• Wahrscheinlich haben wir das ursprüngliche Thema dieses Threads schon verlassen. Ich möchte das Thema Pädophilie hier eher nicht weiter diskutieren. Erstens, weil ich darin nicht fachkundig oder einigermaßen gut darüber informiert bin; zweitens, weil mich andere Fragen sehr viel mehr interessieren.

    Persönlich habe ich mit dem Thema nur insofern zu tun als ich den Eindruck habe, dass es einem Mann kaum mehr möglich ist, einen kleinen Kind freundlich zu begegnen, ohne dass er in Verdacht gerät, merkwürdige Neigungen zu haben. Ich mag Kinder im allgemeinen sehr -- freilich mit gelegentlichen Ausnahmen -- und habe oft den Eindruck, dass der meines Erachtens normale Impuls, dass man Kinder niedlich, witzig und liebenswert und schutzbedürftig findet, kaum mehr ausgedrückt werden kann. Das macht mich etwas traurig.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

  • Das ursprüngliche Thema dieses Threads schon verlassen

    Das stimmt. Man kann lang und breit um die Ursachen dieses oder jenes diskutieren. Um die Worte Corrie's zu gebrauchen: Der Himmel ist weit weg von guten Leuten und nur einen Schritt weg von einem Sünder. Das Blut Jesu reinigt nicht von Entschuldigungen. Es reinigt von Sünden, die bekannt geworden sind. Das Problem ist nicht, dass wir sündigen, sondern dass wir das Heilmittel zurückweisen: Herr Jesus, ich bekenne meine Sünde und nehme Deine Rechtfertigung an."

    andere Fragen sehr viel mehr interessieren

    Möchtest Du diese Fragen mitteilen ? Mich würde sehr interessieren, welche Fragen Du hast. Hätte auch einige Fragen zum Thema "Vergebung".


    GLG

  • Ich frage mich, was zuerst kommt, die Vergebung und danach die Heilung, oder zuerst die Heilung und danach die Vergebung.

    Ich denke, das es mehrere Varianten gibt. Wenn ich mich entscheide zu vergeben, bleibt die "offene Rechnung" bei mir. Die Vergebung ist teuer und bereitet mir dementsprechende Schmerzen. Mit der Hilfe Gottes kann ich diese Schmerzen verarbeiten und die Heilung wird folgen.

    Sind die Verletzungen aber so stark, das die Schmerzen der "offenen Rechnungen" so groß sind, das der Mensch es nicht aushalten kann, ja dann möchte Jesus hier zuerst die Wunden heilen, damit die Vergebung stattfinden kann.
    Wenn man bedenkt, wie Jesus in den Evangelien wirkte, dann fällt mir auf, das er zunächst heilte und erst danach die gute Nachricht predigte.

    LG

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Ich weiß nicht, ob man immer alles vergeben muss. Die Alternative muss ja nicht andauernder Hass sein. Naheliegenderweise habe ich schon lange verstanden, dass man sich auch selbst hilft, wenn man vergibt. Allerdings zweifle ich, dass Jesus an diese Deutung im Sinne moderner praktischer Psychologie und im Sinne modernen Egoismus' gedacht hat.

    Ich habe bemerkt, dass es 30 Jahre gedauert hat, bis ich an einer Schule, die ich mal besuchen mußte, vorbeigehen konnte, ohne beklemmende oder irgendwie negative Gefühle zu bekommen. Dort war ich anscheinend der einzige Schüler, der einem autoritären sadistischen Lehrer, vermutlich ein ehemaliger Nazi, Widerstand leistete. Ich denke nur selten an diesen Menschen, aber wenn ich erführe, wo sein Grab ist, dann würde ich gerne mal wieder etwas für meine körperliche Ertüchtigung tun, das erwartet man ja von einem tüchtigen modernen Menschen. Vielleicht würde ich mir eine erstklassige Spitzhacke kaufen, dafür würde ich gerne Geld ausgeben, und mir seinen Grabstein vornehmen. Danach -- könnte ich vielleicht darüber nachdenken, ihm irgendwann zu vergeben, obwohl ich in diesem Fall nicht wüßte wozu.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von Daniels (30. Juli 2015 um 10:20)

  • Vielleicht würde ich mir eine erstklassige Spitzhacke kaufen, dafür würde ich gerne Geld ausgeben, und mir seinen Grabstein vornehmen. Danach -- könnte ich vielleicht darüber nachdenken, ihm irgendwann zu vergeben, obwohl ich in diesem Fall nicht wüßte wozu.

