- Offizieller Beitrag
z.B.: Abschnitte wie dieser werden kaum in einer Zeitung auftauchen, weder explizit, noch implizit:
ZitatAlles anzeigen15. Johannes Paul II. hat uns ans Herz gelegt anzuerkennen, dass » die Kraft nicht verloren gehen [darf] für die Verkündigung « an jene, die fern sind von Christus, denn dies ist » die erste Aufgabe der Kirche «. » Die Missionstätigkeit stellt auch heute noch die größte Herausforderung für die Kirche dar « , und so » muss das missionarische Anliegen das erste sein «.16 Was würde geschehen, wenn wir diese Worte wirklich ernst nehmen würden? Wir würden einfach erkennen, dass das missionarische Handeln das Paradigma für alles Wirken der Kirche ist. Auf dieser Linie haben die lateinamerikanischen Bischöfe bekräftigt: » Wir können nicht passiv abwartend in unseren Kirchenräumen sitzen bleiben «, und die Notwendigkeit betont, » von einer rein bewahrenden Pastoral zu einer entschieden missionarischen Pastoral überzugehen «. Diese Aufgabe ist weiterhin die Quelle der größten Freuden für die Kirche: » Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren « (Lk 15,7).
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145. Die Vorbereitung auf die Predigt ist eine so wichtige Aufgabe, dass es nötig ist, ihr eine längere Zeit des Studiums, des Gebetes, der Reflexion und der pastoralen Kreativität zu widmen. In aller Freundlichkeit möchte hier nun einen Weg der Vorbereitung auf die Homilie vorschlagen. Es sind Hinweise, die einigen als selbstverständlich erscheinen mögen, aber ich halte es für angebracht, sie zu empfehlen, um an die Notwendigkeit zu erinnern, diesem wertvollen Dienst eine bevorzugte Zeit zu widmen. Häufig behaupten manche Pfarrer, das sei aufgrund der vielen Obliegenheiten, die sie erledigen müssen, nicht möglich. Dennoch wage ich zu bitten, dass dieser Aufgabe jede Woche persönlich wie gemeinschaftlich eine ausreichend lange Zeit gewidmet wird, selbst wenn dann für andere, ebenfalls wichtige Aufgaben weniger Zeit übrig bleibt. Das Vertrauen auf den Heiligen Geist, der in der Verkündigung wirkt, ist nicht rein passiv, sondern aktiv und kreativ. Es schließt ein, sich mit allen eigenen Fähigkeiten als Werkzeug darzubieten (vgl. Röm 12,1), damit sie von Gott genutzt werden können. Ein Prediger, der sich nicht vorbereitet, ist nicht „geistlich“, er ist unredlich und verantwortungslos gegenüber den Gaben, die er empfangen hat.
146. Nachdem man den Heiligen Geist angerufen hat, ist der erste Schritt, die ganze Aufmerksamkeit dem biblischen Text zu widmen, der die
Grundlage der Predigt sein muss. Wenn jemand innehält und zu verstehen versucht, was die Botschaft eines Textes ist, übt er den »Dienst der Wahrheit« aus. Es ist die Demut des Herzens, die anerkennt, dass das Wort Gottes uns immer übersteigt, dass wir » weder ihre Besitzer noch ihre Herren sind, sondern nur ihre Hüter, ihre Herolde, ihre Diener« . Diese Haltung einer demütigen und staunenden Verehrung des Wortes Gottes äußert sich darin, dabei zu verweilen, es sehr sorgfältig zu studieren und mit einer heiligen Furcht davor, es zu manipulieren. Um einen biblischen Text auslegen zu können, braucht es Geduld, muss man alle Unruhe ablegen und Zeit, Interesse und unentgeltliche Hingabe einsetzen. Man muss jegliche Besorgnis, die einen bedrängt, beiseite schieben, um in ein anderes Umfeld gelassener Aufmerksamkeit einzutreten. Es ist nicht der Mühe wert, einen biblischen Text zu lesen, wenn man schnelle, einfache oder unmittelbare Ergebnisse erzielen will. Deshalb erfordert die Vorbereitung auf die Predigt Liebe. Einzig den Dingen oder Personen, die man liebt, widmet man eine Zeit, ohne Gegenleistung zu erwarten und ohne Eile; und