Religiöser Wahn

  • Verschiedentlich hörte ich einen Pfarrer erzählen, er habe einst eine wohlhabene Frau getroffen, bei der auf Betreiben ihrer Angehörigen bzw. potentiellen Erben ein "religiöser Wahn" diagnostiziert worden sei. Der Wahn habe sich darin gezeigt, dass sie aus religiösen Gründen angefangen hat, Besitz zu verschenken.

    Wir haben hier den Fall, dass eine Frau Hab' und Gut weggibt, weil sie meint von Gott dazu aufgefordert zu sein, oder vielleicht, weil sie glaubt, das Jüngste Gericht werde bald beginnen.

    Wahnsinn?

    Was würde man von einem modernen Abraham denken, der sich anschickte, seinen Sohn auf Gottes Geheiß zu opfern?

    Ich möchte hier gar nicht behaupten, dass Abraham mit den geeigneten Psychopharmaka hätte geholfen werden können. Aber ich wundere mich, dass Menschen, die gegenwärtig aufgrund religiöser Ideen gegen die Normen und Wertvorstellungen der Gesellschaft verstoßen, auch von Christen bedenkenlos als krank und wahnhaft angesehen werden; Abraham - weit weg, Bibel, nur Papier? - Abraham hingegen ist freilich "unser aller Vater" oder wenigstens ein hehres Vorbild.

    Woran unterscheidet man, was religiöser Wahn ist,
    was hingegen ein zulässiger und zu tolerierender Glaube?


    Gruß
    Daniels

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    2 Mal editiert, zuletzt von Daniels (27. Juli 2011 um 05:30)

  • Hallo

    würde sie wohl auch -wie Abraham- hingehen und ihren Sohn töten wollen weil Gott es ihr vielleicht gesagt hat?

    Dann würde ich mir Sorgen machen.....

    Also ich bin manisch-depressiv und wenn ich anfangen würde mein Hab und Gut zu verschenken, würde ich als manisch gelten und sie würden mich einkaschteln.

    Liebe Grüße

  • Leute die den religiösen Wahn verfallen sind, haben im Grunde nichts mit dem Glauben an Jesus zutun, die kennen auch nicht die Bibel.
    Kenne einen Fall aus der Vergangenheit, von einen Bekannten von uns ist die Mutter diesen Rel.Wahn verfallen, die waren Geschäftsleute, sie war nur mit den Pfarrern unterwegs, betete diese an, lief zwar auch in die Kirche und verschenkte alles Hab und Gut der Kirche. Die Kinder hatten nichts zu essen, wurden allein gelassen und vernachlässit.

    In unserer Ortschaft ist eine Bauernfamilie, die Alten haben religiösen Wahn, sie beten Relikte an, Statuen, die sie in ihren Haus haben, sind schon gebrechlich und der Pfarrer bringt jeden Sonntag die Kommunion ins Haus.
    Und die Jungbäurin sagt selber sie leide an religiösen Wahn, sie hat das Gefühl sie sein an alllen Schuld, geht aber nicht in die Kirche, sie sagt zum Pfarrer wenn er die Hostien-O.blaten bringt, das ist mein Gottesdienst was ich hier tue. habe jetzt gekocht. Sie liest auch keine Bibel, sie verweigert alles was mit Kirche zutun hat.
    Sie hat Psychische Probleme und wird auch behandelt.

  • Hallo

    Also ich bin manisch-depressiv und wenn ich anfangen würde mein Hab und Gut zu verschenken, würde ich als manisch gelten und sie würden mich einkaschteln.

    Liebe Grüße


    Ich bekomme grad zu hören, ich sei auf dem Weg in die nächste Manie. Ich sehe das anders, denn da ist man oder nicht, man ist nicht "auf dem Weg".
    Ich zumindest nicht. Bie mir war es von jetzt auf nun.
    Manchmal auch religiös - meist eher konsumierend.

    Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3)

  • Hallo Linda

    du bist also eine Leidensgenossin? :)

    Stimmt ...manisch bzw. hypomanisch wird man nicht sondern ist man einfach.