    Es gibt durchaus Situationen im Leben, ...wenn ich dich da auf dem Friedhof sehen würde und ich wüsste, wieso und warum du das machen würdest......
    ich glaube, ich würde dann schweigend weiter gehen. (Bitte nicht falsch verstehen, ich rufe nicht zur Grabschändung auf)

    In meiner Teenagerzeit kam eines Tages ein 15 Jähriger ganz aufgeregt auf mich zu, berichtete mir stolz und mit breitet Brust, das er seinen Vater zusammen geschlagen hätte. Er wirkte wegen dieser Tat ziemlich erleichtert. Erst viel später erfuhr ich, was der Vater seiner Familie alles angetan hatte. Aber, ab diesem Vorfall, an diesem Tag, wo der älteste Sohn die Beschützerrolle auf sich nahm, ließ der Vater mit seinen Gewalttaten von Mutter und Kindern ab.
    Ich verurteile diesen Sohn keineswegs, auch als Christ nicht. Wobei ich doch zunächst die Möglichkeiten des Jugendamtes und der Polizei in Betracht ziehen würde

    Wut und Zorngefühle gehören zu den Gefühlen die uns Schützen sollen. Deswegen sind sie auch berechtigt. Wir müssen bloß aufpassen, das sie in rechter Weise zum Ausdruck kommen können.

    Dennoch denke ich, das die Vergebung, die von Jesus kommt, viel tiefer und befreiender ist. Es ist gesünder, wenn die Wunden geheilt werden, so das wir uns gar nicht mehr verteidigen müssen.

    LG

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Sorry, aber das ist lächerlich und übrigens vollkommen entgegen dem, was man sonst von dir kennt und liest!

    Wenn du Widerstand geleistet hast damals, dann hast du ALLES getan, was du tun konntest und das ist vollkommen in Ordnung und rechtschaffend so.

    Warum sein Grab schänden? Wozu? Damit würde man höchstens ausdrücken, dass er auch im Tode keine Ruhe haben soll. - Das passt eigentlich nicht zu dir.

    Er ist tot, er ist in Gottes Hand und Gericht. Eine Grabschändung ist eigentlich mit das ärmste, was man machen kann, denn derjenige steht nicht vor dir.

    Wenn du Widerstand geleistet hast, dann hast du gar keine Grabschändung nötig. Du hast den Lebenden bekämpft; einen Grabstein zu zerhauen ist doch unsinnig.

    Aber vielleicht nehme ich es zu ernst und du meintest es eher sarkastisch.

  • Ich habe bemerkt, dass es 30 Jahre gedauert hat


    Ich habe da eine Reihe Leute, welche mir schmerzendes Unrecht getan haben. Aber wie sagte mein Anwlat : "Wissen Sie, im Laufe des Lebens muss man sich eine gewisen Unrechtstoleranz aneignen, aber wem sage ih das !"

    Glaubt mit, für "News ´" hätte ich einige Sachen, welche die schon aufrühren würden. Und einige Dokumente, die in Photokopie an die mir Unrecht getan habenden gesandt diesen schalflose Nächte bereiten würden.

    Aber wozu ? Vor 30 Jahren hätte ich - so glaube ich - das moralische Recht, ja diePflicht gehbt, drei charkterlose, unfähige Leute aus ihren Führungspositionen zu entfernen und damit ihr weiteres Agieren zu unterbinden.


    Aber jetzt ? Bin ich dazu da, habe ich dafürmeine mir nochgeschenkte Zeit ? "Die Rache ist mein, spricht der Herr."

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Wie wollen WIR entscheiden oder werten über "die Vergebung"? Haben wir nicht auch manchmal heimliche Rachegedanken gehabt?

