Die stellvertretende Strafe - für Kinder erklärt

  • Huhu,

    wie empfindet ihr diese Kindergeschichte? Pädagogisch sinnvoll? Meint ihr, Kinder können das gut nachvollziehen/verstehen, worum es geht? Wie findet ihr das Bild, das dort vermittelt wird? Entspricht das dem, wie ihr das auch seht?

    http://vimeo.com/12229903

    Liebe Grüße

    Kathrin

    Lass mich am Morgen hören Deine Gnade, denn ich hoffe, HERR, auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehn soll, denn mich verlangt nach Dir. (Ps 143,8 )

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  • Hallo sanfterengel, hi Bibelblätterer! :)

    Dass Du fragst, führt selbstverständlich dazu, das ich der Geschichte kritisch zugehört habe. Wenn ich also kritisch auf diesem Film schaue, mißfallen mir daran einige Dinge:

    Ich muss daran denken, dass manche Kritiker des Schulsystems den schlechten Stand der Jungen in Schulen vor allem darauf zurückführen, dass die Kinder in der Grundschule praktisch nur noch auf Lehrerinnen, also auf Frauen, stossen, der Vorwurf lautet: Die Pädagogik sei verweiblicht und einseitig geworden, die Jungen würden nicht mit dem nötigen Verständnis behandelt, sondern man versuche, sie gewissermaßen zu Mädchen zu erziehen. Die Hauptfiguren unter den Schülern in der Geschichte sind eine der besten Schülerinnen (natürlich ein Mädchen als supergut), ein grober, gemeiner Junge und ein großer opferbereiter Junge, der seine Haut für das Mädchen hinhält. Wie werden die drei Kinder geschildert?

    • Eunike (das Mustermädchen): "auf Platz eins in der Reihe stand Eunike, ein zartes Mädchen mit hellen Augen und sehr aufmerksam";"klug, aufrichtig, gutmütig und bei allen beliebt."
    • Der Junge, der Eunikes Flüstern anzeigt (der böse Bube): "war ein aufsässiger und grober Bursche, man hatte ihn schon oft wegen seiner Untaten bestraft"; "der gemein genug war, das Mädchen der Strafe auszusetzen"; der "erbarmungslose Junge".
    • Der Held (der Musterknabe, nicht sonderlich klug, aber opferbereit): "ein großer Junge"; "ohne mit der Wimper zu zucken, stand [er] da und ertrug die Strafe"; "sein Mut und seine Tapferkeit".

    Richtig gefallen tut mir das nicht. Warum wird der Junge, der Eunikes Flüstern anzeigt, als "erbarmungslos" bezeichnet, wenn er nichts anderes tut, als die Regeln dieses Strafsystems genau zu erfüllen? Wieso ist diese Eunike nicht für das zu bestrafen, wofür er, der Junge, ganz selbstverständlich bestraft würde? Soll ein Kind, weil es eine Musterschülerin oder nur weil es ein Mädchen ist oder nur, weil es "bei allen beliebt" ist, von Strafe freigestellt werden, wenn diese Strafe für einen Jungen als angebracht und gut zu verkraften gilt? Und wieso ist der opferbereite Held eigentlich ein großer Junge? Ich bin in meiner Schulzeit und im Beruf mehrfach für andere und gegen Ungerechtigkeit eingetreten, meist als einziger weit und breit - und ich bin nicht der Größte. Aber anscheinend soll das Helden-Klischee erfüllt werden: Edel sei der Basketballspieler, hilfreich und groß gewachsen.

    Ich bin auch nicht sicher, dass es gut ist, eine Geschichte zu erzählen, die mit einer Prügelstrafe zu tun hat.

    Jetzt habe ich mich gegen diese Geschichte warm geschrieben, also sage ich: Ich bin dagegen! Mich nervt, dass diese lehrerinnenhafte Tante den Kindern von aufgeweckten Mädchen und bösen oder ausnahmsweise heldenhaften Jungen erzählt - und davon, dass der Lehrer Tränen in den Augen hatte, bevor er seinen Rohrstock herausholte.

    Ich möchte mit einem Wort des Schriftstellers Urs Widmer enden: "Ich kann [die Tante Maria] ja mal, dass ihr der Verstand aus den Ohren spritzt, kann ich sie ja mal."

    Grüße
    Daniels (böser Bube oder Held)

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

  • Mal meine Gedanken zu der Geschichte:

    Eunike war unschuldig und wurde fälschlicherweise für schuldig erklärt. Wir Menschen sind schuldig. Außerdem hat der Junge nur eine einmalige Strafe übernommen, Jesus aber alle Schuld. Das Beispiel trifft es also nicht für das, was die Geschichte aussagen will.

    Lass mich am Morgen hören Deine Gnade, denn ich hoffe, HERR, auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehn soll, denn mich verlangt nach Dir. (Ps 143,8 )

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