"Erschaffung der Welt und Evolution"

    • Offizieller Beitrag

    Seele1986
    Nein, hast du nicht. Ich ging davon aus, dass du uns was zum nachdenken geben wolltest - das habe ich getan und meine Meinung dazu geschrieben. Warum hast du denn angeführt, wie es die jüdische Tradition sieht? Was wolltest du uns damit vermitteln?

  • Bemo:

    dann habe ich dich falsch verstanden, entschuldige.

    Ja, Elli hatte gefragt, und ich wollte erläutern, wie die Juden das (meiner Kenntnis nach) auffassen.

    Elli59:

    Der Sabbat wird bei ihnen als rein jüdischer Tag aufgefasst, der geboten ist.

    Jeder kann den halten, muss aber nicht. Die Juden interessiert das nicht sonderlich, ob ein Nicht-Jude den Sabbat hält; er müsste nicht.

    Die noachidischen Gebote stehen überhaupt nicht in der Bibel; es ist eine Interpretation.


    Ich habe mal eine Sendung gesehen, da ging es um das Beschneidungs-Thema. Ein konservativer Jude war dort. Bei jeder Frage, warum dass denn sein "müsse" oder warum es nicht irgendwie abändern könnte, hielt er schlicht die Thora hoch; er hat das am Ende der Sendung gar nicht mehr kommentiert (was recht witzig rüberkam). Er hielt nur das Buch hoch und grinste.

    Ich schätze, so sehen sie das mit dem Sabbat auch: Es ist Gesetz! "Ehrung der Schöpfung" oder dergleichen, darf alles interpretiert werden (die Juden sind bei der Auslegung sehr frei), aber darum geht es ihnen nicht primär.

    Es ist Gesetz des Ewigen, deshalb wird es gehalten. Ende der Diskussion. Er hat sich auch keine Mühe gemacht, den Nicht-Juden in der Sendung zu erläutern, wie welche Dinge genau gesehen oder ausgelegt werden.

    "Wir sind Gottes Volk. Gott hat uns Gesetze gegeben; wir wollen sie halten. Das ist ein Jude. Fertig." - So in etwa hat er das dargestellt.

  • Zitat

    Ich schätze, so sehen sie das mit dem Sabbat auch: Es ist Gesetz! "Ehrung der Schöpfung" oder dergleichen, darf alles interpretiert werden (die Juden sind bei der Auslegung sehr frei)...

    Seele1986: So sehen sie das eher nicht. Der grundsätzliche Unterschied im Umgang zwischen Christen und Juden mit dem Gesetz, im speziellen meinst du wohl die „10 Gebote“ ist, dass Christen hier unbedingt einen Imperativ hineindenken wollen. Das Gesetz sind offenbar nur die zehn Gebote, und man liest vor allem das „du musst“.

    Für einen (gläubigen) Juden ist es einfacher. Wenn dieser Gott dein Gott ist, wirst du seine „Gebote“, seine Worte freudig annehmen. Es ist keine Last, sondern eine Freude. Hier ist kein Imperativ. Deshalb ist auch im Umgang mit dem Sabbat kein muss, sondern ein freudiges „ich darf, ich werde“zu diesem Geschenk zu sagen. Man muss an Geschenken nicht herum interpretieren.

    Was bedeutet, es „darf alles frei interpretiert werden“? Kein ernsthaft glaubender Jude interpretiert frei nach Laune. Studium und Interpretation sind ein ernsthafter Prozess. Und sicher ist es notwendig die Worte Gottes ständig neu zu interpretieren. Du selbst hast den Talmud erwähnt – dort geht es um dieses ständige neu Abwägen.

    Wie geht das Christentum mit der Auslegung um? Schau dir in Wikipedia die Aufzählung der vielen christlichen Richtungen an, sie sind zumeist aus Auslegungsdifferenzen heraus entstanden. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Du wirst mir in dieser Frage nicht widersprechen können.
    Luther hat mit dem Teufel noch Zwiegespräche geführt und ihn aus dem Fenster geworfen, heute werden selbst Satansaustreibungen kritisch betrachtet. (Auch) evangelische Christen standen in der frühen Neuzeit hinter Hexenverbrennungen, heute tut man das nicht mehr. Man ist auch von christlicher Seite her „so frei“, die Dinge immer wieder neu auszulegen.

