- Offizieller Beitrag
Hallo zusammen,
zuerst wollte ich das Thema unter der Rubrik "Katholische Kirche" erstellen, aber es erschien mir dann doch besser, wenn wir es allgemein betrachten. Der Ausgangspunkt: In meinem kath. Bibelkreis hat der Pater eine Geschichte erzählt von einer älteren Frau. Diese Frau hatte einen Sohn, der nicht gläubig war und der viele Dinge getan hat, die nicht gut waren, für ihn nicht und für andere nicht. Jedenfalls kam die ältere Frau zu dem Pater und hat ihn im Zuge von Beichte und Buße darum gebeten, dass sie die Sünden ihres Sohnes tragen wollte. Daraufhin hat sie der Pater darüber aufgeklärt, dass wenn sie die Sünden ihres Sohnes tragen würde, sie auch die Folgen der Sünden ihres Sohnes tragen müsste. Damit war sie einverstanden. Die Sündenübertragung wurde also durchgeführt (über Details zu dieser Übertragung wurde nichts berichtet). Ein paar Wochen später hat sie einen bösartigen Krebs bekommen an dem sie auch ein paar Monate später gestorben ist.
Der Pater hat die Frau sehr gelobt für ihre Demut und Opferbereitschaft, er hat sie als leuchtendes Beispiel für Nächstenliebe hingestellt.
Ausgangspunkt dieser Geschichte war ein Gespräch über Jesus, der ja auch unsere Sünden getragen hat. Der Pater hatte dieses Beispiel verwendet um klarzumachen, dass es geht, dass man die Sünden anderer trägt, eben mit der Einschränkung, dass man die Folgen der Sünden auch tragen müsste.
Mir ist dieser Gedanke sehr fremd, aber ich würde gerne von euch wissen, wie man das biblisch gut erklären könnte, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Der Grundgedanke, dass ein Mensch die Sünden eines anderen Menschen trägt ist ja nicht falsch, denn Jesus war ganz Mensch und hat unsere Sünden getragen. Ich möchte hier jetzt einige biblische Beispiele bringen, wo anscheinend Menschen die Sünden sowie auch die Folgen der Sünden anderer Menschen tragen:
aus den Geboten:
2 Mo 20/5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten [Generation] von denen, die mich hassen, 20/6 der aber Gnade erweist an Tausenden [von Generationen] von denen, die mich lieben und meine Gebote halten.
Davids Sohn muss für seine Sünde sterben:
12/13 Da sagte David zu Nathan: Ich habe gegen den HERRN gesündigt. Und Nathan sagte zu David: So hat auch der HERR deine Sünde hinweggetan, du wirst nicht sterben. 12/14 Nur weil du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlaß zur Lästerung gegeben hast, muß auch der Sohn, der dir geboren ist, sterben. 12/15 Und Nathan ging in sein Haus [zurück]. Und der HERR schlug das Kind, das Urias Frau dem David geboren hatte, und es wurde schwer krank. 12/16 Und David suchte Gott um des Jungen willen. Und David fastete lange. Und wenn er hineinkam, lag er die Nacht über auf der Erde. 12/17 Und die Ältesten seines Hauses machten sich zu ihm auf, um ihn von der Erde aufzurichten. Aber er wollte nicht und aß kein Brot mit ihnen. 12/18 Und es geschah am siebten Tag, da starb das Kind. Und die Knechte Davids fürchteten sich, ihm zu berichten, daß das Kind tot sei, denn sie sagten [sich]: Siehe, als das Kind [noch] am Leben war, haben wir zu ihm geredet, und er hat nicht auf unsere Stimme gehört: Wie könnten wir [jetzt] zu ihm sagen: Das Kind ist tot? Er würde Unheil anrichten. 12/19 Und David sah, daß seine Knechte miteinander flüsterten. Da merkte David, daß das Kind tot war. Und David sagte zu seinen Knechten: Ist das Kind tot? Sie sagten: [Es ist] tot. 12/20 Da stand David von der Erde auf und wusch sich und salbte sich und wechselte seine Kleider und ging ins Haus des HERRN und warf sich [vor ihm] nieder. Dann kam er in sein Haus [zurück] und verlangte [zu essen], und man setzte ihm Brot vor, und er aß.
Stephanus bittet für seine Mörder:
7/54 Als sie aber dies hörten, wurden ihre Herzen durchbohrt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. 7/55 Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; 7/56 und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen! 7/57 Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. 7/58 Und als sie ihn aus der Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus. 7/59 Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! 7/60 Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er.
Es gibt möglicherweise noch andere Beispiele in der Bibel, die mir gerade nicht einfallen, oder die ich nicht kenne. Worum es mir geht ist das Grundprinzip. Sünde und Strafe für Sünde muss (sofern sie ihm nicht von Jesus vergeben wird!) aus meiner derzeitigen Sicht immer der tragen, der die Sünde verursacht. Wenn es Folgen dieser Sünden gibt, dann müssen unter diesen Folgen natürlich oft andere Menschen leiden, aber warum mischt sich Gott da manchmal ein indem er Sünde von Vätern an den Söhnen heimsucht oder jemand anderen sterben lässt, obwohl es (wie in obigem Fall zitiert) eigentlich David treffen hätte müssen?
In der Glaubensgemeinschaft der Heiligen der letzten Tage wird ebenfalls eine Praxis der stellvertretenden Sündenvergebung für Verstorbene praktiziert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Totentauf…er_Letzten_Tage
ZitatDiese Totentaufe stützt sich auch auf die Aussage in 1. Kor 15:29, die in der mormonischen Schrift Lehre und Bündnisse in den Abschnitten 127–128 weiter ausgeführt wird. Sie dient nach dem Verständnis der Mitglieder der Kirche der „Sammlung Israels“, an der die Mitglieder aktiv mitwirken. Da das ewige Leben nur der erlangen könne, der getauft sei, jedoch viele bereits verstorbene Menschen nie die Möglichkeit hatten, sich in dieser Kirche taufen zu lassen, soll ihnen durch die stellvertretende Taufe der Weg zum ewigen Leben ermöglicht werden. Der Verstorbene entscheide dann im Jenseits selbst, ob er die ihm solchermaßen zugedachte Taufe auch annehmen will. Für die in der jetzigen Zeit nicht erfassten Menschen werde die stellvertretende Taufe nach der Wiederkehr Christi durchgeführt werden.
Das nur als weiteres Beispiel für stellvertretende Handlungen zur Sündenvergebung.
viele Grüße
Tricky