Interessante Erkenntnisse aus Sprachen und Übersetzungen der Heiligen Schriften

  • Die siebzig Jahrwochen in Daniel 9,24 sind wörtlich siebzig Jahr-Siebener, also 70 x 7 Jahr-Wochentage...


    In Daniel 9,24 steht wörtlich zuerst die Einheit und dann die Zahl. -- Das ist in Bibelhebräisch unüblich ebenso wie in unseren Sprachen unüblich.
    "Wochen 70" (wörtlich)
    solche eine bewusste Umstellung der Worte (Einheit -> Zahl) ist öfters als Indiz für eine symbolische Bedeutung gewertet worden, u.a. von ST-Adventisten.

    »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!« (Johannes 8:36)

    »Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge!« (Johannes 10:10b)

  • In der Lutherbibel und weiteren Übersetzungen fehlt oft das Wort "anderes" in Offenbarung 6,4 beim "2. Siegel":
    bibelgriechisch "allos" -- "anderes" (deutsch) // other, another (englisch)

    Offb. 6,4a (Elberfelder): "Und es zog aus ein anderes, ein feuerrotes Pferd; und [...]"

    Dieses Wort "allos" = "anderes" wird nur beim 2. Siegel vom 2. Pferd bei den 7 Siegeln gesagt.
    Es soll wahrscheinlich das "weiße Pferd = 1. Siegel" vom "feuerroten Pferd = 2. Siegel" abgegrenzen/unterschieden in der Art (positiv / negativ).

    +) Offb. 6,2 (1. Siegel): weißes Pferd = positiv (Bogen ohne Pfeile, weiße Farbe)
    --) Offb. 6,4 (2. Siegel): feuerrotes Pferd = anderes, negativ (großes Schwert, Frieden genommen, gegenseitig töten)
    --) Offb. 6,5 (3. Siegel): schwarz Pferd = negativ (hohe Lebensmittelpreise --> Hungersnot)
    --) Offb. 6,8 (4. Siegel): fahles/leichenfarbenes Pferd = negativ (Tod und Totenreich)

    »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!« (Johannes 8:36)

    »Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge!« (Johannes 10:10b)

  • Ein Weiterer:

    1. Mose 18,22 "Und die Männer wandten sich von dort und gingen nach Sodom; Abraham aber blieb noch vor dem HERRN stehen."

    1.Mose 18,22 "Und die Männer wandten sich von dort und gingen nach Sodom; der HERR aber blieb noch vor Abraham stehen."

    Es ist ein bewusster Übertragungsfehler beim Abschreiben im Hebräischen, der auch angemerkt ist als "Tiqqun soferim" / "Tikkun soferim":
    http://en.wikipedia.org/wiki/Tiqqun_soferim
    "Tiqqun soferim" ist "correction of scribes" / "scribal correction" = "Korrektur der [Ab]Schreiber" / "[Ab]Schreiberkorrektur"

    Hier wollten die [Ab]Schreiber "Gott/HERRN" im Text mehr Erfurcht entgegenbringen als im Text selbst steht, ... da sonst Gott/HERR als der "Rangniedrigere" gewertet/gedeutet werden könnte.
    :greet:

    »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!« (Johannes 8:36)

    »Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge!« (Johannes 10:10b)

  • Zitat

    Es ist ein bewusster Übertragungsfehler beim Abschreiben im Hebräischen, der auch angemerkt ist als "Tiqqun soferim" / "Tikkun soferim":

    https://www.sta-forum.de/index.php?page…W5fc29mZXJpbQ==

    "Tiqqun soferim" ist "correction of scribes" / "scribal correction" = "Korrektur der [Ab]Schreiber" / "[Ab]Schreiberkorrektur"


    Hier wollten die [Ab]Schreiber "Gott/HERRN" im Text mehr Erfurcht
    entgegenbringen als im Text selbst steht, ... da sonst Gott/HERR als der
    "Rangniedrigere" gewertet/gedeutet werden könnte.

    Es ist nicht fehlerhaft, sondern eine Perspektivfrage.