  • Zitat

    Für einen (gläubigen) Juden ist es einfacher. Wenn dieser Gott dein Gott ist, wirst du seine „Gebote“, seine Worte freudig annehmen. Es ist keine Last, sondern eine Freude. Hier ist kein Imperativ. Deshalb ist auch im Umgang mit dem Sabbat kein muss, sondern ein freudiges „ich darf, ich werde“zu diesem Geschenk zu sagen. Man muss an Geschenken nicht herum interpretieren.

    Genau. Ich meinte mit "Gesetz" auch nicht, dass sie es imperativ sehen, sondern, dass sie schlicht sagen: "Da steht´s - Wir machen´s!"

    Aber deine Ausführung gefällt mir sehr! Ich freue mich, dass du es ebenfalls nicht als "Imperativ" siehst ;)

    Eben deshalb stellte ich das Video rein. Weil es eben nicht um Imperative geht.

    Zitat

    Was bedeutet, es „darf alles frei interpretiert werden“?

    Wer hat das gesagt? 8| Also wirklich... sowas aber auch!!

    Also ich z.B. habe geschrieben: "Die Juden sind bei ihren Interpretationen sehr frei!" ;)

    Du kannst auf jüdischen Gemeindeseiten nachlesen. Die Gedanken über Gott oder die Symbolik hinter Geboten IST bei Juden sehr frei, natürlich. Aber das Gebot selbst nicht.

    Das heißt: Der Jude kann die Beschneidung z.B. nicht "geistlich" machen, symbolisch, oder so. Er MUSS es am Körper machen. Aber die Symbolik für den Einzelnen ist sehr frei.

    Das meinte ich damit. Es gibt Juden, die besuchen die Synagoge und glauben gar nicht an einen Gott oder nur an eine Kraft. Es gibt Juden, die glauben an Wiedergeburt usw. Über diese Themen gibt es Diskussionen, aber keinerlei Lehr-Streitigkeiten, weil das im Judentum relativ egal ist.

    Eine jüdische Professorin sagte in einem Interview bei Bibel TV: "Die Christen setzen viel stärker auf die Moral; die Juden viel mehr auf die Ethik!" (Es war nicht Ruth Lapide!)

    Soll heißen: Dem Juden geht es um die äußerliche Durchführung; es geht weniger um die These(n) dahinter. Sind z.B. keine 10 Personen anwesend, KANN der Gottesdienst nicht abgehalten werden. Es wird gar nicht gefragt, was das für einen Sinn macht, oder ob 2 Gläubige nicht ausreichen; es ist Gebot und deshalb wird es gehalten.

    Der Jude wickelt sich das Gesetz um Stirn und Arm (buchstäblich), weil Gott sagt: "Zeichne meine Worte an deine Stirn und an deine Hand!" - In meinen Augen ein vollkommen geistliches Wort; der Jude MACHT es wortwörtlich.

    Das war es, was ich meinte.

    Lg

  • Mir ist aufgefallen, dass sein Referat bestimmt auf einem Gymnasium eine gute Note bekommen hätte.

    Der Vortrag ist auch offenbar für jugendliches Publikum gehalten worden.

    Ich wahr enttäuscht, dass er als Jude, die Bedeutung des Sabbat zur Schöpfungsgeschichte nicht angesprochen hat.

    Das könnte daran liegen, dass das Judentum nunmal so ist, wie es ist, und nicht so, wie einige Christen es sich wünschen.

    Für Juden ist Schabbat das selbstverständliche Siegel des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel und braucht daher nicht ständig erwähnt zu werden. Der Beissreflex, den man bei einige adventistischen Splittergruppen beobachten kann, grundsätzlich jedes Thema auf die Wichtigkeit des Sabbats zu lenken, ist dem Judentum fremd. Sie brauchen in dieser Frage nichts und niemanden etwas beweisen. Und was andere zu diesem Punkt veranstalten, interessiert sie nicht. Sie haben genug eigene Sorgen.

