Großbritannien erlaubt in Einzelfällen "1 Kind von 3 Eltern"

  • Großbritannien hat ein neues Gesetz verabschiedet, nachdem es ab Oktober möglich ist in Einzelfällen die DNA in Eizellen von 2 Frauen zu kombinieren um so Mitochondriopathien bei Neugeborenen zu verhindern.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondrium

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondriopathie

    Der Bericht leider nur auf English: http://www.thedailybeast.com/articles/2015/…-babies-ok.html

    Hier berichtet der Spiegel über das Verfahren:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/m…g-a-955727.html
    (hier ist nur eine von zwei Verfahrenstechniken genannt, die andere schneidet mitochondriale DNA aus den Mitochondrium der Spenderin und fügt diese anstelle der defekten DNA der Mutter ein. Es handelt sich um ca. 0,1% der gesamten menschlichen DNA)

    Ich selbst habe einen akademischen Hintergrund zu dem Thema und begrüsse diese Entscheidung.
    Mir ist bewusst dass dieses Thema ein kontroverses ist (vor alllem für Menschen mit chrislichem Hintergrund) und möchte es deshalb hier mal zur Diskussion stellen. Was haltet ihr davon? Welche Sorgen haben Menschen die dieses Verfahren sehr kritisch sehen oder komplett ablehnen? Wie begründet ihr eure Position zu diesem Thema?

    Cheers,
    Dschohnny

  • Ich bin auch dafür, es zu erlauben, solange das Verfahren nur heilend eingesetzt wird. Eine Grenzüberschreitung wäre in meinen Augen erst dann gegeben, wenn dieses Verfahren eingesetzt würde, um Designerkinder zu kreieren - aber dazu eignet es sich nach meinem Verständnis auch gar nicht.

  • Zitat

    Was haltet ihr davon?

    Gar nichts.

    Zitat

    Welche Sorgen haben Menschen die dieses Verfahren sehr kritisch sehen oder komplett ablehnen?

    Es ist die ständige Gott-Spielerei der Wissenschaft, die darin wieder zum Vorschein kommt.

    Zitat

    Wie begründet ihr eure Position zu diesem Thema?

    Ein Mensch entwickelt sich so, wie er sich entwickelt.

    Es gibt Menschen, die erkranken oder kommen mit Defekten zur Welt; so ist es. Man hat da nicht reinzufuschen.

  • Hallo Seele,

    Es gibt Menschen, die erkranken oder kommen mit Defekten zur Welt; so ist es. Man hat da nicht reinzufuschen.

    wie gehst du mit anderen Erkrankungen um? nimmst du Antibiotika bei schweren bakteriellen Infektionen? Lehnst du eine Chemotherapie bei bösartigen Krebserkrankungen ab? Würdest du bei Kinderwunsch eine genetische Beratung in Anspruch nehmen wenn es in deiner Familie oder der deiner Partnerin eine Geschichte schwerer Erbkrankheiten gibt?

  • dschohnny:

    Zitat

    nimmst du Antibiotika bei schweren bakteriellen Infektionen?

    Nein. Aber es ist auch etwas anderes, ob man bei einem Menschen, der erkrankt, etwas behandelt, oder ob man bereits im Mutterleib eingreift, damit negative Möglichkeiten von vornherein unterbunden werden.
    Du wirst wahrscheinlich fragen, wo der Unterschied sei... Es IST ein Unterschied! Ein ethischer Unterschied. Das ist ganz entschieden meine Meinung.

    Zitat

    Lehnst du eine Chemotherapie bei bösartigen Krebserkrankungen ab?

    Kommt drauf an. Wahrscheinlich ja. Aber ich bin auch 28 Jahre alt und es geht bei mir nicht mehr um die Frage: Was für ein Mensch (gesundheitlich gesehen) soll er werden?


    Zitat

    Würdest du bei Kinderwunsch eine genetische Beratung in Anspruch nehmen
    wenn es in deiner Familie oder der deiner Partnerin eine Geschichte
    schwerer Erbkrankheiten gibt?

    Wir kriegen ein Kind. Es gibt bei meiner Frau Erbkrankheiten. Nein, wir haben keinen genetischen Check gemacht und lassen uns dazu auch nicht beraten.