    Haben wir nicht auch manchmal unbändige Wut im Bauch? Möchten wir nicht auch alle diejenigen mit Hass überschütten, die uns weh getan haben? Okay, wir tun es nicht. Sind wir deswegen schon Menschen mit ungeheuchelter Vergebungsbereitschaft? Dazu fällt mir "die Rede" eines Weisheitsgelehrten ein:

    KHALIL GIBRAN sagt: "Oft höre ich euch reden von einem, der Unrecht tat, als sei er nicht einer von euch, sondern ein Fremdling unter euch und ein

    Eindringling in euere Welt. Doch sage ich euch: Wie der Heilige und Gerechte nicht höher steigen kann als das Heiligste, das in jedem von euch wohnt,

    ebenso kann der Böse nicht tiefer fallen, als das Niedrigste, das in euch liegt.

    Und wie ein einzelnes Blatt nicht vergilbt, ohne das stumme Wissen des ganzen Baumes, so kann der Übeltäter kein Unrecht tun, ohne den verborgenen Willen von euch allen.

    Wie im Festzuge wandelt ihr einem göttlichen Ich entgegen. Ihr seid der Weg und die Wanderer. Und fällt einer von euch nieder, so fällt er für jene hinter ihm, als Warnung vor dem Stein, woran er gestrauchelt. Er fällt sogar für jene vor ihm, die, wenn auch flinker und sicherer zu Fuß, dennoch versäumten, den Stein des Anstoßes aus dem Weg zu räumen.

    Und noch ein Wort, mag es auch schwer auf eurem Herzen liegen: Der Rechtschaffene ist nicht ohne Tadel an den Taten des Bösen. Und der dessen Hände unbefleckt, ist nicht rein von den Vergehen des Verbrechers. Fürwahr, der Schuldige ist oft Opfer des Geschädigten. Und noch öfter wird der Verurteilte zum Träger für die Lasten des Unschuldigen und Tadellosen. IHR vermöget nicht den Gerechten vom Ungerechten zu trennen, noch den Guten vom Bösen. Denn vor dem Antlitz der Sonne stehen sie beieinander, so wie der schwarze Faden und der weiße zusammen verwebt sind. Und reicht der schwarze Faden, so wird der Weber das ganze Gewebe prüfen und auch den Webstuhl untersuchen. Und wer die Schuldigen geißeln will, der forsche erst in der Brust der Beleidigten. Wer von euch im Namen der Gerechtigkeit strafen und die Axt setzen möchte an dem Baum des Übels, der prüfe erst dessen Wurzeln".

    Lernen wir, die Augen erst einmal aufzumachen!

    Lieben Gruß

    Ines

  • In meiner Teenagerzeit kam eines Tages ein 15 Jähriger ganz aufgeregt auf mich zu, berichtete mir stolz und mit breitet Brust, das er seinen Vater zusammen geschlagen hätte. Er wirkte wegen dieser Tat ziemlich erleichtert. Erst viel später erfuhr ich, was der Vater seiner Familie alles angetan hatte. Aber, ab diesem Vorfall, an diesem Tag, wo der älteste Sohn die Beschützerrolle auf sich nahm, ließ der Vater mit seinen Gewalttaten von Mutter und Kindern ab.


    So etwas scheint nicht selten zu sein. Etwas ähnliches erzählte Thorsten Legat, ein ehemaliger Fussballprofi, in einer TV-Sendung. (Sehr wahrscheinlich werde ich sein Buch und das von Uli Borowka mal lesen; mich interessiert das psychologisch. Als Fussballer hatte ich offen gestanden von beiden bis vor Kurzem noch kaum oder garnicht gehört, das Spiel beschäftigt mich kaum. Klar, die sind beide nicht Einstein; aber darum geht es mir auch nicht.)

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    So gesehen habe ich viel Glück gehabt, dass ich so etwas nicht erleben mußte.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    2 Mal editiert, zuletzt von Daniels (30. Juli 2015 um 16:27)

  • Wie wollen WIR entscheiden oder werten über "die Vergebung"? Haben wir nicht auch manchmal heimliche Rachegedanken gehabt?