    Es läuft meistens darauf hinaus, direkt oder indirekt die Kreationisten als" fundamentalischtische Spinner"abzutun.

    Zum Thema Kreationismus hat Rabbi Engelmayer überhaupt nichts gesagt. Dies ist ausschließlich eine Erscheinung von christlich-protestantischen Gruppierungen und dem Judentum völlig unbekannt. Daher ist es auch nicht ihr Thema.

    Einmal editiert, zuletzt von Babylonier (25. Mai 2014 um 20:49)

  • Für mich ist die Bibel glaubwürdig, nicht die Thora.

    Ist die Thora nicht identisch mit den fünf Büchern Mose ? -. Ich kenne michg da nicht so gut aus.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Zitat von »Elli59«
    Ich wahr enttäuscht, dass er als Jude, die Bedeutung des Sabbat zur Schöpfungsgeschichte nicht angesprochen hat.


    Das könnte daran liegen, dass das Judentum nunmal so ist, wie es ist, und nicht so, wie einige Christen es sich wünschen.

    Für Juden ist Schabbat das selbstverständliche Siegel des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel und braucht daher nicht ständig erwähnt zu werden. Der Beissreflex, den man bei einige adventistischen Splittergruppen beobachten kann, grundsätzlich jedes Thema auf die Wichtigkeit des Sabbats zu lenken, ist dem Judentum fremd. Sie brauchen in dieser Frage nichts und niemanden etwas beweisen. Und was andere zu diesem Punkt veranstalten, interessiert sie nicht. Sie haben genug eigene Sorgen.

    Babylonier Ich habe mich nur gewundert, dass ein Jude, der von der Schöpfung spricht, nicht Bezug nimmt auf den Sabbat. Ganz ohne Wertung. Ich habe mich nur gewundert, mehr nicht. In der jüdischen Lehre kenne ich mich nicht so aus.
    Aber das 4 Gebot nimmt klar und deutlich Bezug auf die 7 Tage Schöpfung(und zur Erlösung).Der Beissreflex einiger adventistischen Splittergruppen, und die überzogene Darstellung der Wichtigkeit ihrer Errettung durch den Sabbat, ist mir bekannt. Hier denke ich anders...
    Das ist aber hier nicht das Thema. Jesus hat das gesetzliche Sabbathalten der Pharisäer scharf verurteilt, gleichzeitig aber sein Sabbathalten vor den Pharisäern verteidigt.


    Nun ist ja bekannt, dass es von den 10 Geboten mehrere Varianten gibt. Haben die Juden eigene 10 Gebote, so wie die RKK auch? Anscheinend lehren sie nur, dass der Sabbat nur ein Bundeszeichen zwischen ihnen und Gott sei,so wie
    viele Christen auch....Der klare biblische Bezug zur Schöpfung und zur Erlösung,wird immer wieder vergessen, was ich sehr Schade finde.

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Man sollte nicht vergessen, dass es unter den Juden genau so viele Absaltungen und Sonder Richtungen gibt wie unter den Christen. Das geht von ultra links-liberal bis ultra-ultra-orthodox. Die links-liberalen feiern Sabbat nur noch nebenbei in der Familie, lassen aber alle Geschäfte weiter laufen. Die Ultras in Jerudsalem schlagen Dir den Fotoapparat aus der Hand, auch wenn Du ihn nicht benutzt. Und die Frauen haben ganz hinten im Bus zu sitzen und den Männern stets Platz zu machen.

    D i e Juden gibt es nicht.

    Liebe Grüße von benSalomo.