hier geht es darum, Gott zu lieben, der sprechen wollte. Von dieser Liebe her kann man die ganze Zeit, die nötig ist, in der Haltung des Jüngers verweilen: »Rede, Herr; denn dein Diener hört« (1 Sam 3,9).147. Vor allem muss man sicher sein, die Bedeutung der Worte, die wir lesen, entsprechend zu verstehen. Ich möchte etwas betonen, das offenkundig scheint, aber nicht immer berücksichtigt wird: Der biblische Text, den wir studieren, ist zwei- oder dreitausend Jahre alt, seine Sprache ist ganz verschieden von der, die wir heute benutzen. So sehr es uns auch scheinen mag, die Worte zu verstehen, die in unsere Sprache übersetzt sind, bedeutet das nicht, dass wir auch richtig verstehen, was der heilige Verfasser ausdrücken wollte. Die verschiedenen Mittel, die die literarische Analyse bietet, sind bekannt: auf die Worte achten, die sich wiederholen oder die hervorstechen, die Struktur und die eigene Dynamik eines Textes erkennen, den Platz bedenken, den die Personen einnehmen usw. Aber das Ziel ist nicht, alle kleinen Details eines Textes zu verstehen. Das Wichtigste ist zu entdecken, was die Hauptbotschaft ist, die dem Text Struktur und Einheit verleiht. Wenn der Prediger diese Anstrengung nicht unternimmt, dann ist es möglich, dass auch seine Predigt keine Einheit und Ordnung hat; seine Rede wird nur eine Summe verschiedener unzusammenhängender Ideen sein, die nicht imstande sind, die anderen zu bewegen. Die zentrale Botschaft ist die, welche der Autor an erster Stelle übermitteln wollte, was einschließt, nicht nur den Gedanken zu erkennen, sondern auch die Wirkung, die jener Autor erzielen wollte. Wenn ein Text geschrieben wurde, um zu trösten, sollte er nicht verwendet werden, um Fehler zu korrigieren; wenn er geschrieben wurde, um zu ermahnen, sollte er nicht verwendet werden, um zu unterweisen; wenn er geschrieben wurde, um etwas über Gott zu lehren, sollte er nicht verwendet werden, um verschiedene theologische Meinungen zu erklären; wenn er geschrieben wurde, um zum Lobpreis oder zur Missionsarbeit anzuregen, lasst ihn uns nicht verwenden, um über die letzten Neuigkeiten zu informieren.
148. Gewiss, um den Sinn der zentralen Botschaft eines Textes entsprechend zu verstehen, ist es notwendig, ihn mit der von der Kirche überlieferten Lehre der gesamten Bibel in Zusammenhang zu bringen. Das ist ein wichtiges Prinzip der Bibelauslegung, das die Tatsache berücksichtigt, dass der Heilige Geist nicht nur einen Teil, sondern die ganze Bibel inspiriert hat und dass das Volk in einigen Fragen aufgrund der gemachten Erfahrung in seinem Verständnis des Willens Gottes gewachsen ist. Auf diese Weise werden falsche oder parteiische Auslegungen vermieden, die anderen Lehren derselben Schrift widersprechen. Doch das bedeutet nicht, den eigenen und besonderen Akzent des Textes, über den man predigen muss, abzuschwächen. Einer der Fehler einer öden und wirkungslosen Predigt ist genau der, nicht imstande zu sein, die eigene Kraft des verkündeten Textes zu übermitteln....
160. Die missionarische Sendung des Herrn schließt die Aufforderung zum Wachstum im Glauben ein, wenn es heißt: »Und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe« (Mt 28, 20). Damit wird klar, dass die Erstverkündigung auch einen Weg der Bildung und Reifung in Gang setzen muss. Die Evangelisierung sucht auch das Wachstum, und deshalb gilt es, jede einzelne Person und den Plan, den Gott für sie hat, sehr ernst zu nehmen. Jedes menschliche Wesen braucht Christus mehr und mehr, und die Evangelisierung dürfte nicht zulassen, dass sich jemand mit Wenigem begnügt. Er sollte vielmehr im Vollsinn sagen können: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (Gal 2, 20).