  • Nein. Aber es ist auch etwas anderes, ob man bei einem Menschen, der erkrankt, etwas behandelt, oder ob man bereits im Mutterleib eingreift, damit negative Möglichkeiten von vornherein unterbunden werden.

    Du wirst wahrscheinlich fragen, wo der Unterschied sei... Es IST ein Unterschied! Ein ethischer Unterschied. Das ist ganz entschieden meine Meinung.

    Das hätte ich nicht erwartet. Ist dir klar das es bakterielle Infektionen (auch bei jungen Menschen) gibt, die ohne Antibiotikaeinnahme mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führen? (z.B. eine schwere Sepsis). Lehnst du moderne Medizin komplett ab?
    Für mich ist da schon ein Unterschied, aber kein grosser. Wenn man es genau nimmt, betreibt der Mensch Gentechnik seitdem er angefangen hat Tiere und Pflanzen zu züchten, also schon seit vielen tausend Jahren.

    Ich selbst hatte schon mehrmals Kontakt mit Angehörigen die ein Kind mit unterschiedlich starken Erbkrankheiten zur Welt gebracht haben. Es war furchtbar für mich zu sehen, was ein kurz- oder mittelfristig sicherer Tod eines Frischgeborenen Menschen mit den Eltern macht. Mir ist klar das Religion bei deiner Meinung eine grosse Rolle spielt. Die allermeisten Wissenschaftler die sich praktisch mit Gentechnik befassen haben nach meiner Erfahrung keinen Gotteskomplex, ihnen geht es darum Menschen zu helfen, sie zu heilen oder eben grausame Krankheiten zu verhindern. Ich selbst sehe keinen Sinn darin ein stark deformiertes oder schwer krankes Kind auf die Welt zu bringen das nur wenige Tage oder Jahre lebt und dabei teilweise noch starke Schmerzen empfindet.

  • dschohnny:

    nein, ich lehne Medizin keineswegs ab.

    Was für Infektionen es gibt, ist mir klar, ich bin Pflegefachkraft. Es kommt drauf an. Ich müsste ja ohnehin zum Arzt wegen der Krankschreibung. Wenn der mich untersucht und sagt: "Sie haben einen gefährlichen Infekt, sie müssen Antibiotika nehmen!" würde ich das auch nehmen; allein schon, damit die Krankheit eingedämmt wird und ich nicht lange ansteckend bin.

    Es gibt aber Ärzte, die für jeden Huster was verschreiben und die Leute schlucken es; das Immunsystem sagt dann "Auf Wiedersehn, ich bin arbeitslos!"

    Abgesehen davon, dass ich sehr selten krank bin; wenn ich zum Arzt geh, dann schreibt der mir einfach die Krankmeldung und den Rest mache ich dann zuhause mit heißem Bier ;) (als kleinen Tipp)

    Was das Baby angeht:

    klar, du hast natürlich den härtesten Fall genommen: Ein Kind kommt zur Welt, lebt nur 2 Tage unter "schlimmsten Qualen" und muss dann sterben; wo ist da der Sinn?

    Man sieht es vorher doch gar nicht, ob das Kind so zur Welt kommt! Oder woran soll der Arzt das sehen?

    Nein, es wird ein Repertoire an "Behandlungen" angeboten für Fälle, die gar nicht auftreten müssen.

    Doch, das ist Gott-Spielerei! Ob die betreffenden Wissenschaftler einen "Gott-Komplex" haben, weiß ich nicht; interessiert mich auch nicht.

    Man schließt von vornherein negative Möglichkeiten aus: das Kind, welches geboren wird, darf/ soll nicht mit einem Defizit geboren werden. Das ist der Gedanke dahinter.
    Ja, der Vergleich mit der Tierzucht trifft es! Wir züchten Menschen! Und das ist in meinen Augen Blasphemie.

    Die Wissenschaftler mögen ehrenhafte Absichten haben, das bestreite ich nicht; aber das ändert am Thema für mich nichts. (Außerdem geht es nicht einfach nur um "Menschen-helfen", wie du sagst; das kannst du mir nicht erzählen)

    Ein krankes Kind stört, kostet Geld, ist anstrengend usw. Es fordert Charakter! Das will man den Leuten heute ersparen.

    Ein Kind, das kurz nach der Geburt stirbt, fordert von den Eltern ein, sich mit dem Tod auseinander zu setzen. Das will man den Leuten heute ersparen.