    Wie wahr, liebe Ines. Ich halte die Art und Weise wie oftmals über Vergebung gesprochen wird als problematisch und verantwortungslos. In den Köpfen hat sich – längst vor der Vergebung – ein Art „legitime christliche Zweiteilung“ eingeschlichen: Dort die Bösen, hier die Guten. So eine radikale Zweiteilung ist eine Schwarz-Weiß-Malerei. Dafür benötigt es keinen Glauben, so ein Denken finde ich auch in der Politik.

    Ist ein Glaube eine Hilfe beim Vergeben? Ist Vergebung nicht oftmals auch ein zweischneidiges Schwert ?

    „Was ihr den Menschen nicht vergibt, dass wird auch Gott nicht...“ Nicht selten wird hier zum „Muss der Vergebung“ mit Hinblick auf „Die Rache ist mein, spricht Gott der Herr“ hingewiesen. Ist denn der Glaube denn etwas, was „ent-menschlicht“ ? Hat ein Mensch der gläubig ist, etwa kein Hoffen und keinen Wunsch nach Gerechtigkeit?

    Unser „Erkennen“ ist immer nur bruchstückhaft, manches wissen wir nicht, und unser Urteilen ist auch fehlerbehaftet. Dann kann es sein, dass sich auch unter Christen gegnerische Parteien bilden, alle wollen „Gerechtigkeit“, und dafür wird „gekämpft“, ohne nachzugeben. Dazu braucht es keine großen Beispiele. Ein Blick in die Nachbarschaft genügt – Eine „handvoll“ Christen die den Menschen eine frohe Botschaft bringen will. Jeder der diese Botschaft nicht hören will, automatisch zu einem „Feind Gottes“ degradiert.

    Herr vergib Ihnen denn sie wissen nicht was sie tun ?

    Lernen wir, die Augen erst einmal aufzumachen!

    Ein guter und schöner Gedanke :)


    GLG

  • Zitat

    Jeder der diese Botschaft nicht hören will, automatisch zu einem „Feind Gottes“ degradiert.

    Ein Mitschüler erzählte neulich, er war in seiner Stadt unterwegs; dort gibt es viele Brüdergemeinden. Ein älterer Herr verteilte Flyer- Einladungen zu ihren Gemeinschaften und Bibelstunden. Ein Mann vor meinem Mitschüler, dem ein Flyer angeboten wurde, lehnte dankend ab. Die Antwort des Bruders war: "Wollen Sie denn nicht in den Himmel?"

    Ich weiß auch nicht, woher das kommt. Ob es Erziehung ist, Zwang, oder ob man es wirklich glaubt, keine Ahnung... Hätte der Mann gesagt: "Lass mich in Ruhe mit deinem Scheiß Gott! Ich hasse Gott!", dann hätte die Antwort als Unmut noch verstehen können, aber der Passant hat einfach nur gesagt, dass er den Flyer nicht möchte.
    Die Logik ist also: Kein Besuch bei uns = kein Himmelreich.

    Von Vergebung braucht man bei solchen Leuten wohl gar nicht zu sprechen. Es gibt allerdings eine Art "Bühnen-Gnade", die ich schon ein paar Mal erlebt habe:

    "Ja, ICH vergebe Dir! Ich freue mich, dass der Heilige Geist Dich überführt hat zur Wahrheit!" usw. Der Schleim tropft da regelrecht aus dem Mund... Es gibt Dinge, die sind schwer zu ertragen, aber so ist es nunmal.

    Zu einem altbekannten Paradebeispiel wollte ich noch etwas sagen:

    Diese berühmte Frage: "Soll man Hitler seine Greueltaten vergeben? Was sagt der Christ dazu?"
    Ich glaube, diese Frage ist ebenso verfehlt, wie die psychologisch-positive Wirkung von Vergebung, die neuerdings in Gemeinden gepredigt wird. Mit dem, wovon Jesus spricht, hat das glaube ich nicht mehr viel zutun.