    Das Hebräische ist eine Konsonantenschrift. Die Wortwurzeln können immer mehrere Worte bedeuten; manchmal ähnliche, manchmal sogar entgegengesetzte.

    Beispiel: Eschet chayil mi´yimtzah.

    Luther übersetzte: Eine tüchtige Frau, wem wird sie beschert? - Damit wollte er sagen, es geschieht durch Gottes Fügung, wenn jemand eine gute Frau bekommt.

    Die jüd. Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide beschwert sich ständig über (unter anderem) solche "Fehler" Luthers;

    denn wörtlich stehe da: Eine tüchtige Frau, wer findet sie?

    Denn der Hebräer geht eher vom eigenen Handeln aus. Er SUCHT also die Frau und muss sie finden.

    Zwei Übersetzungen und keine ist falsch! Es ist eine Perspektivfrage.

    Sage ich: "Ich habe dich gefunden!" (meine Leistung)

    oder: "Du wurdest mir gegeben!" (Fügung)

    Wer mich sucht, von dem werde ich mich finden lassen, sagt der Herr.

  • Johannes 3, 2. und 7. . anwthen = "von neuem" und "von oben".

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • 1. Korinther 7, 1 . Schon in der Vulgata klar so, wie der Text dann in allen (mir bekannten) späteren Übersetzungen formuliert wurde. Paulus, der Weiberfeind.
    Das passt zwar nicht zu dem Verständnis, welches er in Vers 8 zeigt.


    Zufällig lese ich im Grundtext.

    Zunächst wörtlich :
    Worüber ihr mir geschrieben habt gut sein dem Menschen Frau nicht zu berühren wegen der Sinnlichkeit - - -(Oder weiß wer für porneia ein anders wertneutrales Wort ?)

    In glattes Deutsch gebracht : Worüber ihr mir geschrieben habt, (nämlich) dass es gut sei dem Menschen , eine Frau nicht zu berühren, (dazu sage ich) : Wegen der Sinnlichkeit habe jeder seine Frau - - -
    2000 Jahre lang wird Paulus falsch eingeschätzt!

    Hier lege ich nichts fest, etwas sagend. Ich trage zusammen, bemühe mich, vergleiche, versuche, frage - - (Der Rosenkreuzer Knorr von Rosenroth, 1636 - 1689)

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

    Einmal editiert, zuletzt von HeimoW (18. März 2015 um 23:27)

  • Zitat

    (Oder weiss wer für porneia ein anders wertneutrales Wort ?)

    hmm.. ich meine mal aufgeschnappt zu haben, "porno" heiße so viel wie: "zeigen, darstellen", oder "schau her" oder sowas...

    Aber das Wort "Sinn/ Sinnlichkeit" passt wirklich sehr gut, finde ich.

    Gibt man es bei google ein, kommt direkt "Unzucht"; also bereits eine Deutung.

    Anderes Beispiel bezüglich der Frau, das eigentlich schon recht bekannt ist:

    zella: die Rippe(?)

    Luther übersetzte "Rippe"; ich finde das ist eines der Worte, die heute wirklich korrigiert werden sollten, soviel ich auch auf Luther halte.

    Als Kind dachte ich mir schon: "Rippe? Wieso Rippe?" - Ich weiß noch, dass ich da mehrmals drüber nachgedacht habe, weil ich das vollkommen unverständlich fand.

    zella ist die "Flanke"!

    Und Gott nahm von der Flanke des Mannes und machte daraus die Frau.

    Die Frau ist die Flanke des Mannes. Ohne richtige Zwischenrippenmuskulatur, ohne Flanke, kann der Mensch (Adam) nicht aufrecht stehen; er hat keine Haltung.

    Das ist die Bedeutung der Schöpfungsszene und geht mit dem Wort "Rippe" total verloren, finde ich.

    Das sollte geändert werden. Wenn schon nicht auf dem Papier, dann doch im Bewusstsein der Leute.

