Die westliche Religiosität, mal hinterfragt

  • Mir ist vor kurzem wieder ein Eintrag in meinem Notizbuch in die Hände gefallen. Ich weiß nicht, bei welcher Gelegenheit ich ihn geschrieben habe, aber er lautet so:

    << Ich sehe eine Muslima mit Kopftuch und stelle mir vor, wie sie sich beugt und zu Allah betet. Ihr Denken wird vom Islam bestimmt, sie lebt in einem religiösen System und folgt ihm, es ist für sie völlig normal. Wie ist das bei uns Christen? Unser System ist für uns normal, und es wird von uns genausowenig hinterfragt. Was ist die Quelle unserer Religiosität, und gibt es eine Rechtfertigung dafür? Könnte man es nicht auch "anders machen"? >>

    Ich habe bei diesen Fragen Traditionen wie unsere gesamte Gottesdienstliturgie, das Händefalten, den Kleidungs- und den Lebensstil im Sinn. Das ist alles westlich, hat teilweise alte Wurzeln in der europäischen Antike, und wir exportieren es gern in andere Kulturen. Aber wer sagt denn, dass man sich als Gläubiger genauso verhalten muss, wie wir es tun?

    Bonhoeffer stellt in seinen letzten Briefen diese überkommene Religiosität in Frage, und grübelt leider unvollendet, wie man auch als areligiöser Mensch ein Jünger Jesu sein kann, da Glaube nicht das gleiche ist wie Religion.

  • Also meine Gedanken dazu sind dass vieles wirklich frei zu handhaben ist, z.B. wie die Händehaltung beim Beten ist bzw. die ganze Körperhaltung (Augen auf oder zu kniend liegend hand so oder so..) genauso gut wäre es für mich generell kein Problem mit Sandalen und einem luftigen Stoff zu behängen um Gottesdienst zu feiern.-im Sommer sowieso am Besten-

    Was ist die Quelle unserer Religiosität, und gibt es eine Rechtfertigung dafür?


    ähm.... wieso diese Frage, es ist bzw. sollte doch ganz klar Gottes Wort die Bibel sein.
    Etwas anderes kann keine Autorität her haben (jedenfalls für einen Bibelchristen nicht).

    Könnte man es nicht auch "anders machen"?


    Generell gibt es keine Errettung ohne Christus, von daher gibt es kein Heil im Islam oder Buddhismus. Wie Gott den einzelnen richten wird ist seine Sache aber die System erlösen nicht und deren Glaubensstruktur ist ohne Jesus nutzlos.

    und den Lebensstil im Sinn


    Ernährungsregeln die wir einhalten sind nicht westlich sondern göttlichen Ursprungs (z.B. kein Schwein oder ähnliches)

    Bonhoeffer stellt in seinen letzten Briefen diese überkommene Religiosität in Frage, und grübelt leider unvollendet, wie man auch als areligiöser Mensch ein Jünger Jesu sein kann, da Glaube nicht das gleiche ist wie Religion.


    ja übertrieben schöne anzüge,Krawatten und Lederschuhe und besonders oft da und dort hinrennen machen keinen heilig auch wenns so aussehen mag.
    Dennoch gibt es keine Erlösung als Areligiöser ohne Christus, jedenfalls ist diese Ansicht mit der Bibel nicht zu belegen und zu bestätigen.
    Es ist vielmehr gefährlich zu sagen "wir sollten sie lieber machen lassen ,jeder seinen Weg."

    verstehst du mich etwas kleinstein?

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe bei diesen Fragen Traditionen wie unsere gesamte Gottesdienstliturgie, das Händefalten, den Kleidungs- und den Lebensstil im Sinn. Das ist alles westlich, hat teilweise alte Wurzeln in der europäischen Antike, und wir exportieren es gern in andere Kulturen. Aber wer sagt denn, dass man sich als Gläubiger genauso verhalten muss, wie wir es tun?

    Dass wir unsere Gottesdienste so feiern, wie wir sie feiern, das ist ja mal ok so. Es entspricht eben unserem Wesen, unserer Kultur.

