Protestanten und andere Christen, denen Du begegnest, eigentlich wissen, was ihre Kirche oder Gemeinde wirklich glaubt und lehrt.
Wenn einige der Teilnehmer in diesem Forum nur allein wissen würden was auf unseren Schulen, Universitäten oder nur allein auf der theologischen Hochschule in Friedensau und dem gegenüber z. B. in Bogenhofen oder Collonges gelehrt, geglaubt und gehört werden kann, würden sie sicher nicht mehr wünschen, dass dieses Forum nur für eine gewisse Spezis von Adventisten offen sein sollte.
Zu dem Thema Alternativen zur Kreuzigung Jesu, kann ich Dir nur mal sagen, dass ich schon als 14 jähriger Jugendlicher in den 50iger Jahren von Predigern damals noch hörte, wie der Tod Jesu trotzdem passiert wäre, wenn die Juden ihn als Messias angenommen hätten. Was ich darüber bis etwa ins Jahr 2000 wusste, wo ich selber mit dieser Frage in meinem persönlichen Studien und Nachdenken konfrontiert war, werde ich Dir im Laufe der Antworten sagen, die ich hier der Reihe nach durchgehen möchte.
ZitatAlso die Antwort auf die Frage: Was wäre passiert, wenn die Welt Jesus angenommen hätte und niemand ihn hätte töten wollen? Zunächst kam mir der Gedanke, dass Satan ihn dann durch seine Engel, ein Blitz vom Himmel oder durch was auch immer hätte töten können. Dann dachte ich mir aber, dass die Antwort wohl zu einfach ist und es bestimmt in der Bibel Hinweise darauf gibt, dass Satan selbst nicht Hand an Jesu Leben legen konnte ähnlich wie bei Hiob.
Dein erster Gedanke entspricht interessanter Weise genau der Antwort eines Theologen in einem unserer Arbeitskreise, den wir schon im Jahre 2003 etwa hatten. Ich war in diesem damals noch sehr offenen Arbeitskreis eingeladen, über das Thema "Der Nahostkonflikt" zu sprechen, weil ich einige Wochen vorher eine Predigt in der Gemeinde Baden bei Wien hielt, bei der ein Prediger, der ebenfalls in diesem Arbeitskreis mitarbeitete, ebenfalls anwesend war und die Predigt so interessant und mit so vielen neuen Gedanken zum Nahostkonflikt für ihn gefüllt war, dass er mir sagte, dass er es gut finden würde, dass wir dieses Thema in unserem nächsten Arbeitskreis unbedingt besprechen sollten, so dass auch die anderen Kollegen darüber informiert werden könnten.
Meine Notizen zu diesem Thema habe ich noch bei mir. Ich habe über dieses Thema dann in den Jahren danach bis 2005 Wochenendseminare in verschiedenen Gemeinden in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Tschechien, Kroatien gehalten. Da gibt es z. Teil auch Cds davon.
Jedenfalls habe ich in diesem Arbeitskreis, der aus einigen Predigern und zwei Theologen von Bogenhofen zusammengestellt war, unter anderem die Frage gestellt, ob es Gottes Plan und Wille war, dass der Tempel in Jerusalem, der nach der babylonischen Gefangenschaft wieder erbaut wurde, und in dem Jesus predigte, und samt der Zerstörung Jerusalems unbedingt zerstört werden musste, nur weil Daniel 9 es so vorhersagte. Hätte es nicht eine andere Möglichkeit gegeben, so dass der Tempel heute noch stehen könnte, und Jerusalem bis heute eine wirkliche Stadt des Friedes sein könnte. Eine erste Reaktion eines der Predigers in dem Kreis war, dass dies eine spekulative Frage sei, die wir nicht beantworten können. Und seither höre ich fast nur mehr solche Antworten, bei dieser Frage.
Für mich war es dann aber interessant, dass dieser Prediger dann gleich von anderen Kollegen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Jesus eigentlich nicht wollte, dass Jerusalem und der Tempel zerstört wird. Er sagte doch, dass er nur deshalb zerstört werden würde, weil sie die Zeit ihrer Heimsuchung durch die Gegenwart und das Wirken Jesu nicht beachtet haben.(Siehe Luk. 19,14-44)
Was wäre also gewesen, wenn sie auf Jesu Predigt und seine Warnungen und Umkehrrufe geachtet hätten? Hätte sich dann Daniel 9,26-27 nicht so erfüllt, wie es dort steht? Wäre dann Daniel ein falscher Prophet gewesen?- stellte ich die Frage.