  • Man kann hier vielleicht auch noch mit aufnehmen, wie im Alltag, in der Sozialisation heute, biblische Sinn-Inhalte benutzt und teilweise stark miss-deutet werden.

    Ist mir gestern wiedermal aufgefallen:

    Eine Patientin erzählte mir, wie inkompetent ihre Hausarztpraxis doch sei; alles gehe dort drunter und drüber...

    Sie sagte dann: "Bei denen ist echt Chaos. Da weiß die Linke doch nicht, was die Rechte tut..."

    Ich musste schmunzeln.

    Sie weiß natürlich, dass dieser Satz aus der Bibel stammt.

    Nur, dass er in unserm heutigen Gebrauch negativ benutzt wird.

    Jesus hat es aber als eine positive Ethik dargestellt im Bibeltext.

    Sowas begegnet einem häufiger, wenn man mal drauf achtet. Zahlreiche Bibelsprüche sind uns längst in Fleisch und Blut übergegangen, waren aber teilweise mal ganz anders gemeint :) Finde sowas immer sehr interessant.

  • Na danke, sagte einmal eine junge Frau in einer Bibelrunde, da will er sie heimlich verlassen - - - (Matth. 1, 19 teilweise)


    Der Prediger Raimund Fuchs wies in einer Predigt darauf hin : Josef wollte ihr einen Scheidebrief geben - - un dies ergibt eine andere rechtliche und soziale Position für Maria.

    - - und wollte sie nicht in Schande bringen - -


    Ja richtig, im Grundtext steht apolysai (in der Vulgata allerdings schon "occulte dimittere") - es findet sich wieder in Matth. 5, 31., 32. als Rectsakt.

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  • ich meine mal aufgeschnappt zu haben, "porno" heiße so viel wie: "zeigen, darstellen", oder "schau her" oder sowas...


    In den biblischen Texten wird "porneia" meist mit "Unzucht" übersetzt. Die etymologische Ableitung des Wortes beleuchtet die Gesinnung, die sich dahinter verbirgt. Die Herkunft des Wortes selbst findet sich im Altgriechischen. Der Lateiner meint, wenn er von „porna“ spricht, eine künstlerische Inszenierung welche von Prostituierten zum Besten gegeben wurde. Das altgriechische „pórnē“ bedeutet Prostituierte. Das „deutsche“ Wort „Pornographie“ setzt sich aus „porneia“ (Unzucht) und „gráphein“ (verfassen) zusammen. "porneia" meint auch Prostitution und "porne" meint eine Prostituierte.

    Wahrscheinlich hängen diese Wörter mit dem Verb "pernumi", was "verkaufen" bedeutet zusammen. "porneia" ist also "die Liebe", die man kaufen und verkaufen kann, die natürlich keine Liebe im wirklichen Sinne ist. porneia beschreibt also ein Verhältnis, bei dem der Sexualpartner gekauft und nach Belieben beiseite gelegt wird, so wie man eine Sache kaufen und beiseite legen kann.

    Es zeigt ein Verhältnis, in dem weder Einheit zustande kommt noch Achtung für die Persönlichkeit des anderen Platz haben kann. Im antiken Griechenland hatte man sich noch nie vorehelicher und außerehelicher Beziehungen geschämt. Demosthenes schreibt: „Wir halten uns Mätressen zum Vergnügen und Konkubinen zur täglichen Befriedigung des Körpers, aber wir haben Frauen, um legitime Kinder zu zeugen und vertrauenswürdige Haushalter zu haben“ (Deipnosophistae 573) Es gab kaum einen großen Griechen, der nicht seine "hetaira", seine Mätresse, hatte, und sehr oft waren diese Mätressen die schönsten und gebildetsten Frauen ihrer Tage.

    Alexander der Grosse hatte seine Thais, die nach seinem Tode Ptolemäus von Ägypten heiratete und eine Mutter von Königen wurde. Aristoteles hatte seine Herpyllia, Platon seine Archeaenassa, Perikles seine Aspasia, die, wie man erzählte, sogar seine Reden schrieb. Sophokles seine Archippe, Isokrates seine Metaneira. Phryne, die berühmteste der Kurtisanen, war so reich, dass sie sich erbot, eine Mauer um Theben zu bauen, wenn man folgende Inschrift anbringen würden: „Alexander zerstörte Theben - Phryne, die Kurtisane, baute es wieder auf.“ (Deipnosophistae 567-593). Als Solon die Prostitution legalisierte und staatliche Bordelle eröffnete, wurde der Gewinn daraus zum Bau von Tempeln zu Ehren der Götter verwandt (Deipnosophistae 569d).

    Als Rom noch in den "Kinderschuhen steckte" hatte tatsächlich (noch) Sittenmoral geherrscht. Als der lockere griechische Lebenswandel sich in Rom ausbreitete, wurde auch Rom immer roher.„Hiberina“, sagt Juvenal in seinen Satiren, „wird mit einem Mann genauso wenig zufrieden sein wie mit einem Auge“ . Römische Frauen, sagt Seneca, wurden geheiratet, um geschieden zu werden und geschieden, um geheiratet zu werden. Einige von ihnen unterschieden die Jahre nach den Namen ihrer Ehemänner. Weiter lesen wir bei Seneca: „Keuschheit ist nur ein Beweis für Hässlichkeit!" Die obere Schicht der Römer gab sich einem zwanglosen Geschlechtsverkehr hin. Mesalina, Frau des Claudius, "schlich nachts aus dem kaiserlichen Palast, um in einem "öffentlichen" Haus zu dienen". (Juvenal, Satiren 6.114-132)

    Man könnte noch viele solcher Beispiele anführen. Es muss hervorgehoben werden, dass alle diese Zeugnisse zur Zeit der Entstehung des Neuen Testaments nicht von christlichen Autoren, sondern von "säkularen Autoren" stammen. Das Christentum sah sich mit der Situation konfrontiert, dass in vielen Fällen Prostitution mit Religion verbunden war. Es gab Tempel, die "heilige Prostituierte" hatten. Der Tempel der Aphrodite in Korinth hatte 1000 solcher "Heiligen". Man verehrte die Kraft des Lebens, vor allem wie sie sich in der Geschlechtskraft zeigte, als Symbol der Göttlichkeit. Die Gemeinde in Korinth sah sich einer Situation gegenüber, in der Religion und Unzucht Hand in Hand gingen. Kein Anhänger der "Gnosis" hätte gesagt: "Der Leib gehört dem Herrn!" , wie Paulus es sagte. Für die Anhänger der Gnosis war der Körper der Teil des Menschen, der niemals dem Herrn gehören konnte.

    Liebe Grüße

  • @gabriel87:

    was sagt Paulus nun?

    Sagt er: "Wegen der Unzucht [zu der es kommen kann] soll der Mann sich ne Frau nehmen!" - Das hieße (ich drücke es jetzt mal brutal aus): die Frau ist die Matratze für den Mann, der ja sonst überall schnackseln gehen würde...

    Das ist es ja, was an Paulus ständig kritisiert wird.

    Oder sagt er: "Wegen der Sinnlichkeit soll der Mann sich eine Frau nehmen!" - Klingt in meinen Ohren viel viel sympatischer; und es ignoriert auch nicht den Aspekt, dass man Sinnlichkeit braucht.

    • Offizieller Beitrag

    Sagt er: "Wegen der Unzucht [zu der es kommen kann] soll der Mann sich ne Frau nehmen!" - Das hieße (ich drücke es jetzt mal brutal aus): die Frau ist die Matratze für den Mann, der ja sonst überall schnackseln gehen würde...


    Diesen Vers kann man so und so verstehen, wie man halt will (?) ... ich könnte auch so rangehen und sagen, dass ein Mann erst durch eine Frau reif wird und deshalb sich der Unzucht auch wehren kann. Diese Reife muss nichts mit einer "Matraze" zu tun haben. Dem Paulus irgendetwas zu unterstellen, wenn man einzelne Verse aus seinen Briefen zitiert, ist ziemlich einfach.