    Ein Mensch mit Defekten ist eine gesellschaftliche Belastung, nicht so arbeitsfähig, fordert Rücksicht ein. Das will man uns heute ersparen.

    Der Film Gattaca ist ja mittlerweile sogar schon alt, aber in diese Richtung geht es bei der Forschung:

    Der neue Mensch soll kreiert werden.

  • Was für Infektionen es gibt, ist mir klar, ich bin Pflegefachkraft. Es kommt drauf an. Ich müsste ja ohnehin zum Arzt wegen der Krankschreibung. Wenn der mich untersucht und sagt: "Sie haben einen gefährlichen Infekt, sie müssen Antibiotika nehmen!" würde ich das auch nehmen; allein schon, damit die Krankheit eingedämmt wird und ich nicht lange ansteckend bin.


    Es gibt aber Ärzte, die für jeden Huster was verschreiben und die Leute schlucken es; das Immunsystem sagt dann "Auf Wiedersehn, ich bin arbeitslos!"

    Ok, das habe ich anders verstanden. Ja, mir ist bewusst das Antibiotika in Deutschland häufig falsch verschrieben werden, dadurch entstehen grosse Probleme, aber das weisst du ja auch.

    klar, du hast natürlich den härtesten Fall genommen: Ein Kind kommt zur Welt, lebt nur 2 Tage unter "schlimmsten Qualen" und muss dann sterben; wo ist da der Sinn?


    Man sieht es vorher doch gar nicht, ob das Kind so zur Welt kommt! Oder woran soll der Arzt das sehen?

    Doch, man kann eine Risikoabschätzung durch Gensepuenzierung der Keimzellen oder in anderen Fällen auch irgeneiner Zelle mit DNA erstellen, eben genetische Beratung. Bei maternal Vererbten Genen (eben die mitochondiralen, oder die x-chromosomalen bei einem Jungen) sowie bei einer Kombination eines dominanten und rezessiven Gens (eins von der Mutter und eins von dem Vater) lässt sich die Wahrscheinlichkeit des Auftreten einer Erbkrankheit fast zu 100% Vorhersagen (siehe Mendelsche Regeln: http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln). Die Ausprägungen von Krankheiten lassen sich noch nicht absolut sicher Vorhersagen, aber dir wird auch klar sein das die Forschung hier mit riesigen Schritten voranschreitet. Es gibt wie du sicherlich auch weisst in jedem Krankenhaus einen Ethikrat, der über solch komplizierten Fragen diskutiert und versucht eine gute und ethisch richtige Lösung für den Einzelfall zu finden. Ethikkommisionen gibt es auch an Universitäten.

    Nein, es wird ein Repertoire an "Behandlungen" angeboten für Fälle, die gar nicht auftreten müssen.

    Von denen man in manchen Fällen aber fast 100% ausgehen kann.

    Man schließt von vornherein negative Möglichkeiten aus: das Kind, welches geboren wird, darf/ soll nicht mit einem Defizit geboren werden. Das ist der Gedanke dahinter.

    Ja, der Vergleich mit der Tierzucht trifft es! Wir züchten Menschen! Und das ist in meinen Augen Blasphemie.

    Es geht hier speziell um Erbkrankheiten mit mitochondrialen Ursprung. Es geht nicht darum "Menschen zu züchten" sondern das Auftreten einer Krankheit zu verhindern.

    Die Wissenschaftler mögen ehrenhafte Absichten haben, das bestreite ich nicht; aber das ändert am Thema für mich nichts. (Außerdem geht es nicht einfach nur um "Menschen-helfen", wie du sagst; das kannst du mir nicht erzählen)

    Klar, es gibt schon seit den 70ern kommerzielle Anwendungen von moderner Gentechnik. Und es gibt eben auch Menschen die sich mit Gentechnik auskennen und damit anderen Menschen Schaden zufügen wollen. Vielen Menschen die sich nicht intensiv mit Biochemie und Gentechnik befasst haben ist überhaupt nicht klar mit wie kleinen Beträgen (untere bis mittlere vierstellige) und entsprechendem Wissen es heutzutage möglich ist sehr effektiv Gentechnik zu betreiben. Das ist für mich ein starkes Argument das diese Wissenschaft weiter intensiv erforscht werden muss. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis Privatleute mit sinistren Absichten die ersten Viren oder Bakterien züchten die in der Lage sind eine grosse Zahl von Menschen zu gefährden. Das ist für mich ein starkes Argument diese Technik weiter intensiv zu erforschen um auf so ein Szenario vorbereitet zu sein.