Ich verwies sie dann auf die Prophetie von Hesekiel 37 und Jer. 30, wo auch von einem Wiederaufbau von Jerusalem nach der babylonischen Gefangenschaft die Rede ist, und wo dann aber von keiner Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalems mehr steht, sondern von einem ewigen Bestehen der Stadt und des Heiligtums steht.
Faktum, zu dem wir uns in dem Kreis einigten war also, dass die Juden die Wahl in ihrer Hand hatten, welche dieser unterschiedlichen Prophezeiungen über Jerusalem und den Tempel sich erfüllen würde und welche nicht. Alles lag daran, was sie mit dem Messias machen würden. Würden sie ihn ablehnen und töten oder nicht?
Dann stellte einer der Prediger die Frage: Ja, was wäre denn gewesen, wenn sie ihn tatsächlich angenommen und nicht getötet hätten? Und eine der ersten Antworten von einem der Prediger im Kreis war, dass ihn dann eventuell der Teufel selbst getötet hätte, das wurde dann gleich von einem der Theologen in Frage gestellt. Er meinte dann, das ihn dann wohl die Römer getötet hätten, wenn es die Juden nicht getan hätten. Eine Erklärung, die Du übrigens auch in dem Bibelfernkurs über den Römerbrief (Nr.11) als Erklärung zu den Problemen in Römer 11 so finden kannst.
Mein Einwand war dann, dass ihn ja die Römer ohnehin gekreuzigt hatten, obwohl es Pilatus eigentlich nicht wollte, weil er Jesus ja nicht schuldig erkannte. Er war nur zu feige, sich gegen den Druck der Juden zu stellen. Aber hätte er es verhindern können, dass Jesus von den Juden so behandelt wird? Hätte er Jesus unter seinen Schutz nehmen können? Wäre das der Wille Gottes gewesen? Ja, was wäre wenn ...? Sind das wirklich dumme Fragen?
Eine andere Alternative, die von einem der Theologen in dem Kreis kam, war, dass in möglicher Weise der Vater selbst so nach dem direkten Muster der Opferung Isaaks geopfert hätte.
Ich persönlich war innerlich entsetzt über solche Antworten, aber versuchte mir es nicht anmerken zu lassen, hätte aber sofort viele Fragen an die Brüder gehabt, doch der zeitliche Rahmen des Kreises war begrenzt und so sagte ich nur, dass ich meine, dass es sich lohnen würde, diese Fragen in einem weiteren Kreis noch etwas weiter zu verfolgen. Das aber kam leider aus organisatorischen Gründen nicht mehr zustande.
Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt, noch keine persönliche Lösung für dieses Problem, aber es ließ mir seither keine Ruhe mehr, und so kam es über Jahre zu diesen Fragen, die ich heute noch an STA-Thelogie aber inzwischen auch an katholische und protestantische und andere Theologie. Und alle, die sich nun solche Alternativen ernsthaft überlegen, begründen ihre Meinung nun auch mit biblischen Argumenten. Doch darüber in einem nächsten Beitrag mehr.
Mich würde nun aber interessieren, wie andere in diesem Forum über deine Überlegungen und nun auch über meine erste Antwort darauf denken, bevor ich dann noch weiter auf Deinen Beitrag eingehen möchte.
Vielen Dank jedenfalls für den Mut und die Bereitschaft, die Dir sicher der Hl Geist gab, um dir während dieses Tages diese Gedanken darüber zu machen. So viel wirst Du wahrscheinlich an einem Tag noch nie über den tieferen Sinn des Todes und des Leidens Jesu gemacht haben. Stimmts? Es könnte Dich in der nächsten Zeit zu einem ganz neuen Interesse am Bibelstudium bringen.
Ich habe ja vor einigen Tagen an Baptist schon die Frage nach der Bedeutung von Jer. 30 und Hesekiel 37 im Vergleich mit Daniel 9 gestellt, aber weder er noch irgend jemand anderer in diesem Forum hat darauf reagiert. Wie schade!
Armin