  • Zitat

    Nun ist ja bekannt, dass es von den 10 Geboten mehrere Varianten gibt. Haben die Juden eigene 10 Gebote, so wie die RKK auch? Anscheinend lehren sie nur, dass der Sabbat nur ein Bundeszeichen zwischen ihnen und Gott sei,so wie
    viele Christen auch....Der klare biblische Bezug zur Schöpfung und zur Erlösung,wird immer wieder vergessen, was ich sehr Schade finde.

    Hallo Elli59:

    Sie zählen die 10 Gebote anders.

    1. Selbstvorstellung JHWHs
    2. Fremdgötter & Bilderverbot
    3. Namensmissbrauch
    4. Sabbatgebot
    5. Elterngebot
    6. Mordverbot
    7. Ehebruchsverbot
    8. Diebstahlverbot
    9. Lügenverbot
    10. Begehrensverbot

    Ja, der Sabbat ist formales Gebot; allerdings (wie gesagt) mit aller Konsequenz was Fußweg, Speisen, Tisch-Deko, Lesungen usw. angeht.

    Es wird auch ein gewisser Unterschied zwischen der Zeit vor Abraham und ab Abraham gemacht.

    Es ist, das muss man einfach sagen: eine Volks-Religion; bezogen auf das Blutsvolk.

    Will man Jude werden, muss man echt Willen zeigen. Hebräisch-Studium, Unterricht (nicht billig; kostet alles Pesetas!), Aneignung jüdischer Gebrauchsgegenstände und einer jüdischen Bibliothek (fast unverzichtbar; kostet übrigens ordentlich);

    nach mindestens einem Jahr kommt man vor ein Bet Din (ein Rabbinatsgericht), die dann die Kenntnisse prüfen und ob man geeignet sei (Männer müssen sich natürlich beschneiden lassen; Männer, die bereits beschnitten sind bekommen in orthodoxen Gemeinden dennoch einen kleinen Ritzer, denn der Bund muss traditionell mit Blut geschlossen werden);

    Tauchbad in der Mikwe (3 mal untertauchen beim Rezitieren der Gebete). Dann wird die Konversion bestätigt und man ist Jude.

    Dann gehört man aber absolut dazu. Die Vergangenheit interessiert nicht mehr.

  • philoalexandrinus:

    Ja, die Thora sind die 5. Bücher Mose (auch Pentateuch genannt im Griechischen).

    Das gesamte Alte Testament wird Tanach (TNK) genannt.

    Und dann gibt es Unmengen Schriftwerk namens "Talmud"; die Schreibarbeit die da geleistet wurde ist enorm.

  • Ich habe gesucht und bin fündig geworden.
    Das Sabbatgebot der Juden bezieht sich doch auf die Schöpfung. Es ist wohl so, wie bei den Christen auch,man liest die Gebote nicht mehr richtig, oder deutet es so, wie es einem am besten gefällt.
    Ja, sind wir Menschen wirklich frei, wenn wir Gottes Gebote auslegen wie es uns gefällt?

    http://www.hagalil.com/judentum/gebote.htm


    von Rabbiner Andreas Nachama

    Der Schabbat geht auf die Schöpfung zurück. Durch die Heiligung jedes siebenten Tages steht er für das Gleichmaß des Jahres. Die zweite Fassung des Schabbatgebots führt ein anderes Motiv als das der Weltschöpfung an: „Gedenke, dass du Knecht warst im Land Ägypten, dass Er dein Gott dich von dort mit starker Hand, mit gestrecktem Arm ausgeführt hat: deshalb gebot dir Er dein Gott, den Tag der Feier zu machen“ (5. Buch Moses 5,15). Entsprechend forderten die Weisen, in jedem Kiddusch – dem Segen über den Wein zur Heiligung des Schabbats und der Festtage – auch die Befreiung aus der Versklavung zu erwähnen.
    Gruß

    Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich
    (Matthäus 19, 26)

  • Zitat

    Wer hat das gesagt? Also wirklich... sowas aber auch!!

    Also ich z.B. habe geschrieben: "Die Juden sind bei ihren Interpretationen sehr frei!"