    Ein krankes Kind stört, kostet Geld, ist anstrengend usw. Es fordert Charakter! Das will man den Leuten heute ersparen.

    Man will diesem kranken Kind aber eben auch das Leiden ersparen und ihm eine Zukunft mit Perspektiven bieten die über Leiden und Überleben hinaus geht.

    Ein Kind, das kurz nach der Geburt stirbt, fordert von den Eltern ein, sich mit dem Tod auseinander zu setzen. Das will man den Leuten heute ersparen.

    Wenn man so einen Hergang mit sagen wir 90 % Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann, wäre es dann nicht besser das zu vermeiden? Man kann Eltern mit entsprechender Prädisposition nicht verbieten ein Kind zu kriegen, aber man kann ihnen Alternativen Vorschlagen.

    Der Film Gattaca ist ja mittlerweile sogar schon alt, aber in diese Richtung geht es bei der Forschung:


    Der neue Mensch soll kreiert werden.

    Eine Welt wie in Gattaca beschrieben wünsche ich mir absolut nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von dschohnny (6. Februar 2015 um 18:58)

  • Zitat

    Eine Welt wie in Gattaca beschrieben wünsche ich mir absolut nicht.

    Nein, das würde ich dir auch niemals unterstellen, dschohnny!

    Aber genau hier ist doch die Problematik, oder nicht?

    Wozu will man denn möglichst sichere Vorhersagen über Krankheiten und ihre Ausprägungen machen (also beim Ungeborenen meine ich)?

    Mal angenommen: eine Frau ist beim Frauenarzt; er macht den üblichen Ultraschall, stellt bei der Messung zB einen Wasserkopf fest. Das Kind wird defintiv sterben. Die Mutter muss entsprechend darauf vorbereitet werden usw.

    Nichts gegen Medizin, nichts gegen unseren technischen Fortschritt; wir haben viele Gaben, die dürfen wir nutzen.

    Beim Ultraschall oder anderen Untersuchungen wird geschaut, ob alles ok ist. - Wenn etwas nicht ok ist, dann re-agiert man nach Möglichkeit.

    Bei den Vor-Einwirkungen wird bewerkstelligt, dass alles ok ist! Von vornherein. Es soll gar kein anderer Fall auftreten können.

    Warum macht man das, dschohnny?

    Klar, man will dem Kind "leiden ersparen". Das ist ein Blumen-Argument. Das ist nicht der Grund.

    Es ist logisch betrachtet ganz verständlich, dass ein gesundes Lebewesen sich für zahlreiche Aspekte besser eignet, als ein defektes Lebewesen. Das ist die Logik der Wissenschaft: möglichst einfache, effektivste Resultate, die möglichst allen nützen.

    Kein defektes Kind = keine enttäuschten und trauernden Eltern; kein Leid fürs Kind; keine Kosten; kein Versorgungsaufwand usw. - Das alles sind "gute Gründe", könnte man sagen.

    Aber es ist existenziell falsch. Dieser Mensch, gleich, wie lange er lebt oder wie er lebt, sollte geboren werden (oder zumindest entstehen).

    Man muss es nicht auf Gott beziehen, wenn man nicht an Gott glaubt... Man kann es auch auf "das große Ganze" oder "das Karma" oder "die Natur" beziehen, oder sonst was.
    Aber es bleibt ein Bereich, über den der Mensch nicht verfügen sollte, den er auch nicht lenken sollte.

    Man spielt Gott damit, auch wenn man es selbst nicht so sieht. Man verfügt darüber, dass ein Mensch, der sich krank entwickeln KÖNNTE, nicht das Recht hat, geboren zu werden (weil man "den Sinn" darin nicht sieht).

    Vielleicht war der Sinn diese 10 Minuten, die das Kind atmet, bevor es stirbt. Denn es bleiben Menschen zurück, die das miterleben, die dadurch geformt werden, die dadurch eine Erkenntnis bekommen.

    All diese Dinge sind unsichtbar; das Gesetz dahinter verstehen wir nicht.