  • „porna“ s

    also porn - - finde ich weder im "Stowasser" noch im "Langenscheidt", es ist mir auch selbst aus Ovid, Horaz, Martial und Juvenal etwa unbekannt - aber ich bin nicht allwissend.

    porn - - in meinem Uraltlexikon (Schenkl Wen 1860) nachgelesen ( die alten sind die besten ! - ich glaube, pernymi können wir vergessen - im Griechischen ist die Kenntnis von Abwandlungsregeln - Deklinaionen etc. lebenswichtig, ansonsten man sich im Lexikon verirrt.

    Wesentlich scheint mir erstens, dass im Umfeld damals die Pornh - das gesamte Huren - Mätressen- Slavinnen und Mägdewesen - respektiert wurde - so wie bei uns im Mittelalter und auch später, die negative Konnotation kam doch erst mit dem Bürgertum und der bürgerlichen Ehe auf - (siehe Goethe :. "Die Heimkehr",Schnitzler : "Die Toten schweigen", Stefan Zweig : "Die Gouvernante" et al. - - der Komponists Joseph Haydn wurde miteiner Ungelibten verheiratet und hatt Kiner mit der Ehefrau eines anderen Mannes aus dem Eszterhazyschen Gesinde - -
    und zweitens
    das einmalige Zusammensein von Mann und Frau, von Jesus klar als Schöpfungsordnung gefordert wird und auch die Briefeschreiber sich dazu bekennen ( Heb. 13,4.) und gleichzeitig Paulus in 1. Korinther7 dem Ehepaar die porneia - weiter unen das brennende Bgehren - zugesteht.

    (Zum Rom der Republik : Man lese bei Seneca: "ad priscam virtutem Romanorum" (ß) oder seine Kritik an transparenten ( ! ) Tuniken (der Damen ) mit Seidenstoffen aus China oder Geweben aus Kos ( "De benificiis" 7, 9. 5.)

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

    • Offizieller Beitrag

    Worüber ihr mir geschrieben habt gut sein dem Menschen Frau nicht zu berühren wegen der Sinnlichkeit - - -(Oder weiss wer für porneia ein anders wertneutrales Wort ?)


    In glattes Deutsch gebracht : Worüber ihr mir geschrieben habt, (nämlich) dass es gut sei dem Menschen , eine Frau nicht zu berühren, (dazu sage ich) : Wegen der Sinnlichkeit habe jeder seine Frau - - -


    2000 Jahre lang wird aPulus falsch eingeschätzt !


    Hallo philo,
    du wählst in deinem Beispiel "Sinnlichkeit" zur Übersetzung des Wortes porneia - würdest du diese Übersetzung auch auf die porneia in 1. Korinther 6,18 anwenden?
    Wenn ja, welchen Sinn hat dann Vers 18?
    Wenn nein, wieso sollte Paulus so dicht aufeinanderfolgend mit porneia zwei unterschiedliche "Sinn-Richtungen" dieses Wortes meinen?

    Meiner Meinung nach meint Paulus mit porneia in 6,18 und 7,2 das gleiche - oder gibt es einen Grund, der dagegen spricht?

  • Habe die Stelle nochmal gelesen:

    Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann. (1. Kor 7,2)

    Stimmt, dann ergibt "Sinnlichkeit" keinen Sinn;

    sonst stünde da: Aber um Sinnlichkeit zu vermeiden...

    Das wäre ja genau das Gegenteil von dem, was wir Paulus zusprechen wollen... (Asche auf mein Haupt!)

    Man kann es natürlich so sehen:

    Will ich Sinnlichkeit vermeiden, muss ich heiraten! :smiles: :smiles:

  • Guten Abend. Leute :)

    was sagt Paulus nun?