    Seele1986: – hm ja, ich sehe schon, da habe ich wohl ein wenig reflexartig reagiert. Nach deinen folgenden Erklärungen habe ich besser verstanden,wie du das gemeint hattest. :weissefahne:

    Zitat

    Das heißt: Der Jude kann die Beschneidung z.B. nicht "geistlich" machen, symbolisch, oder so. Er MUSS es am Körper machen. Aber die Symbolik für den Einzelnen ist sehr frei.


    Ich würde es nicht so absolut sehen, wenn du aber sagen würdest „(...) kann die Beschneidung z.B. nicht NUR „geistlich“ machen, symbolisch oder so. (...)“, stimmt es schon.

    Zitat

    Das meinte ich damit. Es gibt Juden, die besuchen die Synagoge und glauben gar nicht an einen Gott oder nur an eine Kraft. Es gibt Juden, die glauben an Wiedergeburt usw. Über diese Themen gibt es Diskussionen, aber keinerlei Lehr-Streitigkeiten, weil das im Judentum relativ egal ist.


    Das ist wie im Christentum auch. Es gibt auch Christen die nur zu den hohen Feiertagen in eine Kirche gehen, an Gott aber gar nicht glauben.Und es gibt, meine ich gehört zu haben, auch christliche Theologen die, wenn überhaupt, an einen personalen Gott nicht glauben.

    Soll heißen: Dem Juden geht es um die äußerliche Durchführung; es geht weniger um die These(n) dahinter. Sind z.B. keine 10 Personen anwesend, KANN der Gottesdienst nicht abgehalten werden. Es wird gar nicht gefragt, was das für einen Sinn macht, oder ob 2 Gläubige nicht ausreichen; es ist Gebot und deshalb wird es gehalten.

    Wenn du ein „auch“ dazusetzt stimmt es eher. Es geht AUCH um die äusserliche Durchführung... Es ist nicht so, dass da keine geistliche Überlegung dahinterstünde. Ansonsten passen deine Ausführungen im Beitrag meistens sehr gut. (Nicht Jeder wickelt sich das Gesetz um Stirn und Arm, aber das Prinzip stimmt).

  • Um auf die Differenzierungen einzugehen, zu denen hier natürlich zurecht aufgerufen wurde:

    Das Liberale Judentum hat folgende These: Welche Gebote man hält, liegt im privaten Ermessen des Einzelnen; einige Dinge werden "übertragen" gedacht:

    Da es beispielsweise keinen Tempel mehr gibt, gilt die Synagoge als Tempel-Ersatz.
    Da es keine Opferrituale mehr gibt, wird das Gebet als Opfer interpretiert.

    Einige Liberale Gemeinden glauben, es käme nicht "der Messias", sondern es käme eine "messianische Zeit".

    Frauen dürfen Rabbinerinnen werden. Homosexualität ist "erlaubt".

    Das Konservative Judentum ist eigentlich der genaue Mittelweg zwischen Liberal & Orthodox. Viel mehr Fokus auf die jüdische Praxis und den jüdisch-erkennbaren Lebensstil.

    Rabbinerinnen undenkbar.

    Orthodoxie und Ultras zeichnen sich stärker dadurch aus, dass sie (versuchen) sämtliche Gesetze (auch die Empfehlungen des Talmud) praktisch umzusetzen.

    Da geht es teilweise in den Aberglaube oder Kabbalismus: ein Ultra steht morgens mit dem rechten Bein auf, muss aber die Füße erst in Pantoffeln stecken (er darf nicht Barfuß den Boden berühren) und solche Geschichten.

    Jede einzelne Tat soll im absoluten Bewusstsein um seinen Sinn und seine Konsequenz durchgeführt werden (ähnlich wie im Buddhismus). Orthodoxe haben daher einen Tagesablauf, den ich z.B. keine Woche überleben würde...

    Daher kennt man es auch, dass Orthodoxe so schnell laufen; man darf keinerlei Zeit für sinnloses verschwenden (umherblicken, Schaufensterbummel usw.), sondern soll so schnell es geht ans Ziel kommen, um das Geplante zu tun. Frauen, Heiden, Kranke usw. sollen nicht ablenken!