  • Aber genau hier ist doch die Problematik, oder nicht?


    Wozu will man denn möglichst sichere Vorhersagen über Krankheiten und ihre Ausprägungen machen (also beim Ungeborenen meine ich)?

    Wie gesagt, für mich stehen die Perspektiven und die Lebensqualität des Kindes im Vordergrund. Ich rede hier nicht von Behinderungen, sondern von Krankheiten die mit ziemlicher Sicherheit dafür Sorgen das dieses Kind nicht das 20 Lebensjahr erreicht. Nebenbei ist es mittlerweile technisch schon möglich (und es wird auch praktiziert) auch Menschen die schon am Leben sind mit Gentechnik zu behandeln, vor ungefähr einem halben gab es z.B. einen Durchbruch in der Diabetes 1 Therapie. Mäusen die an Diabetes litten wurden Genmanipulierte Stammzellen injeziert, die sich im Pankreas angesiedelt haben und dort dann Insulin produzierten und die Funktion der Betazellen erfüllt.

    Bei den Vor-Einwirkungen wird bewerkstelligt, dass alles ok ist! Von vornherein. Es soll gar kein anderer Fall auftreten können.

    Es geht nicht darum zu schauen ob "alles ok ist", sondern lebensbedrohliche Krankheiten auszuschliessen und ihnen eben vorzubeugen. Nochmal, für Ärzte steht das Wohlbefinden des Kindes im Vordergrund.

    Es ist logisch betrachtet ganz verständlich, dass ein gesundes Lebewesen sich für zahlreiche Aspekte besser eignet, als ein defektes Lebewesen. Das ist die Logik der Wissenschaft: möglichst einfache, effektivste Resultate, die möglichst allen nützen.

    Wenn wir von Menschen und Lebewesen generell reden handelt es sich um
    ethische Fragestellungen, die lassen sich nicht in mathematischen
    Formeln fassen und auch nicht empirisch belegen.

    Kein defektes Kind = keine enttäuschten und trauernden Eltern; kein Leid fürs Kind; keine Kosten; kein Versorgungsaufwand usw. - Das alles sind "gute Gründe", könnte man sagen.

    Wie kommst du auf diese Denkweise? Bei deinen Aussagen habe ich das Gefühl das du Wissenschaftler für Roboter hälst.

    Aber es ist existenziell falsch. Dieser Mensch, gleich, wie lange er lebt oder wie er lebt, sollte geboren werden (oder zumindest entstehen).

    Ok, bleiben wir bei dem Fall der Mitochondriopathien, denkst du das die Gene in den Mitochondrien den Charakter oder die Seele eines Menschen determinieren? Man kann dieses Argument machen, aber gibt es Belege dazu? Ich denke nicht das die Gene um die es hier geht diese Funktion erfüllen, die Mitochondrien sind Organellen die essentiell für die Energieversorgung von Zellen sind, es sind letztendlich Maschinen, ohne funktionale Mitochondrien gehen Zellen mehr oder weniger schnell zugrunde, es fehlt den Zellen die Energie für die Funktion und auch Reperaturmechanismen.

    Man muss es nicht auf Gott beziehen, wenn man nicht an Gott glaubt... Man kann es auch auf "das große Ganze" oder "das Karma" oder "die Natur" beziehen, oder sonst was.

    Aber es bleibt ein Bereich, über den der Mensch nicht verfügen sollte, den er auch nicht lenken sollte.

    Das tut der Mensch aber schon so lange wie er die Natur kultiviert.

    Vielleicht war der Sinn diese 10 Minuten, die das Kind atmet, bevor es stirbt. Denn es bleiben Menschen zurück, die das miterleben, die dadurch geformt werden, die dadurch eine Erkenntnis bekommen.

    Diesen Gedankengang kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Du denkst vor allem an die Angehörigen, für mich steht in dieser Situation das Kind im Vordergrund. Du sagst vielleicht, ich sage vielleicht aber auch nicht. Welche Position ist wohl eher im Interesse des Kindes?

    All diese Dinge sind unsichtbar; das Gesetz dahinter verstehen wir nicht.

    Wenn diese Dinge unsichtbar sind, können sie ebenso gut auch einfach nicht existieren.