    Ich habe in einer Hypomanie sogar schon Gottes Stimme gehört...bin in einen religiösen Wahn verfallen.

    Liebe Grüße

  • Von der Frau ich spreche, die bezeichnet sich Selbt " Sie habe einen religiösen Wahn"

    und zum anderen sollte man schon Unterscheidungsgabe besitzen und das erkennen.
    Den der mit Christus wächst uns reift, mit ihm den Weg zum Vater geht, der bleibt auch am Boden der Tatsachen, der ist standhaft, klar und realitätsbezogen.

  • Wie hat mein Pator mal zu mir gesagt:

    Bleib so wie du bist ...mit dem Kopf im Himmel und mit den Füßen am Boden!

    Mein Motto: Bekehre nicht - lebe!!

    LG

  • Ich möchte auf die Richtung meiner Frage einmal anders aufzeigen.

    Wenn es in der Bibel steht wird manche Kröte geschluckt, auch ein sehr radikales Verhalten, etwa, dass Abraham sich anschickte, seinen Sohn auf Gottes Geheiß abzuschlachten, wird fromm im Stuhl sitzend in ruhigem Gespräch als vorbildlich und ganz herrlich angepriesen.

    Aber was geschieht, wenn es ums tägliche Leben geht, hier und jetzt?

    Nehmen wir eine historische Person: Franz von Assisi. Von Menschen verschiedener Konfession, ja verschiedener Religion hochgelobt. Aber fast durchgängig, wird es abgelehnt, wenn jemand heutzutage ähnlich handelt.

    Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Solange Abraham in der Bibel bleibt, ist er ok?

    Wird ein konsequenter Glaube zwar mit Worten gelobt, aber in aller Regel in der Praxis abgelehnt?

    Nehmen wir an: Jemand ein Ehepaar kündigt seine Lebensversicherungen und gibt einen Großteil der angesparten Altersversorgung für ein soziales Projekt weg. Ganz ehrlich: Wie viele Adventisten werden hinter vorgehaltener Hand oder nur in Gedanken urteilen: "Das ist verrückt, ich würde nie soetwas tun?"

    Also:
    Woran, an welchen Anhaltspunkten unterscheidet man,
    was religiöser Wahn ist,
    was hingegen ein zulässiger und zu tolerierender Glaube? 
    Oder: Ab wann ist etwas nur eine spinnerte Idee, bis wann rechter Glaube?


    Gruß

    Daniels

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    darauf lasst euch nicht ein..."

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    5. Mose 30, 19

  • Hallo Daniels

    hmmm ...wirklich schwierig ... ich denke mal solange etwas in einem Rahmen geschieht wo du weder dich selber noch andere schädigst ist das "normal".

    LG

  • Wäre nett, wenn noch jemandem etwas zu meinen Fragen einfällt. Ich treffe mich heute mit ein paar Leuten, wobei auch ungefähr diese Frage angesprochen werden wird und mich interessieren verschiedene Ansichten zu diesem Problem.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

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    • Offizieller Beitrag


    Ich fürchte, Deine berechtigten Fragen lassen sich nicht "einfach" beantworten, denn es hängt zusehr vom Standpunkt des Beobachters ab wo die Grenzen gezogen werden.

    Ich kenne jemanden, der ist psychotisch und es ist sehr schwierig zu beurteilen ob, was er sagt wirklich eine Manifestation des Heiligen Geistes ist, oder ein psychotischer Schub - jedenfalls wenn man ihn nicht lange und gut kennt.

    Für den (ungeschulten) Beobachter ist mal alles, was nicht kriminell ist oder massiv gegen die guten Sitten verstösst, als "zu tolerierender Glaube" einzustufen, denn warum soll ich einem Glauben der mir "verrückt" erscheint die Toleranz verweigern. Wenn tatsächlich ein Verdacht auf eine gesundheitliche Störung vorliegt, benötigt man eine Diagnose, möglichst von zwei unabhängigen Fachleuten...

