Wie ich schon hier geäußert habe, sind mir Pauschal-Relativierer und Leute wie der Kreuzableger Bedford-Strohm unsympathisch. Man kann der Meinung sein, dass die Christen zurückgeblieben sind und die Adventisten abgedrehte Sektierer; aber jedenfalls erwarte ich, dass Menschen zu ihren Ansichten stehen und nicht vieles, was sie angeblich glauben, relativieren oder beim ersten Widerstand zurückziehen.
Eine Positionsbestimmung und Unterscheidungsvermögen tuen not.
Hamed Abdel-Samad ist ein – vermutlich säkular oder atheistisch zu nennender – Islamgelehrter, der als Sohn eines Iman schon als Kind den Koran auswendig lernen mußte. Heute ist er im deutschsprachigen Raum einer der ernsthaftesten Kritiker des Islam. Man mag anderer Meinung sein als er, ihm grundsätzlich die Kompetenz abzusprechen, ist in meinen Augen lächerlich.
Auf Facebook bin ich an ein Gespräch geraten, zu dem er von "Al Hayat TV" eingeladen war, was genau "Al Hayat TV" ist, konnte ich noch nicht feststellen. Das Thema des Gesprächs war die Frage, ob der Islam reformierbar sei. Ich kann nur einen Link auf Facebook anbieten, anderswo habe ich das Video noch nicht gefunden. PS.: Al Hayat ist anscheinend eine liberale arabische Zeitung mit Sitz in London.
Die Aussagen von Hamed Abdel-Samad ziehen eine unmißverständliche und strenge Grenze zwischen Islam und Christentum; er vertritt den Standpunkt, dass die Gottesbilder von Islam und Christentum unvereinbar seien, wörtlich sagt er, sie seien wie Schwarz und Weiß.
Ich habe eine auszugsweise Mitschrift von Hamed Abdel-Samads Erklärungen angefertigt, vielleicht sollte man das als Christ auswendig lernen.
Kann man die christliche Reformation mit den Reformversuchen des Islam vergleichen?
Nein, bestimmt nicht. Erstens, die Entstehung und die Begleitumstände beider Religionen waren unterschiedlich. Beide Religionen haben ein entgegengesetztes Gottesbild, beide Religionsgründer und deren Botschaften sind wie Schwarz und Weiß. In der Bibel sagt Gott nicht, dass du für ihn sterben sollst, der christliche Gott starb, um die Menschen zu retten; Allah im Islam aber befiehlt dem Moslem für ihn zu sterben. Demzufolge ist das Gottesbild nicht identisch.
Der Gründer des Christentums schuf keine Gesetze, die das Leben der Menschen regeln sollen; er vermischte Religion und Politik nicht. "So gib dem Kaiser, was des Kaisers ist; und Gott, was Gottes ist." Der Gründer des Islams hingegen sagte: "Ich bin der Kaiser, her mit dem Geld!" Er vermischte Religion und Politik. Er agierte nicht nur als Prophet, sondern als Heerführer, Staatsführer, Gesetzgeber, Richter und Polizist.
Wie wollte Martin Luther das damalige Christentum reformieren? Er forderte die Rückkehr zum biblischen Glauben und zu Christus als dem einzigen Vorbild. Was erreiche ich, wenn ich versuchen würde, den Islam nach der Art Luthers zu reformieren? Ich schaffe so den Salafismus. [...] Du kannst hier nicht wirklich vergleichen, da beide Religionsvorbilder zu unterschiedlich waren. Wir können nicht sagen, dass der islamische Prophet keine Kriege geführt hat, dass er weder Sexsklaven nahm noch von Kriegsbeute lebte. [Denn genau das wird überliefert.]
Ein ähnlicher Vortrag von Abdel-Samad auf Youtube: