Kann Gott in manchen Situationen lügen?

  • eine konkrete Situation: Israels Auszug aus Ägypten
    bei allen Gesprächen, die Mose im Auftrag Gottes mit dem Pharao führte, war nie die Rede davon, daß Israel ganz und gar das Land verlassen soll. Dem Pharao hat Mose immer gesagt, daß es sich um ein Fest handelt, welches eine Reise von drei Tagen entfernt gefeiert würde.

    Hat Gott bzw. Mose im Auftrag Gottes gelogen bzw. den Pharao getäuscht?

    • Offizieller Beitrag

    Die richtige theologische Antwort auf die Frage kenne ich nicht. Aber nur einen Gedanken.

    Stell dir vor, ein Obdachloser würde um Geld betteln. Einer der sensibelsten Gründe, ihm Geld zu geben, wäre, wenn er sehr großen Hunger hat. Jetzt stellt dir vor, dieser Obdachloser wäre sehr dünn und vom Aussehen sehr schwach und hungrig, in Wirklichkeit aber nicht hungrig, denn gerade hat er irgendwo gegessen. Er nähert sich nun einem Passanten und sagt: "ich bin sehr hungrig, können Sie mir etwas Geld geben?" Darauf die Antwort des Passanten: Nein.

    Streng genommen, hat der Obdachlose gelogen. Aber in diesem Beispiel ist das absolut irrelevant, wenn es darum geht, den Passanten auf sein Mitgefühl zu überprüfen. Die vermeintliche "Lüge" kam nicht zur Tat, denn der Passant hat nichts gespendet, wobei es aber aus seiner Sicht den größten Grund gegeben hat zu spenden. Wird die Betrachtung und Beurteilung der Geschichte auf die Tat des Passanten gerichtet, ist es absolut ohne Bedeutung, was genau der Passant gesagt hat.

    Übeträgt man die Geschichte auf den Fall mit Pharao, muss man zuerst sagen, dass Gott genau wusste, wie Pharao aus seinem steinernden Herzen heraus reagieren würde. In der Betrachtung befindet sich in diesem Fall allein Pharao, nicht Gott. Die Bitte, das Volk Israel komplet ausziehen zu lassen, wäre für Pharao sehr groß. Aber sogar die viel kleinere Bitte, das Volk für nur drei Tage befreien zu lassen, wurde abgelehnt. Die Geschichte sollte nur zeigen, wie hartherzig Pharao war. Die Intention liegt nicht auf der Begründung Gottes, mit der das Volk ausziehen sollte.

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)

  • >>...Bei all den Gesprächen war nie die Rede das Land zuverlassen, ...... << nur der Pharao hat das heraus gehört, er hat das aber so verstanden, es war vielleicht Angst dabei und hörte heraus zu flüchten.
    Weder Gott noch Mose hat gelogen, Mose gab das weiter was Gott ihm sagte.

    Wie oft haben wir Mißverständnisse, und hören nicht zu was uns de nächste mitteilen möchte, weil wir nur uns selber hören.

  • Ja, ihr habt richtig gelesen. Israels Führer hieß Mose, umd der Pharaoh ebenfalls. Beide kannten sich gut von früher her.


    Gut 100 Jahre zuvor hatte der Gaufürst Amose von Theben gegen die Hyksos rebelliert und sie vertrieben. Geblieben waren die Söhne Jakobs mit ihren Herden als die ehemaligen Freunde der Hyksos. Und nun findet Hatschepsut den kleinen Mose (Kind) und zieht ihn groß. Sie lässt ihn in aller Weisheit der Ägypter aus bilden. Mose kann lesen und schreiben (das war damals längst nicht so einfach wie heute, Hieroglyphen und Keilschrift hatten tausende von Zeichen), spricht mindestens 2 Sprachen und sollte eigentlich als Hatschepsuts Ziehsohn mal ihr Nachfolger werden. Aber die Priesterkaste zwingt Hatschepsut einen unehelichen Sohn ihres Vaters zu heiraten, einen Ägypter. Als ihr Mann wird er zunächst Neben-Pharaoh mit dem Namen Tut-Mose III., und nach ihrem Tod Alleinherrscher.

    Ich stand in seinem Grab tief in den Felsen hinab angelegt mit vielen Sicherheitsfallen und nahezu unzugänglich an gelegt. Und trotzdem aus geraubt. Wahrscheinlich von einem Nachfolger, denn ein paar simple Grabräuber hätten das nie geschafft. Dazu brauchte man eine kleine Armee. Es war mir eigenartig zu Mute, als ich da ein paar 100 m unter dem Felsen in sein Grab hinab geklettert war. Wie die den Sarkophag da runter bekommen haben, ist eine Meisterleitung für sich. Und ringsum alle Wandgemälde erzählen seine Geschichte. Aber er selbst ist eine trockene Mumie. Mose aber lebt beim Herrn in Ewigkeit.

    Tut-Mose III. war der gewaltigste Kriegsherr, den Ägypten je hervor gebracht hat.. Natürlich durchschaut er sofort seinen Bekannten Mose, als der was von einer Tagereise weit in die Wüste hinaus erzählt. Das war damals die Diplomatie Und er kennt sich auch in Wirtschaftsfragen aus: Die Hebräer sind eine enorme Stütze der Wirtschaft Ägyptens. Sie ziehen lassen würde ein wirtschaftlicher Zusammenbruch bedeuten. Also weigert er sich bis zuletzt. Seine Mumie, so sagt man, soll besonders salzhaltig sein.

    Hat Mose ihn belogen? Nach unsern Vorstellungen ja, aber damals galten für solche Gespräche nicht unsere heutigen Vorstellungen. Und Tut-Mose hat ihm ja auch nicht geglaubt. Es wurde also niemand geschädigt.

    benSalomo.