Kirche - ein Krankenhaus?

  • Hallo Jacob der Suchende,

    als ich deinen Thread gerade gelesen habe, da fielen mir weitere, sich im Kernpunkt auf deinen Fragenkomplex beziehende Fragen und Gedanken ein. Diese Fragen habe ich aus einem Vortrag, der mir gut gefiel, von Pastor Werner Renz in Erinnerung;-Bibel, Religion und Kirche - Eine Erfindung der Menschen?-

    -Wie überprüft man die eigene Religion?

    -Was ist der Testpunkt für Religionen, Kirchen und Ideologien?

    Werner Renz:

    "Der Testpunkt für alle Religionen, Kirchen und Ideologien zeigt sich darin, ob sich irgendeine religiöse Institution zwischen Gott und Menschen schiebt, oder ob ihm die Freiheit gelassen wird, auf Grund seiner eigenen Beziehung zu Gott selbst zu entscheiden."

    Das waren jetzt einige meiner ersten spontanen Einfälle zu deinem "neuen" Thema. Ich denke, wenn wir uns einmal als Einzelne dafür entscheiden/entschieden haben mit Gott durch das Leben zu gehen, dann werden wir auch die bereichernde Gemeinschaft mit den Mitgläubigen achten und pflegen.


    Einen gesegneten Sabbat! :)

    Lieben Gruß

    Ines.

    "Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an"

    1. Samuel 16.7

    Einmal editiert, zuletzt von Ines. (7. März 2015 um 06:38)

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde den Vergleich nicht so schlecht, die Frage ist natürlich, ob sich die Kirche auf ein Krankenhaus reduzieren lässt. Das ist aber bei dem Ausspruch nicht gemeint.

    Es geht bei dem Ausspruch um den Vergleich mit dem Laufsteg für Heilige.

    Den genauen Kontext, wie das der Erfinder des Spruchs gemeint hat, kann ich jetzt aber auch nicht nennen.

    Sünder in der Gemeinde

  • Woher kommt die Vorstellung, die Kirche sei ein Krankenhaus?

    Ist dieser Vergleich in praktischer Hinsicht wirklich sinnvoll?

    Danke.

    Das ist eigentlich der richtige Begriff.

    Wir haben einen Heiland der uns einen Ort geschenkt hat, an dem wir Heil werden können.

    Wir werden durch sein Wort, mit Hilfe des HL. Geistes im Kreise von Genesenen weiterbetreut...

    Wir dürfen uns in der Liebe üben und im Geiste wachsen.

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

    • Offizieller Beitrag

    Woher kommt die Vorstellung, die Kirche sei ein Krankenhaus?

    Ist dieser Vergleich in praktischer Hinsicht wirklich sinnvoll?

    Er kommt daher, dass Jesus sagt, die Gesunden brauchen den Arzt nicht...
    (Mt 9,12; Mk 2,17; Lk 5,31)

    Ja, er ist sinnvoll, denn er bewahrt uns davor, wie die Pharisäer, zu meinen wir könnten oder sollten vollkommen (gesetzestreu) leben..

  • Meine Mutter ist Krankenschwester und arbeitet seit zwanzig Jahren vorbildlich und mit Herzblut auf einer Intensivstation... Beim Gespräch über ihre Tätigkeit in der sie seit jeher ihre Berufung gefunden hat, sagte sie mir einmal: "wenn ich zur Arbeit gehe, dann gehe ich nicht ins Krankenhaus, sondern als "Gesundenschwester", mit den mir möglichen Mitteln zum Besten der Patienten in meinem Aufgabenbereich, gehe ich immer in das "Gesundenhaus!"

    Ihre Einstellung und Herangehensweise überzeugen mich sehr.

    Die Kirche ist nicht einfach ein "Krankenhaus", sie sollte ein Ort der gegenseitigen Bestärkung und dauerhaften Gesundung in unserem Leben mit Gott und untereinander sein.

    Lieben Gruß :)

    Ines.

    Johannes 11,9

    Wenn jemand bei Tage wandelt, so stößt er nicht an, denn er sieht das Licht dieser Welt.

  • Ich erinnere mich, dass Hans Heinz einmal -als ihm einige über die Unvollkommenheit dieses Bruders oder jner Schwester (anklagend) etwas vorjammerten - diesen Begriff als Antwort verwendet hat.

    Und ich denke an 1. Korinther 11, 30 : " Darum sind auch viele Schwache und Kranke untereuch und ein Gutteil schlafen."


    Habe ich das recht in Eriunnerung, das ehedem zum Abendmahl bis Vers 30 gelesen wurde, man jetzt aber schon Vers 29 gelegentlich weglässt ?


    Man könnte auch Asaphs Psalm 73 zum Trost hernehmen : Die Gottlosen in ihrem "Wellness" - Leben " - und ich bin geplagt täglich und meine Strafe ist alle Morgen da" - - "Bis dass ich ging in das Heiligtum Gottes und sah auf ihr Ende" - - "Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich an deiner Hand."