  • Das ist definitiv nicht wahr!


    Die Juden selbst stellen fest, dass sämtliche Zehn Gebote für alle Bewohner unseres Planeten verbindlich sind.

    Zum Beispiel in dem fünfbändigen Werk - „PENTATEUCH UND HAFTAROTH“ hebräischer Text und deutsche Übersetzung mit Kommentar von Dr.Joseph Herman Hertz, Oberrabbiner der jüdischen Gemeinden des Britischen Reiches, steht im (S. 210) zweiten Band „EXODUS“ im Teil „ZEHN GEBOTE“ folgendes geschrieben:

    „Die Zehn Gebote sind eine großartige Zusammenfassung von menschlichen Pflichten, die alle Menschenkinder binden; eine Zusammenfassung, die unerreicht ist in ihrer Einfachheit und Feierlichkeit und die, bei dieser Einfachheit doch allumfassend ist; eine Zusammenfassung, der der Stempel der Göttlichkeit aufgeprägt ist, und die niemals veralten kann, so lange die Welt besteht. Diese Gebote sind auf die Mauern der Synagogen und der Kirche geschrieben; sie sind das Weltgesetz für immerdar. Ihr Geltungsbereich hört niemals auf. Der Ausruf des Propheten ist wahr: Das Wort unseres Gottes hat für immer Bestand. ... Haben wir nicht alle einen Vater, hat nicht ein Gott uns alle geschaffen? ... Die Bezugnahme auf die Befreiung aus Ägypten ist nicht nur für die Israeliten von tiefster Bedeutung, sondern auch für die gesamte Menschheit. ...“

    ---
    Auch jeder Heide, der sich dem Volk Gottes angeschlossen hat, wurde "verpflichtet" nach den 10 Geboten zu leben. So gilt es bis heute.
    .

  • Stofi - Im Talmud (Sanhedrin) wird definiert, wie auch Seele1986 schreibt, dass für Nichtjuden die Noachidischen Gebote gelten sollen. Das Gesetz, die Tora, zu denen auch die „10 Gebote“ gehören, werden zumindest vom orthodoxen Judentum alleine als für an die Juden gerichtet verstanden. Du musst verstehen, dass aus der Sicht des Judentums die „10 Gebote“ keine Art von Sondergut sind, sondern nur ein Teil des Ganzen. Es wäre (aus dieser Sicht) schon unsinnig, sich zehn davon herauszunehmen und auch für andere Völker als gültig zu deklarieren.

    Es ist eine theologische- oder Glaubensleistung, dass das Christentum dies trotzdem getan hat. Soweit ich mich erinnere, hatte hier im Forum mal jemand geschrieben, dass für manche christlichen Richtungen die 10 Gebote jedoch nicht mehr gültig seien?

    Drei Juden, vier Meinungen. Du wirst zu der Frage viele Ansichten hören. Das Orthodoxe Judentum wird dir diese vorige Antwort geben, unbedingt.

    Dein Zitat von Rabbiner Hertz wird wohl stimmen. Ich habe dazu ein wenig recherchiert. Er wird einmal als Orthodoxer bezeichnet, kann es aber zum Schluss nicht mehr gewesen sein. Er hat als junger Mann am konservativen „Jewish Theological Seminary of America“ studiert und gründete im Alter unter anderem mit dem britischen Erzbischof von Canterbury zusammen das „Council of Christians and Jews“, ich vermute stark, unter dem Geschehen des Zweiten Weltkrieges, des Elends und der jüdischen Flüchtlingswellen auch nach Grossbritanien.

    Anfänglich hat er, wohl tatsächlich aus einer orthodoxen Position heraus das Reformjudentum bekämpft um dann später, gegen Ende seines Wirkens beinahe wie ein refomjüdischer Rabbiner zu reden. Dort, denke ich, ist dann auch der von dir zitierte Text entstanden.
    Die Haltung zu den noachidischen Geboten wird, wie du siehst jüdischerseits im Diskurs jeweils ganz anders gesehen. Für Christen sollte dieser innerjüdische Diskurs gleichgültig sein.