    Verschiedentlich hörte ich einen Pfarrer erzählen, er habe einst eine wohlhabene Frau getroffen, bei der auf Betreiben ihrer Angehörigen bzw. potentiellen Erben ein "religiöser Wahn" diagnostiziert worden sei. Der Wahn habe sich darin gezeigt, dass sie aus religiösen Gründen angefangen hat, Besitz zu verschenken.

    Wir haben hier den Fall, dass eine Frau Hab' und Gut weggibt, weil sie meint von Gott dazu aufgefordert zu sein, oder vielleicht, weil sie glaubt, das Jüngste Gericht werde bald beginnen.

    Wahnsinn?

    In den Augen der Familie (die das Erbe verliert) Wahnsinn, denn sie denken vermutlich es wurde der Frau "herausgelockt". Dem, der die Geschichte hört, bzw. sie liest ist es unmöglich zu sagen in welcher Weise die Frau zum Opfer wurde:

    • indem man sie dazu brachte ihr Vermögen zu verschenken
    • indem man sie für geisteskrank erklärte


    beides kann zutreffen.

    .

  • Hallo Linda

    du bist also eine Leidensgenossin? :)

    Liebe Grüße

    Ich mag das Wort Leidensgenossin nicht. Leiden und gneißen passen für mich nicht zusammen. ;) Außer4dem leide ich nicht an der Bipo, sondern unter den Vorurteilen so manch Mitmenschen. Aber ich stehe dennoch (mittlerweile) offen zu meiner Besonderheit. Ich sehe mich auch nicht als krank. Ich nehme die Bipo an als ein Geschenk, welches mich zu intensiven Erfahrungen brachte und mit dazu beitrug, dass ich bin wer/wie ich bin.

    Als ich anfing, mich mit der Bipo auszusöhnen, begann sich auch meine Einstellung zur Schöpfung zu verändern. Ich betrachtete zB die Diskussion über Evolution vs. Schöpfung mit anderen Augen und zog eigene Schlüsse.
    Außerdem konnten meine Medis umgestellt werden, seit ich, vielleicht egoistischweise wie manche mir vorwerfen, mich intensiv mit mir selbst beschäftigt habe und mir dadurch auch weitsichtiger einiges anders, klarer erschien.

    Und eben dieses ist, was zB mein Freund als Beginn einer erneuten Manie vorwirft. Mein Lesen in der Bibel, was gar nicht so oft ist, wie denke, mal mehr, mal weniger. So, wie ich es "ertragen" kann in dem Moment.

    Vor ein paar Jahren, lange vor meiner Diagnose, war ich wohl in einem religiösen Wahn. Mein Umfeld hätte mich damals eigentlich dringend einweisen müssen, aber sie hielten es für einen Spleen. Wenn ich heute davon erzähle, versuche ich es witzig zu verpacken, weil ich oft Entsetzen in den Geischtern sehe.

    Daniels, du schreibst:

    Zitat

    Wenn es in der Bibel steht wird manche Kröte geschluckt, auch ein sehr radikales Verhalten, etwa, dass Abraham sich anschickte, seinen Sohn auf Gottes Geheiß abzuschlachten, wird fromm im Stuhl sitzend in ruhigem Gespräch als vorbildlich und ganz herrlich angepriesen.

    Ja, heutzutage würde er wohl eingewiesen werden. Da kommt nämlich oft die Angst zu tragen, die die Menscheit hat. Die Ungewissheit, wann kommt das Jüngste Gericht, wie wird es mich aburteilen? Ist diese Person ein Prophet, die nun verkündet, morgen ist es soweit? Wenn wir sie mundtot machen, kann sie nichts ankündigen und was nicht angekündigft wird, kann nicht passieren.
    Dazu kommt, dass oft Menschen unter Drogen "göttliche Eingebungen" haben. Ich bin nicht so bibelfest wie ihr, aber ich wüsste so spontan keine Stelle, an der von anderen Drogen als Alkohol die Rede ist. Hier wird es einem religiösen Wahn zugeschrieben. Ich habe damals in der Psychiatrie einen Mann getroffen, der in den 60ern zuviel LSD eingeworfen hatte. Seine Verbundenheit zu Gott kam erst nach dem Entzug. Dennoch wurde bei ihm eine Schizophrenie diagnostiziert, weil er ja dfiese Drogenerfahrungen hat und es könne nicht anders sein. Sie stellten ihn mit Medis ruhig, die ihm das Gefühl gaben, innerlich tot und von allem und jedem abgeschnitten zu sein. Das kenne ich, so waren einige der Medis, die ich bekam, auch. Menschen, die unbequem sind, werden ruhiggestellt.