    Bei anderen Kulturkreisen ist es anders und ich für meinen Teil bin der Letzte, der das bewertet oder beurteilt. Wenn also Einwohner eines Amazonasgebiets mit der Bibel bekannt gemacht werden und eine provisorische Hütte errichten, wo sie ihren Gottesdienst feiern, dann würde ich da keine großen Auflagen machen. Sollen sie sich versammeln wo, wie und in welcher Aufmachung auch immer sie das gewohnt sind. Wenn es dort beispielsweise üblich ist, dass Frauen oben ohne gehen (einfach weil es für diese Menschen das Normalste der Welt ist), dann könnten sie das auch im Gottesdienst weiter so praktizieren. Ich würde mich da nicht einmischen. Wichtig ist, dass sie Jesus erkennen, seine Tat und das für sich annehmen, alles weitere soll der hl. Geist bei ihnen auslösen, nicht irgendwelche westlichen Einflüsse oder Verordnungen.

  • Danke für deine Gedanken :)

    Zum Konkretisieren nochmal: Ich setz in der Diskussion schon voraus, dass nur der Glaube an Christus zum Heil führt (sofern Menschen schon mal von ihm erfahren haben). Mir gehts da gar nicht drum, sondern um Religiosität, also die Art und Weise, wie wir unseren Glauben im Leben äußerlich umsetzen. Die Bibel selbst ist in einem gewissen Umfeld geschrieben worden, und die damaligen Sitten und Bräuche sind nun eben anders als bei uns. Wir haben uns auch an die heutige Zeit angepasst, indem beispielsweise keine Kopftücher im Gottesdienst mehr getragen werden. Aber diese Anpassung ist nicht vollständig erfolgt, das tägliche christliche Leben unterscheidet sich unter Umständen noch deutlich von dem eines Atheisten. Beispiel: Wir machen eben noch viele Dinge, die eine alte Tradition haben, beispielsweise die Gottesdienstgestaltung. Nur zögerlich wird daran gerührt. Oder - kein Fernsehen am Sabbat oder sowas. Das wird teilweise immer noch wie eine heilige Kuh gesehen, aber was hat das mit dem Glauben an Christus zu tun? Die innere Einstellung - der Glaube - und die äußere Form - die gelebte Religiosität: Wie bedingt das eine das andere, und darf das überhaupt sein? Ich würde sagen - nein. Oder zumindest sollte es eine maximale Freiheit der äußeren Gestaltung des Glaubens geben, denn nicht nach ihr wird gerichtet, sondern nach dem Herzen.

    • Offizieller Beitrag

    Die innere Einstellung - der Glaube - und die äußere Form - die gelebte Religiosität: Wie bedingt das eine das andere, und darf das überhaupt sein? Ich würde sagen - nein.

    Selbstverständlich ist die Konsequenz jeder inneren Haltung, also auch des Glaubens eine äußere Form (die gelebte Religiosität). Alles andere wäre absurd, wie auch die Bibel deutlich macht (z.B.: Jak 2,18ff;Tit 2,7;3,8;1Tim5,25;Gal 5,19;etc.).

  • Formen und Traditionen im Gottesdienst spielten schon immer eine wichtige Rolle.

    Mein Lieblingsbeispiel:
    Gott hatte mit Mose zuerst durch einen brennenden Busch gesprochen. Später konnte er mit ihm lt. Bibel "von Angesicht zu Angesicht" reden.

    Formen und Traditionen sind Bestandteile des geistlichen Lebens, auf die wir Menschen angewiesen sind. Die Unmengen an Symbolen und Formen des Gottesdienstes, die Gott dem Israel in der Wüste mitgegeben hat sollten dem Menschen dienen. Anstatt dessen wurden sie zum Gesetz erklärt, sodaß am Ende die Menschen den versprochenen Messias nicht erkannt haben.

    Forem, Symbole und Rituale sind auch heute keinesfalls weniger wichtig. Die brauchen wir, weil sie uns an die Anwesenheit Gottes, an Sein Wirken erinnern können / sollen. Nur machen wir heute denselben Fehler, den unsere Väter über Jahrhunderte und Jahrtausende schon immer gemacht haben - Formen wurden zu Gesetzen, die keine Bedeutung hatten, sonder nur aus Tradition bewahrt wurden.

    Die korrekte Frage wäre deshalb nicht ob die Formen, Symbole & Co. durch etwas neues ersetzt werden müssen, sondern:
    bedeuten Sie mir noch etwas?
    Die Formen sollten dem Menschen dienen und nicht umgekehrt!
    Was hilft mir dabei, daß ich beim Gottesdienst stets daran erinnert werde, daß der Ort an dem ich stehe, ein heiliger ist
    was hilft mir dabei, daß ich beim Gottesdienst daran erinnert werde: wie kostbar bin ich in Augen Gottes ...
    usw
    usw