  • Erstens
    heißt das hebräische Wort "jom", das im Schöpfungshymnus verwendet wird, nicht nur "Tag", sondern auch "Zeitabschnitt". Das wußten die Leser der Schöpfungsgeschichte natürlich, denn sie waren des Hebräischen mächtig.

    Aber eben auch Tag. Wenn Gott sagt, es war Morgen und es war Abend, der erste-, zweite-, 3-, .... Tag, dann definiert Er somit den 24 Stunden Tag.

    Zweitens
    werden die Gestirne - auch die Sonne - erst am vierten "Tag" erschaffen, so dass im biblischen Text aus rein logischen Gründen mit Abend, Morgen und "Tag" kein irdischer "Tag" von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gemeint sein kann. Die Sonne gab es ja an den ersten drei "Tagen" noch gar nicht. Auch den antiken Lesern des Schöpfungsyhymnus war das aus naheliegenden Gründen klar.


    Aber von 24 Stunden Tag schon. Denn nicht nur die Sonne oder Mond sind Lichtquellen, sondern vor allem Gott ist Licht. Wenn sich die Erde erst mal in der Gegenwart Gottes dreht, gibt es auch da dem Licht zugewandte und abgewandte Seite.
    Gott nannte die Dunkelheit Nacht und das Licht Tag. Er definierte den Tag und die Nacht, also die 24 Stunden Umdrehung. Der Tag (oder Morgen) und die Nacht (oder Abend) wird nicht mit Sonne oder mit Mond definiert.

    Drittens
    sind nach Auffassung der Bibel vor Gott "1000 Jahre wie ein Tag" (Psalm 90,4), wobei hierbei gemeint ist, dass Gott auch Herr über die Zeit ist und nicht, dass für Gott ein Tag "genau 1000 Jahre dauert", wie die Fundamentalisten und manche ihrer Kritiker vermuten. Die meisten antiken Leser der Bibel hatten ein weitaus sinnbildlicheres und geistreicheres Verständnis der Schrift als die heutigen Fundamentalisten.

    Das kann man nicht pauschal nehmen. Ein Tag für 1000 Jahre sind nur bedingt in der Prophetie so zu verstehen oder in der Poetischen Sprache der Bibel (z.B: Psalme=Lieder). Ausserdem ist die Bibel nicht für Gott geschrieben, sondern für Menschen!!!!!!!!!!!!!!!


    Viertens
    In der Bibel geht es nicht um naturwissenschaftliche Aussagen , sondern um Lebensorientierung, Sinnvermittlung, um Glaubens- , Hoffnungs- und Ethikbegründung. Der Schöpfungshymnus in Genesis 1 ist kein naturwissenschaftliches Dossier, sondern eine Kampfansage gegen die Vergötzung von Dingen und Naturphänomenen.


    ... AUCH. Da unser Gott ein Higt-tech Gott ist und da man Ihn vor allem in der Natur (Schöpfung) erkennen kann, ist die Bibel AUCH für Wissenschaftliche Dinge zu gebrauchen. Im Buch Hiob wird z.B. sehr viel erkennbar. Die Wissenschaft bestätigt heute die Bibel.


    Fünftens
    Anders als die Schöpfungsmythen der umgebenden Völker Israels legt Gott eindeutig fest, dass alle Menschen unterschiedslos zum Ebenbild Gottes geschaffen sind. Das hat schon immer soziale und Freiheitsbewegungen inspiriert. Von der Antike übers Mittelalter bis in die Neuzeit.