    Einem Hitler zu vergeben ist doch keine Schwierigkeit. Man würde sowas nur nie sagen, weil man sowas nicht sagen darf, aber schwierig ist das nicht. Es ist deshalb nicht schwierig, weil es vollkommen unbedeutend ist; heiße Luft.

    Jeder Jude (und die sind schon OFT gefragt worden), der gefragt wird: "Kann man einem Mann wie Hitler vergeben?", wird antworten: "Was soll man vergeben? Er hat es getan; Gott wird das beurteilen. Lebe DU heute gut!"
    Oder die berühmte Frage: "Was soll ich mit der Schuld tun als Deutscher, die wir uns euch gegenüber aufgeladen haben?" (wurde mal in einem Interview gefragt). Der Rabbi sagte: "Mach es HEUTE besser!"

    Es ist überhaupt nicht angesagt, einem Hitler zu "vergeben"; es wäre eher anmaßend, wenn man sowas sagen würde. Man bessert nichts, wenn man längst verstorbenen Leuten vergibt oder längst vergangene Zeiten betrauert, sondern man bessert etwas, wenn man heute anders lebt.

    Die Vergebungsfrage Jesu für so ein Thema zu verwenden, halte ich für missbräuchlich. Er meinte nicht, dass man irgendwem irgendwas vergeben soll; das ist nämlich vollkommen belanglos.

    Was Jesus meinte ist: "DEIN Mitmensch hat dich schlecht behandelt! Wie behandelst DU ihn? Wie gehst DU mit ihm um? Wie reagierst DU?" Er sprach nicht von irgendeinem bösen Mann, der irgendwo irgendwann mal ganz böse war und dem man dann die mentale Absolution erteilen soll.

    Jesus ist radikal. Als Petrus ihn fragt: "Wie oft soll man vergeben?", sagt Jesus im Prinzip: "Immer!" (die 7 als Zahl der Vollständigkeit und Vollkommenheit).
    Das ist aber keine Formel, wie gesagt, sondern eine Erkenntnis. Jesus sagt das nicht als Durchführungsauftrag, den man abhaken soll, sondern er sagt, dass es eine Haltung ist. Eine Haltung habe ich nur, wenn ich etwas begriffen habe.

    Dass Vergebung einen psychologischen Effekt hat, ist richtig, aber davon redet Jesus eigentlich nicht. Er sagt nicht: "Vergib mal, das wird dir gut tun!", sondern er sagt: "Bist du so gut?"

    Sünde ist ein Gebrechen. Als die Gelehrten sich empören, wie er denn Sünden vergeben könne, sagt Jesus: "Dann sag doch: Steh auf, nimm dein Bett, und geh!", und der Lahme steht auf. Was heißt das denn? Es heißt, mit der Sünde im Wesen des Menschen ist es wie mit der körperlichen Last: Es ist ein Gebrechen. Der Mensch ist (immer) ein Opfer.
    Wenn man das begriffen hat, dann steigt man aus diesem Rad aus.

    Wenn ich vergeben will, um einen positiven psychologischen Effekt zu haben, werde ich das nie schaffen, denn das ist reiner Egoismus; begriffen habe ich da nichts.

  • Die Antwort des Bruders war: "Wollen Sie denn nicht in den Himmel?"

    Das ist es eben, nach was sich Menschen (so zumindest meine Beobachtung / Erfahrung) nicht sehnen. Viele Menschen suchen nach Gott, suchen nach einer persönlichen Beziehung und nach persönlichem Erleben/Erkenntnis. Kann man es Menschen verübeln, dass diese den "Dogmatismus" ablehnen ? Ich denke nicht. Menschen benötigen heute keine "Guru's" die mit ihren "ach so perfekten christlichen Lehren" daherkommen. Menschen sehnen sich nach Realität.

    Die Botschaft, die Gott uns anvertraut hat, ist Jesus. Im Zentrum sollte die Person Jesu stehen, nicht die (menschliche) Lehre über ihm, nicht eine bestimmte Aussage oder eine Philosophie, sondern die Person Jesu selbst.

