- Offizieller Beitrag
Ja und nein. Manche sind überempathisch, bei manchen fehlt zumindest anscheinend die Empathie.
Ja und Nein - ist auch meine Antwort, daher muss man genauer differenzieren: schaue HIER.
Ja und nein. Manche sind überempathisch, bei manchen fehlt zumindest anscheinend die Empathie.
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Ja und nein. Manche sind überempathisch, bei manchen fehlt zumindest anscheinend die Empathie.
Ja und Nein - ist auch meine Antwort, daher muss man genauer differenzieren: schaue HIER.
Etwas später Einstieg, aber da ich seit 16 Jahren mit meinem autistischen Sohn zusammenlebe, kann ich euch sagen, dass es nicht an der Empathie fehlt.
Es fehlt an der Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Gelingt dieser mit oder ohne Unterstützung sind Autisten durchaus empathisch.
Mein Sohn hat sehr lange gebraucht, um einzusehen, dass Kinder, die nicht sprechen können, sich durch Schreien äußern müssen (Schreien ist für ihn durch seine akustische Empfindsamkeit ein körperlich schmerzhafter Vorgang).
Seitdem behandelt er sie aber mit großer Rücksicht.
Anekdote am Rande: als wir neulich unterwegs waren und von einem Mitbürger übel angeschrien wurden, meinte Sohnemann: "Dem fehlt bestimmt gerade die Fähigkeit zu sprechen"
Alles anzeigenÜber die Jahre verfestigt sich das und führt zu Minderwertigkeitsgefühlen: die Angst, etwas falsches zu sagen und ablehnende Reaktionen zu ernten. Nichts sagen ist immerhin besser als etwas sagen, wodurch man sich verletzt fühlt. Ich sehe hier drei Gründe für solche Entwicklungen:
So wie unter Menschen, die nicht mit Autismus leben, ist die soziale Reaktion und Empathie für soziales Interagieren weniger oder höher ausgeprägt. So ist bei J, den ich oben schon öfter erwähnt habe, in seinen Reaktionen manchmal gänzlich "gefühllos" gegenüber dem was andere machen. Dass er jetzt gerade in ein Meeting reinplatzt, nur weil er bei seiner Arbeit nicht mehr weiterkommt oder bei seinem Bildschirm ein ungewohntes Fenster aufgegangen ist, das er nicht selbst wegdrückt, sondern lieber fragen geht...das ist ihm völlig egal, dass er hier jetzt eine Besprechung stört. Er hat keinerlei Empfindung dafür, dass er die soziale Interaktion anderer stören könnte. Für ihn zählt sein Problem und die Tatsache, dass er nicht weiterkommt, alles andere ist nebensächlich. Zumindest kommt es so rüber, das muss ich auch dazusagen.
Es fehlt auch an Zurückhaltung. Wenn er am Dienstag immer etwas vom Inder zum Essen bestellen will, dann kommt er in mein Büro ganz egal ob die Türe zu ist oder offen, ob an der Türe steht "Bitte nicht stören", oder ob ich eine Besprechung habe. Er will jetzt was beim Inder bestellen. Und wenn ich nicht gleich mit ihm bestelle, dann muss ich auf die Minute genau angeben wann ich mich bei ihm melde. Tue ich das dann nicht, dann steht er pünktlich wieder in meinem Büro. Wenn man von seiner Beeinträchtigung nicht weiß, dann empfindet man das als extrem unhöflich. Er selbst empfindet aber scheinbar gar nichts dabei. Weil er das bei anderen im Büro, vor allem beim Chef, auch schon gemacht hat und dafür dann auch mal eine schärfere Zurechtweisung erhalten hat, da reagiert er schon auch darauf, er ändert sein Verhalten aber nicht wirklich. Vielleicht fehlt ihm auch die Folgenabschätzung, die jeder von uns hat, wenn etwas zu tun ist, wo man unsicher ist. Man überlegt: "Was könnte mein Verhalten bewirken?" - J macht sowas nicht, oder er misst dem Überlegten keinen Wert bei.
J beschäftigt sich aber schon auch mit den Problemen anderer, warum? Beispiel: Beim Essen vor ein paar Wochen hatte ich das Thema Impfen mit einer Kollegin, die nicht geimpft ist. Weil das halt jetzt gerade immer wieder Thema ist. J war dabei und hat beim Essen zugehört. Vor ein paar Tagen hat er dann wieder mit mir beim Inder bestellt und nachdem ich die Bestellung aufgegeben hatte, fragt er mich: "Warum lässt sich ... nicht impfen?" - da hab ich ihm dann gesagt, dass er sie selbst fragen soll. Er interessiert sich also für andere. Das Motiv muss ich erst erfragen, ob es Empathie für den anderen ist, oder ein Selbstschutz-Gedanke?
Damit sind die Authisten auf ihre Art sehr empathische Menschen.
Ja und nein. Manche sind überempathisch, bei manchen fehlt zumindest anscheinend die Empathie. Manchen steht ihr überempathisches Empfinden aber vielleicht auch einfach nur im Weg und sie können diese Gefühle nicht richtig ordnen. Man müsste ja genauer wissen was da im Kopf eines Autisten vorgeht, wenn er mit einer Situation konfrontiert ist, die Empathie erfordert oder eben die Empathie anregt.
