Das Blümlein Vergissmeinnicht [Gedicht]

  • von Barthold Hinrich Brockes

    An einem wallenden, kristallengleichen Bach,
    Der allgemach
    Die glatte Flut durch tausend Blumen lenkte
    Und schlanke Binsen, Klee und Gras
    mit silberreinen Tropfen tränkte,
    Saß ich an einem kleinen Hügel,
    Bewunderte bald in der blauen Flut
    Des Luftsaphirs saphirnen Spiegel,
    Bald den smaragdnen Rahm' des Grases, dessen Grün,
    Der güldne Sonnenstrahl beschien,
    Und fand von Kräutern, Gras und Klee
    In so viel tausend schönen Blättern
    Aus dieses Weltbuchs ABC
    So viel, so schön gemalt, so rein gezogne Lettern,
    Daß ich, dadurch gerührt, den Inhalt dieser Schrift
    Begierig wünschte zu verstehn.
    Ich konnte es überhaupt auch alsbald sehn
    Und, daß er von des großen Schöpfers Wesen
    Ganz deutlich handelte, ganz deutlich lesen.

    Ein jedes Gräschen war mit Linien geziert,
    ein jedes Blatt war vollgeschrieben;
    Denn jedes Äderchen, durch Licht illuminiert,
    Stellt' einen Buchstab vor. Allein,
    Was eigentlich die Worte sein,
    Blieb mir noch unbekannt,
    Bis der Vergißmeinnicht fast himmelblauer Schein,
    Der in dem holden Grüne strahlte
    Und in dem Mittelpunkt viel güldne Striche malte,
    Mir einen klaren Unterricht
    von dreien Worten gab, indem mich ihre Pracht
    Auf die Gedanken bracht:

    Da Gott in allem, was wir sehen,
    Uns sein' Allgegenwart und wie er alles liebet
    So wunderbarlich zu verstehen,
    So deutlich zu erkennen gibet;
    So deucht mir, hör ich durchs Gesicht,
    Daß in dem saubern Blümchen hier
    Sowohl zu dir als mir
    Der Schöpfer der Vergißmeinnicht selbst spricht:
    Vergiß mein nicht!


    Susa: Stephi: Sunlight: Stofi: ingeli:

    Einmal editiert, zuletzt von Jan (16. April 2011 um 13:08)

  • Hallo Jan:

    OOh, das ist ein schönes Gedicht, danke dir dafür!! :) winkexD13nei
    LG
    STephi

    Eph. 2:8 Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch; Gottes Gabe ist es!