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Psalm 73 [...]: Die Gottlosen in ihrem "Wellness"-Leben [...]


    Ich kaufe mir mit gewisser Regelmäßigkeit gebrauchte Bücher übers Web. Wenn ich ein Buch, das ich suchte, preiswert und in ausreichend gutem Zustand gefunden habe, schaue ich ab und zu, welche weiteren Bücher der selbe Verkäufer anbietet, und kaufe zusätzlich das eine oder andere billige Buch. Auf die Art komme ich dazu, auch in Büchern zu lesen, die ich nicht direkt gesucht habe. Philalexandrinus Wort vom "Wellness-Leben" der Gottlosen bewegt mich dazu, einen Satz aus einen so erworbenen Taschenbuch zu zitieren, das ich gerade lese. Keine neue oder originelle Einsicht; aber doch eine Aussage, die mich ob ihrer unverblümten Formulierung und klaren Aussage im Lesen ein Weilchen stocken ließ.

    Zitat

    Die Annehmlichkeiten der Konsumgesellschaft machen für unsere Zeitgenossen den Sinn des Lebens aus.

    [quelle]Karl Backfisch: "Christus in einer atheistischen Welt", Telos-Taschenbuch, 1975, ISBN 3-501-00109-6[/quelle]

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von Daniels (13. März 2015 um 15:06)

  • Ja, er ist sinnvoll, denn er bewahrt uns davor, wie die Pharisäer, zu meinen wir könnten oder sollten vollkommen (gesetzestreu) leben..


    Geht ihr mit den kranken Pharisäern auch dann so um?

    Ich finde den Begriff etwas irreführend manchmal. Es sollte eigentlich nur eine Ambulanz und keine Stationärer Krankenhausbetrieb sein.
    Wir glauben doch dass Jesus Menschen verändert oder?

    Ich hab manchmal so meine Bedenken bei denen die laut rufen "ja das ist ein Krankenhaus, so muss es gesehen werden..." ob diese dann mit unseren Extremos auch so umgehen werden oder ob das nur in Richtung Ungläubige geht.
    Es ist eben nur ein Aspekt der Gemeinde sein und nicht DER Hauptaspekt, die Gemeinde ist mehr als nur ein Krankenhaus, es ist Heim, es ist Familie,es ist Frieden.

    Wenn man es als Krankenhaus sieht muss man krankheitsunabhängig dazu stehen, wenn dann alle gleich.
    Manchmal ist es allerdings auch mal nötig gewisse Menschen abzuweisen bzw. vor die Tür zu setzen,wenn es die Situation erfordert.
    Ein Krankenhaus ist ein sensibler Ort in dem es auch heißt Kranke vor anderen Kranken zu schützen.

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

  • Der Herr
    schenke Dir Gnade, lieber Jakob,


    für mich
    habe ich viele Parallelen zwischen einem Krankenhaus und der Gemeinde gefunden.
    Es ließe sich der Vergleich sicher noch um einiges erweitern und doch hat er
    auch seine Grenzen.


    Ein
    Krankenhaus ist eine Einrichtung, in der durch ärztliche und pflegerische
    Hilfeleistung die Krankheiten, Leiden oder körperlichen Schäden festgestellt
    und geheilt oder gelindert werden. Auch die Geburtshilfe und die
    Sterbebegleitung gehören zu den Aufgaben eines Krankenhauses. (Wikipedia,
    gekürzt)


    Jährlich sterben etwa 10.000-15.000
    Patienten in Deutschland an einer nosokomialen Infektion, d. h. sie haben sich
    die Infektion im Krankenhaus zugezogen. Das ist der Hauptgrund, weshalb
    Hygienestandards so hoch sind. Daneben gibt es Quarantänebestimmungen,
    Isolationszimmer usw.


    Standards in Hygiene und Organisation und Ausbildung
    sind sehr hoch, um Menschen zu retten und ja niemanden zu verlieren. =>
    Gemeinde darf ihre Standards nicht senken, um Sünde zu verharmlosen, um
    (wichtige) Gemeindeglieder (oder gar Theologen) zu schützen. - Das wäre fatal!
    – Andere Gemeindeglieder, Jugendliche, Kinder (und leider auch ich) nehmen sich
    das als (zukünftiges) Vorbild. Wer krank ist, braucht Hilfe.


    So wichtig eine Organisation/Institution mit
    ihren Plänen und ihrem reibungslosen Ablauf ist (Finanzen, Immobilien, Geräte
    und/oder Verwaltung), sie kann weder heilen noch retten, sondern nur
    unterstützen. Noch wichtiger ist, dass Menschen Barmherzigkeit an ihrem
    Nächsten üben. – Gefäß und Inhalt sind also wichtig. Die richtige Balance
    zwischen Institution und Mensch zu finden ist eine enorme Herausforderung, für
    das Krankenhaus wie für die Gemeinde.


    Das
    Evangelium ist wie ein Arzneimittel: Es hat einen Zweck (Heilung) und eine
    Wirkung (wiederherzustellen, zu korrigieren, zu beeinflussen oder eine
    medizinische Diagnose zu erstellen
    [EU-Richtlinie]).
    Wird das Arzneimittel (Evangelium) verdünnt, kann das fatale Auswirkungen für
    das (ewige) Leben haben.


    Es ist wichtig, dass wir nicht nur die
    Krankheit (Sünde) sehen, sondern den ganzen Menschen, nicht nur Symptome
    behandeln (einzelne Sünden lassen), sondern wieder gesund werden
    (Barmherzigkeit üben, Vergebung schenken, mit Freude beten und gerne im Wort
    Gottes studieren, Gemeinschaft pflegen).


    Ein Arzt hilft dem Patienten, untersucht,
    denkt nach, operiert und handelt. Die im Glauben fest sind, helfen den
    „Schwachen“, stehen ihnen bei, beten für sie, treffen Entscheidungen zum „Bau
    der Gemeinde“. Es geht nicht darum, dass alle gleich sind, sondern dass die
    Starken den Schwachen beistehen, die Erwachsenen den Kindern und Jugendlichen,
    die Reichen den Armen und letztlich die Gemeinde ihren Nächsten in dieser Welt.


    Medizinisches Personal besteht auch nur aus
    Menschen, die krank werden können. Auch Gläubige können Fehl gehen. Wir alle
    sind Sünder und letztlich krank. Von dieser tödlichen Krankheit (Sünde) müssen
    wir geheilt werden. Und Charakterveränderung dauert ein Leben lang. ;)


    Es gibt auch Missstände (niemand ist
    perfekt) – Fehloperationen, Fehldiagnosen, Fehlmedikation, systemimmante
    Probleme (d. h. mit all den Maßnahmen erreicht man genau das Gegenteil von dem,
    was die eigentliche Absicht ist).


    * Soll deswegen das Krankenhaus (Gemeinde) verlassen werden?


    * Soll deswegen das Krankenhaus (Gemeinde) gar geschlossen werden?


    * Wie weit soll Kritik geübt werden?


    Was machen
    Menschen, wenn es kein Krankenhaus gibt oder wenn sie von der Notfallambulanz
    nicht aufgenommen werden, obwohl sie Hilfe bräuchten oder von der Station
    vorzeitig entlassen werden („hinausgeworfen“), weil sie selber denken und dem
    Arzt in seiner Symptombehandlung kein Vertrauen mehr schenken?


    Was machen
    Menschen, wenn es keine Gemeinde gibt oder wenn sie nicht aufgenommen werden
    (weil sie rauchen oder andere Fehler haben) oder hinausgeworfen werden (weil
    sie Glaubenspunkte, z. B. Logik/Sinn des Kreuzestodes, Dreieinigkeit, in Frage
    stellen) und den Verantwortlichen (Prediger) in seiner Argumentation nicht
    vertrauen? – Wo sollen sie denn sonst hingehen?


    Exkurs:


    Früher
    wurden Ärzte spitz auch „Götter in Weiß“ bezeichnet, da sie allwissend vor
    ihren unwissenden Patienten in weißem Kittel (Farbe für Licht und Reinheit)
    auftraten und wenn sie zu heilen vermochten, deshalb mit Ehrfurcht begegnet
    wurden (den Göttern fast gleichgesetzt). Dieses Bild hat sich zum Glück
    gewandelt. Aufgabe des Arztes ist zu informieren und einen Rat zu geben, aber
    die Entscheidung trifft der Patient, ob er den Rat und die Behandlung annehmen
    will. Die Entscheidung muss der Arzt respektieren. Der Patient ist mündig und
    mitverantwortlich geworden.


    Die
    Mündigkeit und Mitverantwortlichkeit der Gläubigen sollte wieder mehr ins
    Zentrum gerückt werden, auch in theologischen Fragen. Geistliches Wachstum
    gelingt nicht allein durch das Zuhören einer (bitte verzeih den saloppen
    Ausdruck) „vorgekauten Predigt“, sondern vor allem mit eigenem Bibelstudium,
    dem freundschaftlichen Kontakt mit tiefgläubigen Geschwistern und einem
    authentischen Gebetsleben: Bereit zum Dienst am Nächsten.


    Fazit:
    Gemeinde (damit ist nicht einfach ein Gebäude gemeint) sollte nicht allein
    ein Versammlungsort des Gebets für Gläubige mit einem einheitlichen
    theologischen Grundverständnis sein, sondern auch ein Ort, wo neben der
    Theologie ebenso Hilfe für die Gesellschaft
    im Rahmen von Gesundheit und Erziehung/Bildung angeboten wird.


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    Gott segne
    Dich


    Gerald

    Vergib und diene!