Verschiedentlich hörte ich einen Pfarrer erzählen, er habe einst eine wohlhabene Frau getroffen, bei der auf Betreiben ihrer Angehörigen bzw. potentiellen Erben ein "religiöser Wahn" diagnostiziert worden sei. Der Wahn habe sich darin gezeigt, dass sie aus religiösen Gründen angefangen hat, Besitz zu verschenken.
Wir haben hier den Fall, dass eine Frau Hab' und Gut weggibt, weil sie meint von Gott dazu aufgefordert zu sein, oder vielleicht, weil sie glaubt, das Jüngste Gericht werde bald beginnen.
Wahnsinn?
Was würde man von einem modernen Abraham denken, der sich anschickte, seinen Sohn auf Gottes Geheiß zu opfern?
Ich möchte hier gar nicht behaupten, dass Abraham mit den geeigneten Psychopharmaka hätte geholfen werden können. Aber ich wundere mich, dass Menschen, die gegenwärtig aufgrund religiöser Ideen gegen die Normen und Wertvorstellungen der Gesellschaft verstoßen, auch von Christen bedenkenlos als krank und wahnhaft angesehen werden; Abraham - weit weg, Bibel, nur Papier? - Abraham hingegen ist freilich "unser aller Vater" oder wenigstens ein hehres Vorbild.
Woran unterscheidet man, was religiöser Wahn ist,
was hingegen ein zulässiger und zu tolerierender Glaube?
Gruß
Daniels