    Nach Seinem Bild geschaffen nur im Charakter, nicht im Körper. Das gilt aber nur bei den ersten Menschen. Denn als Adam nach dem Sündenfall seinen Sohn zeugte, "schuf er ihn wiederrum nach seinem Bild"....
    1.Mose 5, 1-3

    Dies ist das Buch von Adams Geschlecht. Als Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes

    und schuf sie als Mann und Frau und segnete sie und gab ihnen den Namen »Mensch«1 zur Zeit, da sie geschaffen wurden.
    Und Adam war 130 Jahre alt und zeugte einen Sohn, ihm gleich und nach seinem Bilde, und nannte ihn Set;

    In der Declaration of Independence heißt es:
    "We hold these truths to be self-evident, that all men are CREATED equal, that they are endowed by their CREATOR with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness."

    Zustimm...

    Sechstens
    Der 7-"Tage"-Zyklus in der Schöpfungsgeschichte wurde vor allem deshalb gewählt, um die polytheistisch-heidnische Begründung der 7-Tage-Woche auszuhebeln. Die 7-Tage-Woche entstand in den Hochkulturen Mesopotamiens aus der Beobachtung des Sternnhimmels. Sieben mit blossem Auge sichtbare Wandelgestirne "bewegten" sich nach Auffassung der antiken Menschen "eigenständig" vor dem Fixsternhimmel. Daraus schlussfolgerten sie, dass es sich um "Götter" handeln müsste. Aus dieser Siebenzahl sichtbarer Wandelgestirne=Götter leitete man in der Antike die Sieben-Tage-Woche ab.

    Man weißt aber, dass die 7-Tage Woche KEINERLEI Begründung, bzw. ableitung aus der Atronomie hat und somit ein wahrer Zeuge für Gott-es Einrichtung steht.

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  • hmm, doriane, das ist schon interessant, wenn man keine logischen oder biblischen oder sonst welche gute Gegenarguente hat, fängt man an im Leben und an dem Autor selber zu pflügen und Mücken zu suchen. Und da JEDER Mensch irgendwelche Schwächen aufweisen kann, wird man in der Suche auch immer erfolgreich.
    Man soll nicht die Personen, die Autoren zerpflücken, sondern die Substanz des Gesagten. Sonst dürfte uns kein Prediger eine Predigt geben, oder ein Autor ein Buch, selbst wenn es hoch fundiert wäre.

    (es war jetzt nicht gegen Dich gesagt :wink: , sondern als Feststellung eines Automatismus, eines Musters.)

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  • Zitat

    (es war jetzt nicht gegen Dich gesagt, sondern als Feststellung eines Automatismus, eines Musters.)


    Stofi – du dürftest das gerne auch gegen mich sagen und mir ein solches Muster unterstellen. Nur, ich fühle mich in diesem Fall nicht angesprochen.

    Auf deinen Beitrag zu den Noachidischen Geboten hatte ich dir ganz konkret die gegenwärtige jüdische Sicht geschildert. Zu wenig ausführlich womöglich? Ich wollte den Beitrag von Rabbiner Hertz nicht zerpflücken, sondern ihn in der Gesamtdebatte um dieses Thema für dich und mich richtig einordnen, als Verständnishilfe. Und habe zum Schluss die Konklusion gezogen: nicht die Einschätzung von Rabbiner Hertzt ist irrelevant SONDERN für den christlich Glaubenden ist die ganze innerjüdische Debatte im Verständnis zu den noachidischen Geboten irrelevant.

    Ich habe, um es nochmals deutlich zu sagen, keine Mücke bei Rabbiner Hertz gesucht, ihn nicht zerpflückt, sondern seine hoch fundierte Einschätzung in eine Debatte eingeordnet. Hier geht es nicht um Personalien, sondern um das Verständnis der Schrift. Es ging nicht um meine Meinung und schon gar nicht um Argumente oder Gegenargumente.

  • doriane, ich habe dich schon verstanden, keine Bange. Klar, und ein besseres Verständnis will man ja immer, deshalb sucht man auch oft woanders.... aber, wie Du sagst: für mich ist es irrelevant, ich glaube, dass die 10 Gebote für immer und für alle gelten, denn diese sind der Spiegel des Charakter Gottes. Man kann sie weder eliminieren, noch schrumpfen. Dafür haben wir, vor allem alle Christen, genug Bestätigung in der Hl. Schrift.

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