Für Deinen Kollegen würde ich eine "Social story" empfehlen. Die könnt ihr zusammen schreiben/bebildern und sie hilft ihm, die "richtigen" / von ihm erwarteten Entscheidungen zu treffen.
https://www.autism.org.uk/advice-and-gui…ip-coversations
Wichtig ist auch zu verstehen, dass Autisten Abläufe haben, die sich automatisiert haben. D.h. wenn Dein Kollege feststellt, dass er Hunger hat (was bei Autisten durchaus der Zeitpunkt kurz vor dem Verhungern sein kann; sie sind meist nicht gut darin, ihren Körper wahrzunehmen), startet das "Programm" ESSEN BESORGEN und da hast Du einen festen Platz drin und es sind keine anderen Wege vorgesehen. Muss das Programm unterbrochen werden, brauchen Autisten einen festen Zeitpunkt zur Fortsetzung, weil das im Speicher bleibt und ihre Ressourcen frisst und sie sich immer wieder selbst sagen müssen, wann es weitergeht.
Social stories sind da ein gutes Mittel, um neue, alternative Handlungsweisen zu etablieren und ihm einen Ausweg aus dem Dilemma (stören oder verhungern) zu zeigen.
Ich finde es super, was Du alles für Deinen Kollegen machst und dass Du Dich für seine Besonderheiten und Bedürfnisse interessierst. So einen Kollegen wünsche ich mir für meinen J auch mal
Wichtig ist auch zu verstehen, dass Autisten Abläufe haben, die sich automatisiert haben. D.h. wenn Dein Kollege feststellt, dass er Hunger hat (was bei Autisten durchaus der Zeitpunkt kurz vor dem Verhungern sein kann; sie sind meist nicht gut darin, ihren Körper wahrzunehmen), startet das "Programm" ESSEN BESORGEN und da hast Du einen festen Platz drin und es sind keine anderen Wege vorgesehen. Muss das Programm unterbrochen werden, brauchen Autisten einen festen Zeitpunkt zur Fortsetzung, weil das im Speicher bleibt und ihre Ressourcen frisst und sie sich immer wieder selbst sagen müssen, wann es weitergeht.
Das ist interessant, das wußte ich noch nicht.
Problem bei der Sache mit dem Essen besorgen ist, dass man nicht einfach ins Geschäft geht und etwas kauft oder bestellt und dann wartet, sondern dass man eben, wie in der Pandemie so üblich, einen Lieferdienst bestellt. Und da unsere Firma nicht unbedingt zentral gelegen ist, kann es schon mal dauern bis der Inder das Essen bringt. J fragt jedesmal nach bzw. stellt er fest, dass das Essen um 11:30 da zu sein hat. Schwierig, heute ist das Essen um 12:20 gekommen. Dazwischen war er schon dreimal bei mir und hat nachgefragt, wann das Essen endlich da ist. Nur kann ich das halt auch nicht immer sagen und will ihm auch nichts falsches versprechen. Was soll ich ihm also sagen, wenn er fragt? "Das Essen kommt, wann es kommt" oder "Ich weiß es auch nicht genau". Aber das sind halt für den getakteten Autisten keine befriedigenden Antworten. Und wenn es so ist, wie du schreibst, dann läuft da eben das Programm "Essen besorgen" und den Hunger erlebt er sicher in einer eigenen Intensität.
Mir wurde ja gesagt, dass J nicht so viel essen darf, weil da auch die Impulskontrolle fehlt und Übergewicht droht. Lustig ist trotzdem, dass er jedes Mal (heute war es Murgh Palak - Hühnerfleisch mit Spinat und Knoblauch Currysauce) was anderes bestellt. Da komm ich mir fast ein bisschen autistisch vor, weil ich quasi immer das gleiche bestelle, weil mir das halt schmeckt. Warum ist man als Autist so experimentierfreudig? Oder ist es egal was, Hauptsache nach Programm und genug?
Mir wurde ja gesagt, dass J nicht so viel essen darf, weil da auch die Impulskontrolle fehlt und Übergewicht droht. Lustig ist trotzdem, dass er jedes Mal (heute war es Murgh Palak - Hühnerfleisch mit Spinat und Knoblauch Currysauce) was anderes bestellt. Da komm ich mir fast ein bisschen autistisch vor, weil ich quasi immer das gleiche bestelle, weil mir das halt schmeckt. Warum ist man als Autist so experimentierfreudig? Oder ist es egal was, Hauptsache nach Programm und genug?
Wow! Das ist wirklich ungewöhnlich.... Autisten neigen eher dazu, beim Gewohnten zu bleiben und sie tun sich mit zu viel Auswahl unglaublich schwer. Denn das bringt ja die Last mit sich, sich falsch entscheiden zu können. Wenn wir bestellen bekommt J nur 3 Pizzen zur Auswahl und nie die ganze Liste. Sonst könnten wir nie anrufen
Was auch mal wieder zeigt: kennst Du einen Autisten, dann kennst Du _einen_ Autisten.
Will heißen: Schlüsse auf andere Autisten liegen oft daneben.
Mit der Unbestimmtheit in zeitlichen Abläufen umzugehen, ist für Autisten sehr schwer. Manchmal hilft es, Vorgaben zu machen bzw Regelungen zu treffen
1) Ich weiß nicht, wann das Essen kommt. Ich _vermute_ es dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde.
2) Du kannst in 30 Minuten bei mir nachfragen. Ist das Essen dann nicht da, kannst Du 20 Minuten später wieder fragen
3) Sollte das Essen eintreffen, werde ich Dich informieren, sobald ich kann. D.h. dann, wenn ich bezahlt und das Essen in die Küche gestellt habe
(Früher hätte ich "sofort" gesagt. Sofort heißt aber bei Autisten tatsächlich sofort und das heißt dann, wenn der Bote geklingelt hat nich bevor man ihm aufgemacht hat )
Auch bei solchen Situationen hilft es zu besprechen, was die Lieferzeit verzögern könnte. Autisten tun sich schwer, alleine die Perspektive zu wechseln und dran zu denken, dass viele Menschen gleichzeitig bestellen, dass Stau / Umleitung sein könnte oder was auch immer
Ich hoffe, das Essen war lecker...