    Zitat

    Nehmen wir eine historische Person: Franz von Assisi. Von Menschen verschiedener Konfession, ja verschiedener Religion hochgelobt. Aber fast durchgängig, wird es abgelehnt, wenn jemand heutzutage ähnlich handelt.

    Wenn ich mich recht erinnere (ich sollte mal genau nachlesen, hab aber grad nicht die Zeit dazu), wurde er aber schon zu seiner Zeit verspottet, weil er eben lebte, wie er lebte. Weil er anders war. Was anders ist, macht Angst. Sei es damals der Franz, ist es heute die Amy (Winehouse). Aber wenn so jemand stirbt, findet plötzlich jeden diesen Typ toll und will eine Scheibe abhaben. Jeder will diesen Menschen plötzlich gekannt haben und war ja sooo der Fan. Und einige Zeit später regen sich eben diese Leute auf, wenn jemand das gleiche tut, wie der "geliebte Star". Haben sie nicht alle die Beatles hochgelobt, besonders John Lennon (der passt evtl. sogar besser als Amy)? Wie er über Freiheit und Gleichklang sang? Die Generation meiner Eltern hing teilweise an den Lippen des Mannes und Meditation war in. Aber auch John nahm Drogen. Ein Grund, sich von ihm zurürck zu ziehen und die Schönheit seiner Texte zu vergessen. Käme jetzt einer daher, der ist wie John war, käme gleich der Drogenvorwurf.
    Ich hab mal ein Zitat von John gelesen. Er sagte, er sei nicht religiös, aber der Christusgedanke gefiele ihm und man solle ihn leben, denn er sei religionsübergreifend.

    Zitat

    Also:
    Woran, an welchen Anhaltspunkten unterscheidet man,
    was religiöser Wahn ist,
    was hingegen ein zulässiger und zu tolerierender Glaube?
    Oder: Ab wann ist etwas nur eine spinnerte Idee, bis wann rechter Glaube?

    Drogeninduzierter oder psychotischer Wahn bedeutet für die Gesellschaft und Mediziner, dass man hinterher einfach nicht gesund sein kann um reliogiös zu werden/sein. Das ist eine vorgefertigte Meinung. AUch ein Wahn, fällt mir grad so ein.
    Letzlich scheint es mir, als schöbe man Religion ansich immer öfter auf Drogen. Drogen verändern den Hormonhaushalt (Noradrelanin, Domapin, Serotonin etc). Ich hab gelesen, dass das Blut einer hochgrad manischen Menschen vergleichbar mit dem Blut einer Menschen auf LSD-Trip ist. Und wie schon gesagt, in den Büchern ist immer die Rede vom Wein. (Ich lass jetzt mal die Diskussion über Wein/Traubensaft/Most weg und gehe von der gemeingültigen Meinung aus, dass es sich um richtigen Wein handelt)
    Heutzutage ist Alkohol so in der Gesellschaft verankert, dass er normal ist. Man wird sogar schräg angesehen, wenn man nichts trinken will. Der Anti-Alkoholiker ist wie ein Aussätziger unserer Zeit. Er wird beäugt, es wird getuschelt. Wer aber unter Alkoholeinfluss über Gott dikutiert wird als niedlich bestenfalls als spinnert gesehen, der sich im Suff was zusammen faselt. Das gleiche unter Drogen gilt als Wahn und wenn, man aus welchen Gründen auch immer mal psychiatrische Hilfe hatte, sowieso.