    Jesus ist radikal

    Ja, ist er. Aber auf eine "gesunde" Weise. Er ist -wenn ich so sagen darf - ein "radikaler Realist". Wir sprechen viel von der Wahrheit - Aber haben wir auch den Mut der Realität in's Auge zu blicken oder verstecken wir uns lieber hinter ein paar Versen ?


    Es gibt allerdings eine Art "Bühnen-Gnade", die ich schon ein paar Mal erlebt habe

    Tja... Die "böse Welt" ist mündiger, als so mancher Christ glauben würde... Menschen durchschauen dieses Spiel. Auch wieder so ein Paradoxon: Auf der einen Seite wird viel davon gesprochen, dass man "berufen" ist, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen - Und dann solche "religiösen" Spielchen ?

    Bedeutet "Christ sein" ein Haus zu sein, dass Räume hat die dunkel und schmutzig sind und mit aller Kraft "verborgen" werden müssen ? Der Tag kommt (ich rede nicht von der Wiederkunft) und Jesus wird helfen, diese Zimmer aufzuräumen. Alles was in sein Licht kommt, wird Licht. Was hat Jesus gesagt ? "Versteckt Euch vor mir" oder "Kommt zu mir" ?

    Es ist deshalb nicht schwierig, weil es vollkommen unbedeutend ist; heiße Luft.

    Ich habe die Frage aus mehreren Gründen gestellt. Eben auch wegen dieser "schwarz-weiß-Denkerei" - Doch so geht es auch, genau darum: Es ist vollkommen egal.

    Gott liebt uns immer so wie wir sind. Ich muss nicht's tun, muss es mir nicht erarbeiten. Wenn ich auf seinen Geist höre, so wird er mir schon zeigen, was zu tun ist und was (theologische) heiße Luft ist.

    Das ist aber keine Formel, wie gesagt, sondern eine Erkenntnis.

    Na, hoffentlich :)


    GLG

  • Zitat von <<Gabriel>> Gott liebt uns immer so wie wir sind. Ich muss nicht's tun, muss es mir nicht erarbeiten. Wenn ich auf seinen Geist höre, so wird er mir schon zeigen, was zu tun ist und was (theologische) heiße Luft ist.


    Eine ganz wichtige Aussage, lieber Gabriel. :)

    Durch seinen Geist können wir denen vergeben, die uns verletzt haben, indem wir ihnen Achtung entgegenbringen und ihnen die Freiheit einräumen, für ihr Tun selbst verantwortlich zu sein.

    Es ist längst kein Mythos: Nicht "alle Christen" stehen dem Verzeihen gleich positiv gegenüber, manche halten es für ungerecht, andere sehen darin ein Zeichen von Schwäche. Unser Gewissen sagt uns oft: "Ja, so bin ich. Ja, so sind wir Menschen."

    Wir lieben nicht nur in Gedanken, wir hassen auch. Wir können aber lernen, nicht den Menschen zu verdammen, sondern höchstens sein Tun "nicht richtig zu finden", zu lernen, dass Täter und Tat nicht unbedingt identisch sind; damit kommen wir schon von unserer "alten Bewertung", der erwähnten "schwarz-weiß-Denkerei", weg. Oftmals sind, wenn es zu Schwierigkeiten zwischen den eigenen Gemeinden und ihren Mitgliedern kommt, deshalb Schuldgefühle mit im Spiel; es wird ausgehandelt, gestritten, nicht zuletzt darüber, wer der eigentliche Schuldige an dem Streit sei. Dabei wird meistens nicht bemerkt, dass die ganze Zeit "der eigene Narr" im Nacken gesessen und sich die Hände gerieben hat. ... :whistling:

    Lieben Gruß

    Ines

    Einmal editiert, zuletzt von Ines. (31. Juli 2015 um 01:31)

  • Wir lieben nicht nur in Gedanken, wir hassen auch. Wir können aber lernen, nicht den Menschen zu verdammen, sondern höchstens sein Tun "nicht richtig zu finden", zu lernen, dass Täter und Tat nicht unbedingt identisch sind; damit kommen wir schon von unserer "alten Bewertung", der erwähnten "schwarz-weiß-Denkerei", weg.