  • Ich versuche mein Argument nochmal zu erweitern. Es gibt eineiige Zwillinge, diese sind genetisch identisch, trotzdem hat jeder sein eigenes Bewusstsein, seinen eigenen Charakter und seine eigene Seele. Ich finde daraus kann man logisch Ableiten das die Gene nicht hauptverantwortlich dafür sind, was wir als Seele, Charakter und Bewusstsein bezeichnen. Sie mögen die "Infrastruktur" für das Bewusstsein bilden, aber erklären lässt sich dadurch nicht warum eineiige Zwillinge zwei eigene Seelen haben.

  • Nochmal ein kleiner Nachtrag. Ich habe geschrieben das die Mitochondrien für die Energiebereitstellung in der Zelle verantwortlich sind. Es hätte heissen sollen vor allem für die Energiebereitstellung, es findet ausserdem noch Kommunikation zwischen den einzelnen Organellen statt und es werden es einige RNAs und Proteine hergestellt, von denen wenige exportiert werden. Ich wollte das nicht unterschlagen, sondern habe einfach die vereinfachte Beschreibung gewählt.

    • Offizieller Beitrag

    Es zeigt die latente Schizophrenie unserer Gesellschaft. Wir fürchten uns (als Gesellschaft) vor gen-manipuliertem Saatgut und Pflanzen, manipulieren aber die DNA des Menschen... Wenn das nicht der Gipfel der Absurdität ist!?! :patsch:

    Liebe Grüße, Heimo

  • HeimoW

    Frag mal Akademiker die sich mit Gentechnik und Biochemie beschäftigen. Die kennen sich damit aus und haben in der Regel keine Angst vor Gentechnisch manipulierter Nahrung. Es wird gerade bei Pflanzen und ökonomischen Interessen viel Mist mit Gentechnik betrieben (siehe Monsanto), aber grundsätzlich Verurteilen wird die Technik fast niemand der sich mit der Thematik auskennt. Es ist eine komplizierte und schwer zu verstehende Thematik. Ich neige eher dazu Experten bei Fachthemen zu Vertrauen, als jemandem der mal darüber in der Bild oder dem Stern gelesen hat.

  • Frag mal Akademiker die sich mit Gentechnik und Biochemie beschäftigen. Die kennen sich damit aus und haben in der Regel keine Angst vor Gentechnisch manipulierter Nahrung.


    So weit ich weiß, gibt es auch Biologen, die Befürchtungen haben wegen unvorhersehbarer ökologischer Wirkungen von genmanipulierten Pflanzen. Die Kenntniss biochemischer Details hat wenig zu tun mit der Fähigkeit, ökologische Folgen zu durchschauen. Wenn man Schriften wie die "Logik des Mißlingens", übrigens das Werk eines wissenschaftlichen Forschers, kennt, dann weiß man auch, wie es um die Fähigkeit von Menschen steht, die Auswirkungen und weitreichenden Nebenwirkungen von komplexen Zusammenhängen zu durchschauen und vorherzusehen. Diese Fähigkeit ist auch bei sogenannten Spezialisten -- freundlich ausgedrückt -- nur selten überhaupt zu finden. Schon das Ansiedeln von Tierarten aus anderen Gegenden führt doch oft zu ganz und gar nicht erwarteten Konsequenzen, freilich werden auch diese Tiere teilweise von "Spezialisten" angesiedelt. Zum Beispiel ist die Varroa-Milbe vermutlich aus Deiner Sicht genetisch völlig unbedenklich; aber gleichwohl eine Ursache des sogenannten Bienensterbens, das manche Autoren alles andere als harmlos finden.

    Übrigens habe ich nicht die geringste Angst vor gentechnisch manipulierter Nahrung; fordere jedoch eine ungeschönte durchgehende Kennzeichnung.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von Daniels (6. Februar 2015 um 23:38)

  • Hallo Daniels,

    So weit ich weiß, gibt es auch Biologen, die Befürchtungen haben wegen unvorhersehbarer ökologischer Wirkungen von genmanipulierten Pflanzen. Die Kenntniss biochemischer Details hat wenig zu tun mit der Fähigkeit, ökologische Folgen zu durchschauen. Wenn man Schriften wie die "Logik des Mißlingens", übrigens das Werk eines wissenschaftlichen Forschers, kennt, dann weiß man auch, wie es um die Fähigkeit von Menschen steht, die Auswirkungen und weitreichenden Nebenwirkungen von komplexen Zusammenhängen zu durchschauen und vorherzusehen. Diese Fähigkeit ist auch bei sogenannten Spezialisten -- freundlich ausgedrückt -- nur selten überhaupt zu finden. Schon das Ansiedeln von Tierarten aus anderen Gegenden führt doch oft zu ganz und gar nicht erwarteten Konsequenzen, freilich werden auch diese Tiere oft von "Spezialisten" angesiedelt.