    Es ist mein Fehler, dass ich nicht zu verstehen gab, dass ich mich mit der Interpretation des Wortes auf 1. Korinther 6,18 bezog. Sorry, ich hätte das erwähnen sollen.

    porn - - finde ich weder im "Stowasser" noch im "Langenscheidt", es ist mir auch selbst aus Ovid, Horaz, Martial und Juvenal etwa unbekannt

    In LS und SW hab‘ ich auch nichts gefunden. Hab‘ jetzt nochmals im Internet nachgesehen, und fand nur das hier, aber ob dieses "Wörterbuch" auch genau genug ist? https://www.sta-forum.de/www.frag-caesa…bersetzung.html

    in meinem Uraltlexikon (Schenkl Wen 1860) nachgelesen ( die alten sind die besten ! - ich glaube, pernymi können wir vergessen - im Griechischen ist die Kenntnis von Abwandlungsregeln - Deklinaionen etc. lebenswichtig, ansonsten man sich im Lexikon verirrt.

    Oldies but Goldies! :) Ich meine, dass Du „richtiger“ als ich liegst. Meinst Du, dass es sein könnte, dass meine Übersetzung „einfach zu neumodisch“ ist? Wie schon gesagt, ich hab‘ mich auf da 1. Korinther 6,18 bezogen, vielleicht sehe ich „pornéia“ da einfach zu sehr im Kontext? "pornéia" umfasst ja ein breites Bedeutungsfeld.

    In Mat 5,32 wird im gr. a das Wort „pornéia" verwendet, im lat. "fornicatio".
    Jesu Worte aus Mat 5:32 werden in meinem Bibelkommentar wie folgt kommentiert: "pornéia" wird hier als außerehelicher Geschlechtsumgang zu verstehen sein.“ (Betonung auf: zu verstehen sein!!!) Demzufolge würde die Heilige Schrift den Begriff pornéia in Verbindung mit verheirateten Personen gebrauchen. Im Zusammenhang mit Eph 5,3 heißt es auf S. 593, 594: „Paulus weiß, dass nicht jeder die Gabe der Enthaltsamkeit hat, und darum hat ein solcher als Schutz vor Schlimmerem, der geschlechtlichen Unzucht, den göttlich gewiesenen Weg einer rechtlichen Ehe zu gehen (1. Kor 7,2). Die Heilige Schrift benutzt demnach den Ausdruck pornéia aber auch in Verbindung mit unverheirateten Personen, die sich auf unerlaubte Geschlechtsbeziehungen und sexuelle Praktiken einlassen. (1. Kor 6,9)

    Der Mitherausgeber Westcott des griechischen Textes von Westcott & Hort, kommentiert die unterschiedlichen Bedeutungen von pornéia in der Bibel in einer Anmerkung zu Eph 5,3 in seinem Werk Saint Paul’s Epistle to the Ephesians,London und New York 1906, auf S. 76 wie folgt: „Dies ist ein allgemeiner Ausdruck für jeglichen unerlaubten Geschlechtsverkehr: 1. Ehebruch, 2. unerlaubte Ehegemeinschaft, 3. Hurerei im allgemeinen Sinne, wie Eph 5,3.“ Mit dem Ausdruck „im allgemeinen Sinne“ wird sich offensichtlich auf die heutige, begrenzte Bedeutung bezogen, in der nur unverheiratete Personen eingeschlossen sind. Zusätzlich zu dieser buchstäblichen Bedeutung hat pornéia an bestimmten Stellen eine symbolische Bedeutung. Bezüglich dieser Art von Bedeutung sagt Zorell, Sp. 1106 unter pornéia: „Abfall vom wahren Glauben, entweder ganz oder teilweise, Lossagung von dem "einen wahren Gott", zu fremden Göttern" (4. Könige 9,22 / Jer 3,2 / Hos 6,10) denn Gottes Verbindung mit seinem Volk wird ja als eine Art „geistige Ehegemeinschaft“ definiert (Off 14,8 / 17,2).

    würdest du diese Übersetzung auch auf die porneia in 1. Korinther 6,18 anwenden?

    Wie bereits besagt, bezog sich meine Definition des Wortes genau auf diesen Vers. Es kann natürlich sein, dass ich falsch liege, aber ich denke, dass Philoalexandrinus mit seiner Übersetzung Recht hat und "richtiger" liegt.
    Ich denke, meine Interpretation kann auf 1. Korinther 6,18 angewendet werden.