    Volle Zustimmung. Wenn wir dies im Leben wirklich erfassen können, dann wissen wir, das der brüllende Löwe keine Zähne mehr hat.

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Hi

    Ich erachte es schon als ein Grundgesetz Gottes, dass einem nur soviel vergeben wird, wie man selbst vergeben kann. Allerdings weiss ich auch, dass Gottes Liebe und die Gnade Jesu derart gross sind, dass Gott durchaus auch mehr vergeben kann, wie man selbst vergeben kann. Allerdings würde ich mich nicht darauf verlassen. Man sollte schon versuchen selbst alles zu vergeben, egal wie schlimm die Tat war. Dass das nicht einfach ist und nicht jedem gelingt ist mir durchaus bewusst, aber ich denke neben dem vergeben können zählt auch das vergeben wollen. Wobei ich dem wollen einen noch grösseren Stellenwert als dem Können zuweisen würde, denn das zeigt noch viel deutlicher die Herzenseinstellung. Vergeben hat für mich auch viel mit den eigenen Werten zu tun. Wenn einem die göttlichen Werte am wichtigsten sind, so ist es sicherlich einfacher zu vergeben. Man muss aber fairerweise auch sagen, dass nicht jede Person gleich einfach vergeben kann. Jeder Mensch hat sein Stärken und Schwächen, bei dem einen ist Vergebungsbereitschaft eine Stärke und beim andern eine Schwäche. Aber ein jeder sollte da an sich arbeiten, dass er möglichst alles vergeben kann. Ich bin bspw. ein Mensch bei dem Vergebungsbereitschaft eine absolute Stärke ist, aber ich habe dafür viele andere Schwächen. Trotzdem kann ich natürlich lange nicht alles vergessen, was mir angetan wurde. Aber ich kann heute zurückblicken ohne dass negative Gefühle aufkommen würden, es ist vergeben auch wenn es Narben hinterlassen hat.
    Ich kann einfach nur jedem raten möglichst viel zu vergeben und daran zu arbeiten, alles vergeben zu können.

    Liebe Grüsse
    DonDomi

  • Lieber DonDomi,

    Gott vergibt nur so viel, wie ich bereit bin, auch zu vergeben. Diesem Grundsatz bleibt Gott treu, sonst widerspricht er sich selbst.
    Wer nicht zur Vergebung bereit ist, den wird Gott bestrafen. Das tritt mit Sicherheit ein, weil Gott sich selber treu ist.
    Wer den Schalsknecht in Matthäus 18, 21-35 liest, wird mit den Konsequenzen Gottes konfrontiert. An dieser Aussage kommen wir nicht vorbei.

    Hier endlos auf Gottes Liebe, Gnade und Bermherzigkeit herum zu reiten, hilft in diesem Fall nicht. Die Bibel ist auch in solchen Aussagen glabwürdig und ernst zu nehmen.

    " Fehlende Bereitschaft zu vergeben, ist den Mitgläubigen ein Anstoß. Doch am meisten beleidigt sie Gott, der deshalb unversöhnlichre Kinder schwer züchtigt. Weil Gott heilig und gerecht ist, antwortet er auf Sünde stets mit Zorn. Das gilt auch für die Sünden seiner Kinder. Die Folterknechte sind keine Henker. Das Bild beschreibt harte Zuchtmaßnahmen, aber keine endgültige Verdammnis. Der Schalksknecht sollte seine Schuld so lange büßen, bis er bereit wäre, anderen zu vergeben. " Schlachter 2000 Anmerkung (Auszug)

    Bitterkeit und Vergebung Teil 11
    http://www.onlinepredigt.de/view.php?t=358

    Eine gute Seminareinheit von Hartwig Henkel kann ich hierzu empfehlen. Über eine Rückmedung PM, freue ich mich.

