Eine neue bequeme Art, gut zu sein, ist in den wohlhabenderen Teil der Erde gekommen: Kaufen nach Warensiegeln. Man kann ganz bequem die ganze Woche nichts Produktives und Gutes tun, es reicht, dass man Kaffee trinkt oder es sich sonst gut gehen läßt, solange nur die Verpackung des Kaffees, den man schlürft, mit einem BIO-Siegel oder einem Siegel für fairen Handel verziert ist. Ihr merkt, dass ich etwas gereizt auf das Thema reagiere. Das liegt daran, dass ich Menschen kenne, die tatsächlich kaum etwas anderes Gutes zu tun scheinen als mit kleinkarierter Konsequenz fast alle Artikel immer nur mit BIO-Siegel zu kaufen. Dadurch fühlen sie sich gesundheitlich geschützt und haben sogar noch den Eindruck etwas Gutes zu tun und aufgeklärte kritische Bürger scheinen sie auch noch gleich durch dieses Kaufverhalten zu sein. Ich habe einen Freund, der allen Ernstes erzählt, er habe festgestellt, dass der Bio-Kaffee, den er jetzt immer kauft, ergiebiger sei als aller anderer, durchaus nicht billiger Kaffee, den er bisher getrunken hat. Ich kann dazu nur sagen: Die Einbildung des Menschen ist ein wunderlich Ding. Gleichwohl kann es nicht schaden, auf fairen Handel zu achten und sein Kaufverhalten danach auszurichten.
Planet Wissen hat eine sehr informative Sendung zum FairTrade-Siegel ausgestrahlt:
PS: Witzig fand ich den Bericht des Fairtrade-Geschäftsführers Dieter Overath, dass ein Teil seiner Strategie, Fairtrade-Produkte in Supermärkte zu bekommen, darin bestand, dass Frauen aus einer christlichen Gemeinde gerissen und hartnäckig in Supermärkten immer wieder fragten, ob es so etwas auch mit fairem Handel gäbe. Man stelle sich Adele Sandrock oder Gisela Schlüter mit dieser Strategie im Supermarkt vor.
Tja: Ihr seid das Salz der Erde. Was, wenn es seine Würze verloren hätte?