Mir ist vor kurzem wieder ein Eintrag in meinem Notizbuch in die Hände gefallen. Ich weiß nicht, bei welcher Gelegenheit ich ihn geschrieben habe, aber er lautet so:
<< Ich sehe eine Muslima mit Kopftuch und stelle mir vor, wie sie sich beugt und zu Allah betet. Ihr Denken wird vom Islam bestimmt, sie lebt in einem religiösen System und folgt ihm, es ist für sie völlig normal. Wie ist das bei uns Christen? Unser System ist für uns normal, und es wird von uns genausowenig hinterfragt. Was ist die Quelle unserer Religiosität, und gibt es eine Rechtfertigung dafür? Könnte man es nicht auch "anders machen"? >>
Ich habe bei diesen Fragen Traditionen wie unsere gesamte Gottesdienstliturgie, das Händefalten, den Kleidungs- und den Lebensstil im Sinn. Das ist alles westlich, hat teilweise alte Wurzeln in der europäischen Antike, und wir exportieren es gern in andere Kulturen. Aber wer sagt denn, dass man sich als Gläubiger genauso verhalten muss, wie wir es tun?
Bonhoeffer stellt in seinen letzten Briefen diese überkommene Religiosität in Frage, und grübelt leider unvollendet, wie man auch als areligiöser Mensch ein Jünger Jesu sein kann, da Glaube nicht das gleiche ist wie Religion.