    Jetzt wurde das mehr als ich wollte, denn eigentlich wollte ich seit 10 min los sein zum Einkaufen :rolleyes: .

    Dennoch hoffe ich, ich hab einigermaßen erklären können, was ich darüber denke.

    edit: Mir fiel grad noch was ein, weiß nicht, ob es so ganz passt, aber ein bisschen auf jedenfall.... Ich esse seit ein paar Monaten (eigentlich) kein Scheinefleisch mehr. (Eigentlich, weil ich feststellen musste, dass in einigen sog. Geflügelwurstsorten Speck drin ist. Die kaufe ich seitdem auch nicht mehr.) Ich machte mir damals Gedanken, warum zB die Juden kein Schwein essen und forschte nach. Schweine fressen alles, auch Fäkalien. Da hab ich die arme Sau einfach ausgeschlossen ;) .Schnell merkte ich, dass meine Haut besser wurde, ich hatte weniger Flatulenzen und allgemein wurde meine Darmtätigkeit wieder besser. An meinem ersten Tag im Wohnheim sagte ich dann auch, dass ich kein Schwein esse. Es kam SOFORT und mit einem ENTSETZEN Gesichtsausdruck die Frage auf, ob es religiöse Gründe gäbe und sichtbare ERLEICHTERUNG, als ich dieses verneinte.
    Religion scheint oftmals wirklich Angst zu machen und wird wohl daher schon fast allgemein als Wahn angenommen...

    lg
    Linda

    Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3)

    Einmal editiert, zuletzt von Linda (28. Juli 2011 um 10:27)

  • Hallo Linda

    ich habe mich damit abgefunden ein Bipo zu sein.... seit März diesen Jahres nehme ich keine Medis mehr. Das ist streckenweise sehr schwierig, aber ich will unbedingt ohne die Pillen auskommen.

    Das Problem ist, dass ich dann wenn ich hypomanisch bin in einen regelrechten "Gotteswahn" verfalle ... und wenn ich Depri werde alles in Frage stelle. Dann will ich aufegeben, weil ich meine niemals ein gutes Gotteskind zu sein ....und ich auch niemals eine "richtige" Adventistin sein kann.

    Ich versuche gerade meine Mitte zu finden und ich tue nur noch das was MIR gut tut! Ich tue nicht mehr das was ANDERE von mir erwarten.


    LG

  • Ich versuche gerade meine Mitte zu finden und ich tue nur noch das was MIR gut tut! Ich tue nicht mehr das was ANDERE von mir erwarten.


    Das ist sehr gut. Ich bewudere dich dafür, dass du das so durchziehst. Wir sind ja zum Glück frei in unserer Entscheidung. Ich nehme meine Medis, schon weil ich die Verantwortung für ein Kind trage. Aber vielleicht bin ich in 1 oder 2 Jahren stabil genug, EMPFINDE mich als gestärkt genug, um die Medis ganz abzusetzen. Heute stehe ich noch nicht an dem Punkt, an dem es möglich ist.

    Allerdings ist das mittlerweile wohl etwas zu OT für das Thema ;)

    lg
    Linda
    (die jetzt passenderweise gleich zum Quartalsbesuch beim Psychiater muss. 2008 musste ich da noch wöchentlich hin)

    Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3)

  • Liebe Linda

    das hört sich sehr vernünftig an! Du machst das schon richtig!

    Naja .... es hat ja schon was mit dem Thema Wahn zu tun ;)

    Ich wünsche dir alles Gute und einen schönen Tag.

  • Stimmt auch wieder. Ich denke nur, dass es für die anderen zu sehr in Details geht und sich nachher in ein Gespräch über die Bipo an sich wandelt und nicht mehr beim/im Wahn (religiös ) bleibt.

