- Offizieller Beitrag
Ein gefährliches Signal an die muslimische Welt
Der Pastor einer kleinen evangelikalen Gemeinde in Florida sorgt für weltweites Aufsehen: Am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September plant er eine Koran-Verbrennung. Muslime in Afghanistan protestieren, das US-Militär warnt vor Vergeltung durch Islamisten. In Florida wollen Pastoren aus Protest aus dem Koran vorlesen.
Von Sabine Müller, HR-Hörfunkstudio Washington
Der evangelikale Pastor Terry Jones hat reichlich Erfahrung mit Attacken gegen den Islam. Aber normalerweise bekommt seine kleine religiöse Randgruppe dafür wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Vor einem Jahr stellte Jones ein Schild vor seiner Kirche auf: "Der Islam ist des Teufels". Das interessierte weiter niemanden.
Doch zurzeit wird in den USA heftig über den Umgang mit dem Islam diskutiert, unter anderem wegen der geplanten Moschee nahe Ground Zero in New York. Landesweit sagen Muslime, es habe selten eine so feindliche Atmosphäre geherrscht wie gerade. In diesem Umfeld sorgt Jones' geplante Koran-Verbrennung für enormes Medieninteresse. Mehr als 150 Interviews hat der 58-jährige Pastor schon gegeben.
Auch heute steht er wieder mit Bürstenhaarschnitt und großem, weißen Schnauzbart im US-Fernsehen und erklärt, warum er plant, am 11. September das heilige Buch der Muslime zu verbrennen: "Wir wollen eine klare Botschaft an den radikalen Islam senden, dass wir ihn in den USA nicht tolerieren", sagte Jones dem Sender CNN. In einem anderen Interview erklärte er, als Christ habe er das Recht, den Koran zu verbrennen, weil es ein "Buch voller Lügen" sei.
http://www.tagesschau.de/ausland/fundam…fier_pos-1.html Bildunterschrift: Bis vor kurzem sorgten Jones' Provokationen für wenig Aufmerksamkeit.
Nun befürchtet das US-Militär Vergeltung für die geplante Koran-Verbrennung.
Jones räumt durchaus ein, dass seine Aktion moderate Muslime beleidigen wird, aber er sagt: "Wir können die Wahrheit über die Gefahren des Islam, des radikalen Islam, nicht verschweigen, nur weil sich Menschen angegriffen fühlen." An der rechten Hüfte trägt der Pastor inzwischen eine Pistole, denn er bekommt regelmäßig Morddrohungen.
Proteste in Kabul und Angst vor Terror
Vor kurzem hätten ihn die meisten Amerikaner wohl einfach als unwichtigen, durchgeknallten Spinner abgetan. Aber mittlerweile wird Jones im Ausland als Symbol für amerikanischen Anti-Islamismus präsentiert. Das weckt Befürchtungen in den USA. Nach Protesten gegen die geplante Koran-Verbrennung in der afghanischen Hauptstadt Kabul schaltete sich der amerikanische Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Petraeus, in die Debatte ein.
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Er warnte eindringlich vor der Aktion, weil sie Ausschreitungen und Terror provozieren könne: "Das gefährdet höchstwahrscheinlich das Leben amerikanischer Soldaten", sagte Petraeus dem Sender ABC. Bilder einer Koran-Verbrennung würden vermutlich von Extremisten in Afghanistan und anderswo genutzt, um Menschen aufzuwiegeln und zu Gewalt anzustiften.
Pastoren wollen aus dem Koran vorlesen
Entsetzte Nachbarn in Jones' Heimatort Gainesville planen für Samstag Protestaktionen gegen die Verbrennung. Andere christliche Kirchen in der Gegend wollen zur Achtung aller Religionen aufrufen. Einige Pastoren wollen sogar aus dem Koran vorlesen. Ob die Verbrennungsaktion tatsächlich am Samstagabend stattfinden wird, ist zurzeit unklar. Die örtliche Feuerwehr hat Jones jedenfalls keine Erlaubnis erteilt, öffentlich ein Feuer zu entfachen. Bisher bleibt der Pastor aber dabei, seine Aktion durchführen zu wollen.
Quelle: tagesschau.de