Taufe ohne Gemeinde?
Ich möchte mich auf Jesus Christus taufen lassen. Muss ich mich aber auch unbedingt für eine Kirche oder Gemeinde entscheiden?
Die Bibel fordert nicht explizit eine Gemeindezugehörigkeit für frisch Getaufte. Das liegt aber wohl daran, dass eine solche für die ersten Christen eine Selbstverständlichkeit war. Jesus sagt im Neuen Testament, dass wir durch die Neugeburt aus Wasser und Geist, also durch die Taufe, zu Kindern Gottes werden (Joh. 1,12; 3,5). Wir werden so gewissermaßen in die Familie Gottes hinein adoptiert. Durch Gott, unseren Vater, wird jeder getaufte Christ zur Schwester oder zum Bruder. Jesus bringt diesen Aspekt in Markus 3,35 noch deutlicher zum Ausdruck: „Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter." Die Nachfolger Jesu bilden die Gemeinde, die „ekklesia". Das sind die aus der Welt Herausgerufenen. Jesus spricht im Missionsbefehl (Mattb. 28,19.20) von Unterweisung,
Taufe und Begleitung der Neugetauften durch die Gemeinde. Für Jesus waren offenbar Taufe und Gemeindezugehörigkeit
eng miteinander verbunden. Beides sind sichtbare Zeichen der Bekehrung.
Für Paulus gab es keinen Zweifel in Bezug auf die Notwendigkeit einer Gemeinschaft der getauften Glieder.
Das Überleben der neu gegründeten Gemeinden in Anfechtung und Verfolgung hing vom Zusammenhalt der Gläubigen vor Ort ab. Deshalb organisierte und besuchte er auf seinen Missionsreisen Gemeinden, in denen er Älteste einsetze (Apg. 14,23). In Galater 3,26-29 knüpft er theologisch an das Gemeindeverständnis des Alten Testamentes an, wenn er die aus den „Heiden"
Bekehrten als Erben der Verheißung bezeichnet, die Abraham galt. Judenchristen und Heidenchristen bilden nunmehr das geistliche Volk Gottes. Wer Christus in der Taufe angenommen hat, gehört zu seinem Volk.
In 1.Kor. 12,13 findet sich eine der deutlichsten Aussagen zum Thema: „Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft". Für Paulus war die Verbindung mit Jesus in der Taufe zugleich der Beginn der Zugehörigkeit zur Gemeinde. Jesus und seine Gemeinde sind eins und können nicht getrennt werden. Eine Entscheidung für Jesus ist eine Entscheidung für seine
Gemeinde. Mit der Glaubenstaufe ist der Empfang der „Gabe des Heiligen Geistes" verbunden (Apg. 2,38). Durch den Heiligen Geist erhalten wir unterschiedliche Gaben, um sie zum Aufbau der Gemeinde einzusetzen. In Eph. 4,11.12 steht: „Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden." Die Gaben sind nicht Voraussetzung für die Zugehörigkeit, zeigen aber, wie Gott durch die Zusammenarbeit vieler Gläubiger wirken will.
Ferner berichtet Lukas vom „Hinzufügen" der „Neu-Bekehrten" bei ihrer Taufe (Apg. 2,41.47). Auch wenn im Vers 47 das Wort „Gemeinde" nicht vorkommt (vgl. ELB), ist hier dennoch die Verbindung mit der Jüngerschar gemeint. Und dann ist da noch Petrus. Er fragt die Brüder: Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?" (Apg. 10,47). Er sucht hier offenbar die Zustimmung der Brüder für die Taufe von Kornelius und seinen Freunden und Verwandten. Auch die Purpurhändlerin Lydia will sich der Anerkennung der Brüder versichern, wenn sie sagt: „Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da."
(Apg. 16,15)
Die Bibel verknüpft die Taufe untrennbar mit der Gemeindezugehörigkeit. Eine Taufe auf Jesus ohne Gemeindezugehörigkeit
ist Ausdruck einer unvollständigen Nachfolge. Nachfolge Jesu führt immer zum Dienst am Nächsten und den Mitjüngern.
(Christian Schindler, BWgung)
Kommentare 4