    Liebe Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von James Gabriel (18. März 2015 um 22:53)

  • würdest du diese Übersetzung auch auf die porneia in 1. Korinther 6,18 anwenden?


    Ja, im Zusammenhang mit dem Kontext, dass Griechen zuhause die Hausfrau zum Sockenstopfen hatten und die Hetäre im Tempel oder sonstwo für Mysterien oder sonst was, durchaus auch kultivierte Gespräche. Dass auch Griechen "Ganzheitlich" eins sein konnten, findet man in de Ilias / hektors Abschied. Andromache : Hektor, du warst mir Vater und mächtige Mutter, du warst mir Bruder und strahlender Bettgefährte (parakoiths).

    Ich weiß kein besseres Wort als "Sinnlichkeit", obwohl dieses Wort auch (bei Frommen) negativ besetzt ist, im Englischen als "sensuality" noch mehr. Dagegen zitiere ich 1. Mose 3,16 (Vorsicht - das Wort steht ja mitten in einem Fluchspruch), aber auch das Hohelied - und Jesus : Matth. 5, 28. - wo wohl die gynh - die (mit einem anderen) verheiratete Frau - gesehen werden darf.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

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    Einmal editiert, zuletzt von HeimoW (20. März 2015 um 19:41)

  • Oder sagt er: "Wegen der Sinnlichkeit soll der Mann sich eine Frau nehmen!" - Klingt in meinen Ohren viel viel sympatischer; und es ignoriert auch nicht den Aspekt, dass man Sinnlichkeit braucht.

    In 1. Korinther 7, 9. spricht Paulus die Bedürfnisse - die Sinnlichkeitsbedürfnisse der Frau - an (ohne in den Text der "Schneewittchen" (feministische Songgruppe aus Hamburg um 1980) H0) zu verfallen: "Der Mann, das ist ein Lustobjekt, ansonst ist er nicht zu gebrauchen".

    Zudem: Ich kommuniziere lieber mit sinnlichen Menschen, die "leben", sich der Wärme, der Kälte, des Windes, der Sonne, des Tones der Musik, des Klanges der Stimme, der Farbe des Gemäldes, der Gemeinschaft, den völlig Unvernünftigen - - -für all das ein offenes "Gespür" habend - - - erfreuen können.


    Goethe, Gespräche mit Eckermann : Die Kunst sei eine höhere Form der Sinnlichkeit - - wenn ihr es nicht erfühlt, ihr werdet es nie erfassen - -

    Wien, diese sinnliche Stadt (Hugo von Hofmannsthal) mit dieser rätselhaften, weichen, lichtdurchsogenen Luft! ! Und unterm traumhaft hellen Frühlingshimmel diese schwarzgraun Barockpaläste mit eisernen Gittertoren und geschnörkelten Moucharabys - - diese alten Höfe, - mit Sonnenflecken im Efeu und Amoretten! - - - Und in der Vorstadt, diese kleinen gelben Häuser mit staubigen Vorgarterln, diese melancholischen, spießbürgerlichen, unheimlichen kleinen Häuser - - -

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

    Einmal editiert, zuletzt von HeimoW (20. März 2015 um 19:43)

  • Aber um Unzucht zu vermeiden

    Leider, da tut einer mehr als Übersetzung: Im Grundtext steht nur: dia ths porneias - - "wegen" und nichts von "vermeiden"

    Und in Vers 5 nimmt er die Unfähigkeit, sich zu beherrschen, in seine Ausführungen : akrasia = "Unkeuschheit" (Luther)

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

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    Einmal editiert, zuletzt von HeimoW (20. März 2015 um 19:44)

  • Danke Philo,

    ja, dann ist es sinnig.

    Ich habe mir heute so gedacht, man könnte es (wenn man etwas dreist ist) auch zusammenfassen:

    "Wegen der Sinnlichkeit aber, um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann..."