Bergpredigt - Bruder beleidigen und dem Gericht verfallen - Hälst sich Jesus an Seine Worte?

  • Ich stolpere immer wieder über einen Widerspruch, und vielleicht kann mir jemand helfen, damit fertigzuwerden:

    In der Bergpredigt, Matthäus 5.22, heißt es nach Luther:
    "Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: "Du Nichtsnutz!", der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: "Du Narr!", der ist des höllischen Feuers schuldig."

    Nun, klare Worte. Ebenso klar sind andere überlieferte Worte, Matthäus 23,15-17:
    "Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Judengenossen gewinnt; und wenn er's geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr. Weh euch, ihr verblendeten Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold des Tempels, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden! Was ist mehr: das Gold oder der Tempel, der das Gold heilig macht."

    Oder, Vers 33:
    "Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?"

    Hätte Jesus das nicht auch diplomatischer ausdrücken können, im Einklang mit dem, was er Monate vorher in der Bergpredigt forderte? Wie ernst sind dann seine radikalen Statements zu nehmen, wenn er sich selber nicht dran hielt?

    Für mich ist die Frage relativ einfach zu beantworten: NEIN! Jesus hat nicht gesündigt, denn sonst gäbe es für keinen von Uns eine Erlösungsmöglichkeit mehr.

    Zum empfundenen oder möglichen Widerspruch:
    1. Jesus hat diese krassen Aussagen erst am Ende der langen und von seiner Seite aus sachlichen Auseinadersetzung mit den "Pharisäern" gesprochen.

    2. Durch die regelmäßig von den "Pharisäern" gestellten Fangfragen und ihre fortgesetzten Intriegen incl. ihrer (später erfolgreichen) Mordplanung gegen Jesus hatte Jesus ganz sicher nicht nur sachlich die Fakten auf seiner Seite sondern auch die Verpflichtung diese machtgeilen und verlogenen "Pharisäer" auch öffentlich als das zu bezeichnen was sie waren!

    3. Es war natürlich gerade Matthäus, der von den "Pharisäern" über Jahre ausgegrenzte und geächtete Zöllner, der diese Aussagen Jesu sehr deutlich berichtet. Den anderen Jüngern war das wohl weniger wichtig und darum auch weniger in Erinnerung geblieben. Matthäus hatte aber ausführliche und konkrete Erfahrungen mit den intriganten, überheblichen, ausgrenzenden, unehrlichen ... Verhalten und Charaktären vieler "Pharisäer"