Wird unwissentlich begangene Sünde zugerechnet?

  • Hallo,

    beim Lesen des Römerbriefes ist mir etwas aufgefallen. Paulus scheint hier zei vllig gegensätzliche Dinge zu sagen,

    [bibel]Römer 2,12a
    Alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen;[/bibel]
    = Sünde ist Sünde. Selbst wenn Du es nicht weißt - pech gehabt. Das Gesetz ist unantastbar.

    [bibel]Römer 5,13
    Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam; aber wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht angerechnet. [/bibel]
    = wenn man vom Gesetz nichts weiß ist Sünde egal.

    Wie ist dieser scheinbare Widerspruch aufzulösen?

    Liebe Grüße

    Kathrin

    Lass mich am Morgen hören Deine Gnade, denn ich hoffe, HERR, auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehn soll, denn mich verlangt nach Dir. (Ps 143,8 )

    AviThomas.jpg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kathrin,

    die Intention des Authors ist meiner Meinung nach etwas andere. Unter "Ohne Gesetz" meint Paulus, dass es sich um keine Juden handelt, also Menschen, die kein Gesetz - wie es an Mose gegeben wurde - kannten und praktizierten. Dementsprechend, meint der Ausdruck "unter Gesetz", dass man ein Jude (geworden) ist. Und dennoch werden diese Menschen, die das judische Gesetz nicht kannten, das Gericht Gottes nicht so leicht umgehen können, sondern werden nach ihrer Erkenntnis aus dem Gewissen heraus ge/be/verurteilt werden (wie darauf folgende Verse 2.13-14 sagen). Der wichtigste Teil des Gesetzes kann auch ohne die schriftliche Form des Gesetzes durch das Gewissen erkannt werden.

    Vers 5.13 darf ebenso nicht auf solche Weise verstanden werden, dass vor Mose niemand gesündigt hat und deshalb nicht verurteilt werden darf. Wenn du die Verse 5.8ff genau liest, geht es mit dem Begriff "Sünde" oder "sündigen" in diesem Abschnitt um ein globales Verständnis der Sünde, welches nicht bloß auf eine sündige Tat reduziert werden darf. Sondern es geht um den Gerechtigkeits-Zustand eines Gläubigen/Menschen allgemein. So zum Beispiel sagt Vers 8: "als wir noch Sünder waren...". Paulus spricht von der Gerechtigkeit, die wir durch Jesus erhalten haben, und wir damit im "globalen" Sinne der Definition des Wortes "Sünde" keine Sünder mehr sind. So auch der Vers 12 sagt mit "die Sünde in die Welt gekommen ist", dass es sich um Zustand der Verurteilung über alle Menschen handelte. So sagt auch der Vers 12, dass "alle Menschen gesündigt haben". Deshalb, lohnt sich die richtige Interpretation des Verses 13 "Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist" nur auf dem Hintergrund des ganzen Zusammenhangs.

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)