    Übrigens kam mir auf dem Weg nach Hause ein evtl. anderer Grund in den Sinn, warum mein Freund mich für unausgeglichen hält...
    (Man hat bei einem 30min Fußweg wirklich eine Menge Zeit zum Nachdenken)
    Vor einiger Zeit habe ich angefangen einige Dinge (Bücher, DVDs, Kleidung, Spiele etc.) wegzugeben, weil ich merkte, dass sie keine Bereicherung (in welchem Sinn auch immer) sind, sondern teilweise belasten. Sei es durch dumm rumstehen und einstauben oder dadurch, dass sie nicht mehr passen (Kleidung). Warum soll man sowas wegwerfen, wenn es genug Menschen gibt, die genau diese Dinge brauchen/wollen?

    Da sah ich ein, dass unsere Gesellschaft so dermaßen auf Konsum und Besitz fixiert ist, dass die Nächstenliebe als falsch angesehen bzw. gar nicht mehr erkannt wird. Respektlosigkeit ist so normal geworden... Ich hab vorhin fast geweint. Auf dem Weg zum/vom Arzt gehe ich über einen Kirchplatz, Rasen, Bäume. Ein Mann ging dort mit seinem Hund spazieren und der Hund erledigte ein großes Geschäft auf dem Rasen. Der Mann machte keinerlei Anstalten, dieses zu entfernen. Wie respektlos kann man sein?

    Mein Endergebnis war: Es wird leichter von einem religiösen Wahn gesprochen, als dass der Konsumwahn erwähnt wird.

    Rückblickend muss ich wirklich sagen, dass meine Konsumphasen weniger für Aufsehen sorgten als meine religiösen Interessen (wahnhaft oder nicht). Dazu muss ich vielleicht mal erzählen, dass ich einmal für über 80€ Wolle im Internet gekauft habe, obwohl wir mit knapp 40€ wöchentlich für Lebensmittel auskommen mussten und ich damals noch nicht mal stricken konnte. Heute kann ich es und verarbeite wann immer es passt die Wolle.
    Dass ich einmal zur Bank ging, weil ich ein Haus kaufen wollte, zu 100% finanziert natürlich, und dann auch noch sauer war, weil sie mir die Kohle nicht gaben! Schließlich war ich doch berühmt! Meinem Sohn hab ich für 100€ im Internet was für die Zuckertüte gekauft. Achja, bei ebay hab ich in dem Monat auch noch viel Geld gelassen.
    Meine Mutter hat uns damals jeweils finanziell aufgefangen. Das war für sie selbstverständlich. Da wird auch heute nicht drauf rumgeritten. Auch meine "Weg-lauf-Aktionen" finden kaum Erwähnung. Aber meine esoterisch-religiösen Abenteuer bekomm ich regelmäßig wieder aufs Brot gelegt.

    Mein Psychiater befindet mich übrigens für okay und will mich erst im November wieder sehen. Alles ist gut!

    Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3)

  • In meinem Regal habe ich ein Buch stehen von dem Autor Kurt Blatter, geb. 1944, das den Titel trägt : "Zwischen Wahn und Wirklichkeit - macht Glaube krank ?" vom Schwengeler Verlag 1993, CH-9442 Berneck. Ich kenne weder den Autor noch habe ich das Buch gelesen, nur überflogen. Meines Erachtens macht das Evangelium von Jesus Christus nicht krank, sondern eher gesund. Was krank macht, ist der Mißbrauch der Religion durch den Menschen, indem man z.B. jemandem einredet, unrettbar Sünder und Schuldiger zu sein, für immer Verlorener, von Gott gehasst usw. Man kann jemndem einreden, dass menschliche Schwächen, "Fehler", nicht sein dürfen, weil Gott nur den "perfekten, makellosen, sündfreien" Menschen liebt und das man viel tun und leisten muss, um "errettet" zu werden. Vielen wird mit Gott "gedroht", es wird "Angst und Druck" erzeigt. Der Glaube an Gott wird so zu einer "Belastung" und nicht zu einer "Entlastung". Viele lernen das Christentum nur als Katholizismus kennen und lesen im katholischen Katechismus z.B. "... die selige Jungfrau ... indem sie der Darbringung des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte..." und dies als "Abartigkeit" begreifen (Prof. Uwe Lehnert in seinem Buch "Warum ich kein Christ sein will !"). So manch einer ist vom Katholizismus so enttäuscht, dass er sich vom Christentum abwendet, wenn er kann, weil die Angst vor Dämonen, der ewigen Hölle und dem Teufel geschürt wird usw. Das kann alles sehr krank machen. Viele machen ihren Glauben an Gott direkt von Menschen abhängig, die enttäuschen können, was für psychisch labile Persönlichkeiten zum Problem werden kann.


    Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei (Joh 8,36).

    Denn in Wirklichkeit ist das Evangelium eine frohe (!) Botschaft, die befreit.

    • Offizieller Beitrag

    Die Angst, die du in katholischen Kreisen beschreibst, gibt es in etwas anderer Form unter Adventisten. Man denkt und lehrt so, dass wir als Sünder nicht in das Himmelreich eingehen dürfen. Schon mit der Taufe wird ein neues Leben gefordert, wo der Mensch sein Leben total umstellen soll, nicht mehr sündigen, nicht mehr seinen Interessen und Hobbys nachgehen, keine Schokolade mehr essen, die anderen voll lieben und sie zu Christus zu führen. Unser Leben soll damit ein reiner Kirchendienst werden, ein Dienst für andere Menschen. In Sätzen gefasst läßt sich das in E.White's Büchern nachlesen. Nicht alle Menschen können ihr Leben sofort umstellen, manche brauchen Jahre dafür. Aber wenn man liest, so und so muss man sein und keinen Schritt abweichen, dann setzt das einen schon enorm unter Druck und macht psychisch krank.

  • Heutzutage wird in vielen Kreisen behauptet, der oder der würde an einem religiösen Wahn leiden, sei Fundamentalist usw., obwohl er nur seinem Glauben gemäß der Glaubensfreiheit nach Artikel 4 Grundgesetz nachgeht - aber das wird anscheinend von weiten Teilen der intoleranten atheistischen Bevölkerung nicht toleriert. Manche sagen auch, an Gott zu glauben, sei was für "Dumme" usw.
    Was viele "abschreckt" ist, wenn gesagt wird: Jesus hat für uns "bezahlt". Dies bedeutet, er ist am Kreuz gestorben. Am Kreuz. Auch später sind Christen für ihren Glauben am "Holzbalken" gestorben, z.B. Jean de Brébeuf, der im 17. Jahrhundert, im Jahre 1625 als Missionar nach Kanada ging und später 1649 im Alter von fast 56 Jahren durch die Irokesen mit einigen Gefährten einen qualvollen Tod am Marterpfahl erlitt.
    Aber wo ist da die Logik dieses Gottes, der den qualvollen Tod seines Sohnes am Kreuz einfordert, um für unsere Sünden zu bezahlen ? Wie kann man dies deuten ? Ist damit gemeint, das Gott die Sünde der Welt zu tragen bereit ist, dass er die Last für uns "schultert" ? (vgl. Matthäus 11, 28-29 - http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us11%2C29). Ist Gott unser "Schutzschild". Ist Jesus Christus für uns wie ein "Personenschützer", der die Folgen des Unheils für uns "abfängt", "auf sich nimmt", damit es uns nicht trifft ? Der "uns deckt", für uns bezahlt, damit uns die Gläubiger nicht "holen und mit uns abrechnen, kurzen Prozess machen " ? Ich denke, eher so ist es gemeint. Es ist langfristig gemeint, auf die Ewigkeit bezogen.
    Nach meinem Verständnis ist es aber eher so, dass jenen die volle Wucht und Last trifft, die es ablehnen, sich von Jesus Christus "beschützen" zu lassen, die die Gotteskindschaft ablehnen, diese bleiben "mühselig und beladen", weil sie sich nicht von Jesus Christus "erquicken" lassen, weil sie nicht bereit sind, das "leichtere Joch" anstatt des schweren auf sich zu nehmen, welches sanft und dessen Last leicht ist. Jesus Christus ist das "Gegengift", für den Fall, dass ich "gebissen" werde (vgl. 4. Mose 21,8: http://www.bibleserver.com/text/LUT/4.Mose21%2C8).