Am Straßenrand ein Aussätziger

  • Ich kaufe mir seit einiger Zeit jeden Tag ein paar kleine Brötchen in einem sehr preisgünstigen Laden. Heute fielen mir auf dem Weg zum Bäckerladen in der großen eng befahrenen Straße zwei ältere, sehr heruntergekommene Leute auf, eine Frau mit aufgedunsenem schiefen Gesicht und ein Mann, den man unschwer als ihren Begleiter einstufen kann. Als ich den Bäckerladen wieder verlassen hatte, kam ich an dem selben Mann nochmals vorbei. Er stand, wie ich sah, inzwischen an der Bordsteinkante, einen Moment später wurde mir klar, dass er der verkehrsreichen Straße zugewandt gerade an den baumlosen, kargen Straßenrand pinkelte. Zwei, drei Schritte an ihm vorbei, sehe ich zwei arabischstämmig aussehende Männer, vermutlich Geschäftsinhaber oder Angestellte einer dort ansässigen Firma (vielleicht die Apotheke oder das Hotel). Einer der Männer hielt ein Mobiltelefon hoch, offensichtlich, um den älteren Mann bei seiner öffentlichen Entleerung aufzunehmen.

    Allem Anschein nach ist dies fast die äußerste Grenze der Isolation: Dieser Mann vom Straßenrand scheint sicher, dass er keinerlei Anerkennung mehr zu erwarten hat, dass er keinen Ruf mehr zu verlieren hat; er ist so weit an den Rand der Gesellschaft geraten, dass es für ihn keine Rolle mehr spielt, wo, wohin und vor wem er seine Blase entleert. Ich glaube, er hat seine soziale Stellung zutreffend erkannt.

    Sehr wahrscheinlich schläft er in einem Obdachlosenheim, das es an einem Ende dieser Straße geben soll.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von Daniels (25. Juli 2012 um 00:09)

  • ich weiß es ehrlich nicht ... möglicherweise aus Gewohnheit - ja
    möglicherweise ist der einer von denen, die aus Überzeugung auf der Straße leben ...
    möglicherweise wünscht er sich die Selbstachtung, die er irgendwann verloren hat ...

    möglicherweise komme ich nie darauf, weil ich dies nie miterlebte und es einfach nicht einschätzen kann ...

    ich will es ehrlich wissen!

  • Hallo greatest.

    Der Mann ist älter, vermutlich schwerer Alkoholiker, vermutlich wohnt er in eime Obdachlosenheim. Eventuell habe ich ihn sogar schon einmal getroffen, damals war ein ihm ähnlicher, schwerst alkoholisierter Mann nahe einem Supermarkt gestürzt, blutete am Kopf und wurde schließlich von einem Notarzt behandelt und von den Sanitätern abtransportiert.

    Ob man als Passant so jemandem überhaupt helfen kann? Man macht sich, vermute ich, etwas vor, wenn man glaubt, es würde etwas entscheidendes ändern, wenn man mit einem solchen Menschen spricht oder gar, wenn man ihm platterdings empfiehlt, an den lieben Herrn Jesus zu denken.

    Ich hatte zwiespältige Gefühle beim Anblick dieses Mannes und seiner Begleiterin. Einerseits bedaure ich diese Leute; andererseits würde ich lügen, wenn ich sagte, ich wünschte mir ihre Gesellschaft oder sie oft zu treffen oder sie auch nur zu sehen.

    Gruß
    Daniels

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

  • ich hatte eine Zeit mehr oder weniger längeren Kontakt zu Menschen in dieser sozialen Lage. Mein Eindruck war, daß tatsächlich nicht die 1-2 Euro helfen, um die gebeten wird, sondern die menschliche Nähe. Daher sind wahrscheinlich in solchen Ländern wie Deutschland Suppenküchen und ähnliche Einrichtungen der beste Weg um zu helfen.