@ Hans Dieter, ich liebe deine Beiträge ja, weil sie so lustig provokativ sind.
Aber in diesem Beitrag hier bist du irgendwie in der Kurve falsch abgebogen. Dass ein jüdischer Staat notwendig war, hat die Geschichte der Verfolgung in den vergangenen Jahrhunderten bewiesen. Dass er in Palästina gegründet wurde, ist schon nicht mehr ganz so selbstverständlich, wenn nicht der christliche Lord Balfour seine ganz eigenen Endzeiterwartungen damit verbunden hätte. Und sein Bekannter, Theodor Herzl war Jude, Sozialist, aber ansonsten völlig areligiös. Und nicht einmal der grösste Palästinafan.
„Was liegt näher, als die Thoragesetze zur Grundlage der Verfassung zu machen?“ – Näher läge es, tatsächlich eine auf maximale Mitbestimmung basierende demokratische Verfassung in Israel zu verankern, welche allen israelischen Staatsbürgern dieselben Rechte und Pflichten(!) zusichert bzw. abverlangt(!). Die Gesetze der Tora können in einem heutigen modernen Staat wohl kaum mehr umgesetzt werden.
Ich ahne es schon, du spekulierst darauf, dass sich mit der Gründung des modernen Staates Israel alte Prophezeiungen des Tenach erfüllt hätten. Oder womöglich gibt es auch christliche Vorstellungen, dass mit der Gründung des modernen Israels eine biblische Prophezeiung erfüllt sei.
Ich fasse mal grob zusammen, wie man sich die „letzte Zeit“ in Judentum und Christentum in etwa vorstellt. Nach christlicher Vorstellung wird Gott ein neues Jerusalem vom Himmel herab kommen lassen und dort über die ganze Welt herrschen. Nach jüdischer Vorstellung wird ein Mensch, der Messias, als König in Jerusalem die Gottesherrschaft unter allen Völkern durchsetzen, bis zuletzt Gott selbst den Thron in Jerusalem übernimmt. (Dann gibt es noch die etwas neblige Vorstellung, dass die heutigen Juden in Israel „stellvertretend“ für einen Messias handeln).
Und zudem, wie schon zuvor aufgeführt, deine Punkte 6+7 entfallen komplett, da in beiden Fällen, sowohl ein jüdischer Messias als auch Jesus selbst über Jerusalem und die ganze Welt herrschen werden. Erst dann wird nach jüdischer Vorstellung Gott selbst in Jerusalem regieren. Die Grenzen nach „Jehesekiel 47, ab Vers 13“ dürfen gar nicht verteidigt werden, im Gegenteil!
Du spekulierst auf die jüdischen Messiaserwartungen? Dann weißt du auch, dass die Bedingungen an einen Messias sind: er ist Jude, er ist Nachkomme Davids, aus dem Haus Juda, er wird den jüdischen Tempel wiederaufbauen, er sammelt die Juden aus dem Exil, er bringt den Weltfrieden und er wird die gesamte Menschheit dazu bringen, Gott zu dienen.
Nichts von alledem sehe ich in Israel. In der Idee geplant von einem chrislichen Politiker und einem sozialistischen Juden wurde die Massenzuwanderung nach Israel erst durch einen der grössten Massenmörder der Geschichte in den 1940er-Jahren „zustande“ gebracht, nicht durch einen Messias. Und auch heute, 70 Jahre später sehe ich kein Zeichen von einem Messias in Jerusalem.. Ich kann wirklich nicht erkennen, wie du zu deiner Idee kommst.
Israel erwartet mehrheitlich mit großer Erwartung den Messias.
Wie kommst du denn darauf? Juden und Israelis sind mehrheitlich genauso unreligiös wie die Menschen sonst wo auf der Welt. Zu dem Ergebnis kannst du nur kommen, wenn du deine Meinungsumfrage in ultraorthodoxen Gebieten Israels wie Bnei Brak oder Mea Schearim durchgeführt hast. Oder in Brooklyn. Aber die werden dir auch noch gleich erzählen, dass dieser Staat Israel keinesfalls auf der Grundlage irgendeiner Prophezeiung entstanden ist.