    Ich habe meine Antwort auf Angst vor GMO´s als Nahrung bezogen. Es gibt jede Menge Probleme mit gentechnisch manipulierten Pflanzen, weil die Technik unverantwortlich eingesetzt wird um Profite zu generieren wie man z.B. in Kambodscha sehen kann. Es wird schon lange an lebenden Zellen geforscht und niemand mit nur einem Hauch von Verantwortungsbewusstsein würde auf die Idee kommen eine Technik bei Menschen einzusetzen, deren Funktion vorher nicht in zig Versuchen an isolierten Zellen und Tieren hinreichend ge- und erklärt ist. Kennst die Dokumentation "Darwins Albtraum"? Ist sehr zu empfehlen wenn man sich für die Auswirkungen von Arten in einem unnatürlichen Lebensraum auf das Ökosystem interessiert.

    Übrigens habe ich nicht die geringste Angst vor gentechnisch manipulierter Nahrung; fordere jedoch eine ungeschönte durchgehende Kennzeichnung.

    Wenn du angibst keine Angst vor gentechnisch manipulierter Nahrung zu haben wirst du dich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben, damit gehörst du leider zu der Minderheit in Deutschland. Auch ich bin ganz eindeutig für eine Kennzeichnung von GMO´s und darüber hinaus für klare Deklarierung der Herkunft von Lebensmitteln, was leider bei nicht vielen Lebensmitteln gegeben ist.

  • Egal was der Mensch versucht perfektes zu schaffen, es ist zum Scheitern verurteilt. Diese Erde ist verflucht, alles zebricht, geht kaputt, hat Fehler etc.
    So würde es auch nie perfekte Menschen geben, einfach unmöglich.

  • "Darwins Albtraum"


    Danke für die Empfehlung, die Doku habe ich, glaube ich, noch nicht gesehen. Über das Bienensterben habe ich mehrmals längere Dokus gesehen. Dafür, dass genmanipulierte Pflanzen ökologisch nicht unproblematisch sind, hat mich vor allerhand Jahren die Lektüre eines Romans sensibilisiert. Der Roman hatte mit den Gefahren unkontrollierter Ausbringung von genmanipulierten Pflanzen zu tun. Ich habe den Roman vor allem gelesen, weil der Autor Biologie studiert hat und es sich eben nicht um einen spinnerten Autor handelt, der auf Effekte oder eine Sensation aus ist.

    (Das Denken und die intellektuellen Grenzen und Schwächen von Menschen finde ich sehr spannend. Wenn es mit realistisch erschienen wäre, hätte ich gerne bei einem Mann wie Dörner studiert und in dem Bereich gearbeitet.)

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von Daniels (7. Februar 2015 um 00:14)

  • Hallo Andreas,

    Egal was der Mensch versucht perfektes zu schaffen, es ist zum Scheitern verurteilt. Diese Erde ist verflucht, alles zebricht, geht kaputt, hat Fehler etc.

    So würde es auch nie perfekte Menschen geben, einfach unmöglich.

    ich würde behaupten das jeder Mensch der versucht ausserhalb von Kunst, Mathematik und Logik versucht etwas perfektes zu schaffen an einer Wahnvorstellung leidet. Zum Glück fühle ich mich nicht verflucht, was hälst du davon so lange es unsere Welt noch gibt zu versuchen das beste aus unserem Leben und dem unserer Mitmenschen zu machen? Niemand in diesem Thread hat davon gesprochen einen perfekten Menschen zu schaffen, es geht darum Krankheiten zu verhindern. Warum denkst du das diese Erde verflucht ist, an welchen Beobachtungen machst du das fest? Das letzte mal als ich die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit Zugang zur modernen Medizin überprüft habe ist mir aufgefallen das sie in den letzten 200 Jahren extrem zugenommen hat. Passt das zu einer verfluchten Welt?