Ich kaufe mir seit einiger Zeit jeden Tag ein paar kleine Brötchen in einem sehr preisgünstigen Laden. Heute fielen mir auf dem Weg zum Bäckerladen in der großen eng befahrenen Straße zwei ältere, sehr heruntergekommene Leute auf, eine Frau mit aufgedunsenem schiefen Gesicht und ein Mann, den man unschwer als ihren Begleiter einstufen kann. Als ich den Bäckerladen wieder verlassen hatte, kam ich an dem selben Mann nochmals vorbei. Er stand, wie ich sah, inzwischen an der Bordsteinkante, einen Moment später wurde mir klar, dass er der verkehrsreichen Straße zugewandt gerade an den baumlosen, kargen Straßenrand pinkelte. Zwei, drei Schritte an ihm vorbei, sehe ich zwei arabischstämmig aussehende Männer, vermutlich Geschäftsinhaber oder Angestellte einer dort ansässigen Firma (vielleicht die Apotheke oder das Hotel). Einer der Männer hielt ein Mobiltelefon hoch, offensichtlich, um den älteren Mann bei seiner öffentlichen Entleerung aufzunehmen.
Allem Anschein nach ist dies fast die äußerste Grenze der Isolation: Dieser Mann vom Straßenrand scheint sicher, dass er keinerlei Anerkennung mehr zu erwarten hat, dass er keinen Ruf mehr zu verlieren hat; er ist so weit an den Rand der Gesellschaft geraten, dass es für ihn keine Rolle mehr spielt, wo, wohin und vor wem er seine Blase entleert. Ich glaube, er hat seine soziale Stellung zutreffend erkannt.
Sehr wahrscheinlich schläft er in einem Obdachlosenheim, das es an einem Ende dieser Straße geben soll.