    Unsere Kirche ist offen für alle, aber nicht für alles! Christian Führer, ev. Pfarrer 1943-2014

  • Die Folterknechte sind keine Henker. Das Bild beschreibt harte Zuchtmaßnahmen, aber keine endgültige Verdammnis. Der Schalksknecht sollte seine Schuld so lange büßen, bis er bereit wäre, anderen zu vergeben. "

    Sicher, Christen die noch nicht vergeben haben, verlieren nicht automatisch ihre Erlösung. Sie leiden logischerweise noch unter der Schuld des Anderen und haben vielleicht eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit.

    Ich habe mir die Predigt leider nur ca. bis zu 2/3 anhören können. Normalerweise höre ich mir eine Predigt immer bis zum Schluss an, aber diesmal musste ich abbrechen. Ich würde diesen "Seelsorger" keinem Menschen weiter empfehlen. Mich schüttelst richtig...
    Es gibt Menschen die sitzen, satt und zufrieden am Schreibtisch, philosophieren über das Elend der Welt und meinen dann, weil sie sich da ein paar Gedanken gemacht haben, könnten sie jetzt den "Elenden" Vorschriften machen, wie sie sich gefälligst zu verhalten haben...Und immer dasselbe, mit einer Dominanz wird gesagt "da steht es geschrieben, ich weiß es ganz genau.". Der Mann hat überhaupt keine Ahnung. Es wirkt so auf mich, als meine er, dass alle Menschen nur ein paar Wehwehchen mit sich herum tragen, und sie deswegen gefälligst ihre niederträchtigen Rachegedanken ablegen müssten...
    Wut- und Zorngefühle sind also Gefühle von Menschen, die ihre niedrigen Rachegedanken nicht im Griff haben...In diesem Fall bekommt man dann noch "Gottes Wort" um die Ohren geschlagen. Nein Danke
    Ich mag mir gar nicht vorstellen, was solche "Seelsorger" bei den Hilfesuchenden, womöglich traumatisierten Menschen anrichten können. Er spricht abfällig über selbsternannte Seelsorger..... Ich glaube nicht, dass er weiß was er wirklich macht. 


    LG

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Zitat

    Ich habe mir die Predigt leider nur ca. bis zu 2/3 anhören können.
    Normalerweise höre ich mir eine Predigt immer bis zum Schluss an, aber
    diesmal musste ich abbrechen. Ich würde diesen "Seelsorger" keinem
    Menschen weiter empfehlen. Mich schüttelst richtig...

    Hätte ich dir bei Hartwig Henkel auch vorher sagen können... Den Typ kann man vergessen.

  • Wir leben in einer Zeit, wo ich den Eindruck bekomme, das Homosexuelle in den Himmel gelobt werden, während Pädophile schon automatisch alle als abartige widerliche Straftäter in Grund und Boden gestampft werden müssen. So einfach ist das nicht. Es ist kaum möglich, das sich ein Pädophiler outen kann..Sie müssen extrem aufpassen, das ihr Umfeld davon nichts erfährt.
    Ja, ich habe nicht selten gehört, die gehören alle aufgehängt....der Abschaum der Menschheit.... Was würde Jesus sagen....??


    NA, o leicht ist das nicht : Nicht jeder ist ein <Gerri Kezsler. Die mit ihrem Outing heben sich selbst in den Himmel der Regebogenpresse und schaden den vielen stillen, einsamen sichin jedem Augeblick ihres Lebens angstvoll beherschen Müssenden. . "Da hat der Feuerstein (Präsentator der Sendung "Thema" jeden Montagabend) schlecht recherchiert, das was ausgelassen, - was willst - a Homosexueller ist er auch!" und käme gar ein Gemeindeglied wieder einmal zu mir mit de bewussten Geständnis - ich würde ihm raten und die Karft wünschen, bloss weiter seine Orientierung zu verbergen, in jedem Blick, jeder Geste - - und "coming Out Ministries" zu meiden.

    Die Morddrohungen gibt es reichlich auf der DVD , die ich im Titel nannte.

    Da soll einmal ein Jugendlicher in unsere Jugendstunde gekommen sein : Am Progra mm stand gerade eine Pilippica gegen die "schwulen". Er ging und kam nie wieder.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -