Ich glaube, dass sind nicht nur die Gemeinden, sondern auch Betroffene.
Denn wenn jemand hört, es sei Sünde, dann wird er sich selbst verworfen fühlen von jenen, die das sagen
Gottes Segen ruhe auf Dir, lieber Simon,
ich denke, Du hast da einen ganz guten Eindruck.
Auch wenn man wohl die Gewichtung des "Sündenbegriffs" auf den Unterschied zwischen "Tun" (Handlung) und "Sein" (Mensch) besser nach außen hin kommunizieren würde - was durchaus zu begrüßen ist - so denke ich, dass es bei jenen Betroffenen die sich durch solche Aussagen selbst als verworfen erleben, wohl wenig ändern würde. Was auch immer Du in ihrer Gegenwart sagen würdest, sie würden sich von Dir angegriffen oder veräppelt fühlen. Bedeutet natürlich nicht, dass es "sinnlos" wäre, überhaupt über die Betrachtung von "Sünde" hier nachzudenken. Im Gegenteil !
Man verzeihe mir bitte die Schubladen - Doch so wie es Christen gibt, die sich durch Worte ihrer Mitmenschen gekränkt fühlen, so gibt es auch Homosexuelle denen es gleich geht. Wenn wir als Mensch so empfinden, ganz gleich ob nun Christ oder Homosexueller, dann sind es die Worte anderer Menschen, die wir selbst wohl (zu) persönlich nehmen. Da schlägt ein Christ mit etwas labileren Nervenkostüm am Frühstückstisch seine Bibel auf, liest etwas von den "bösen Weltmenschen", macht schlechte Erfahrungen mit Mitmenschen, vielleicht mehrmals - Neigt dann irgendwann mal dazu alles was seine Mitmenschen sagen als Kritik oder Ablehnung aufzufassen, ihr gesamtes Tun als "bewusst bösartig" anzusehen. Ein Homosexueller, dessen Nervenkostüm vielleicht nicht viel dicker als das des Christen ist, neigt aus ähnlichen Gründen und Erlebnissen vielleicht ebenfalls dazu alles "spezifisch Christliche" als Kritik oder Ablehnung aufzufassen, eben ganz ähnlich zu denken und zu fühlen.
Ganz gleich, ob wir nun "Christ" oder "Homosexueller" sind - Wenn wir uns von anderen Menschen abgelehnt oder ihre Worte als Abwertung oder bewusste Bösartigkeit gegen unsere eigene Person bewerten, dann werden wir uns auch verletzt fühlen. Man kann es nicht pauschalieren, doch denke ich, dass in vielen solcher Fällen ein negatives Selbstbild (das vielleicht auch noch durch äußere Einflüsse verstärkt wird) dahintersteckt.
Persönlich kann ich für mich nichts "Schlimmes" oder "Diskriminierendes" daran erkennen, wenn mir ein Christ sagt, dass er aufgrund seines Glaubens gleichgeschlechtliche Handlungen nicht gut findet.
Warum sollte ein Christ auch nicht sagen dürfen, dass er aufgrund seiner Glaubensmoral dieses oder jenes eben einfach nicht gut findet ? Und warum sollte sich ein Homosexueller die Worte eines Christen so zu Herzen nehmen, dass dieser sich davon gekränkt fühlt ?
Wenn ein Christ mich heute "Sünder" aufgrund einer sexuellen Orientierung nennen würde, so mögen seine Worte eventuell den guten Geschmack etwas verletzen, nicht aber meine Persönlichkeit. Ganz gleich ob er seinen Worten recht hätte oder nicht, ganz gleich ob er mir die Wahrheit in Liebe sagt oder nur ein verachtendes "Du Sünder" für mich übrig hätte - Was dieser über mich sagt oder von mir denkt, muss mich nicht zwangsläufig treffen. Da empfindet und entscheidet halt jeder anders...
Vielleicht trifft die Kritik der Mitmenschen manchen deshalb so hart, weil sie den eigenen Zweifeln entspricht ?
Wer so einen Kampf mit sich führt, verdient den allergrößten Respekt - nicht die Verachtung seiner Mitgeschwister. Und damit meine ich auch solche, die hinsichtlich ihrer Handlungen Rückschläge erleiden und danach erneut reumütig umkehren...
Ein ehrbarer Gedanke. Jeder führt seinen ganzen persönlichen Kampf und ich glaube, dass wir all' unseren Geschwistern mit Respekt vor ihren "Lebenskämpfen" begegnen könnten. Einander ermutigen und sich immer wieder gegenseitig in Erinnerung rufen, dass jedes Menschenleben vor Gott wertvoll ist. Einander lernen sich selbst anzunehmen und sich gegenseitig anzunehmen. Ein respektvoller Umgang miteinander bedeutet für mich aber auch, dass wenn es Geschwister geben sollte, die einen verachten, es diesen auch zu zugestehen. Verachtung mag für einen Gläubigen vielleicht "nicht richtig" sein, doch Geschwister sind auch nur Menschen, die sich durchaus mal "nicht richtig" verhalten können. Je höher die Erwartungen an unsere Mitmenschen sind, desto mehr werden sie die eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllen...
Liebe Grüße,