- Offizieller Beitrag
Hallo zusammen,
Heute würde mich ein schon länger in mir unklares Thema interessieren. Es gibt den Ausspruch in der Bibel "Euer Blut komme auf euer Haupt". Paulus hat das in unserer aktuellen Wochenbetrachtung im Zusammenhang mit Lästerung und Widerstrebung (Elberfelder) genannt. Ich zitiere hier mal die Bibelstelle aus Apostelgeschichte:
18/1 Danach schied er von Athen und kam nach Korinth. 18/2 Und er fand einen Juden namens Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priscilla, seine Frau - weil Klaudius befohlen hatte, daß alle Juden sich aus Rom entfernen sollten -. Er ging zu ihnen, 18/3 und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn sie waren Zeltmacher ihres Handwerks. 18/4 Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen. 18/5 Als aber sowohl Silas als Timotheus aus Mazedonien herabkamen, wurde Paulus durch das Wort gedrängt und bezeugte den Juden, daß Jesus der Christus sei. 18/6 Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut [komme] auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen.
Meine Frage an euch ist diese. Was soll dieser Satz aussagen? Wie versteht ihr die Aussage von Paulus?
Oberflächlich betrachtet könnte man zu dem Schluß kommen, dass Paulus hier: verurteilt, verflucht und sich danach auch noch als "rein" bezeichnet. Kann das sein?
Bei uns in der Sabbatschul-Vorbereitung wurde von einem Bruder erwähnt, dass Paulus das mit Tränen in den Augen und voller Liebe zu ihnen sagte. Könnt ihr euch das vorstellen? Passt die Aussage zu einem ruhigen, sanften Wesen, das liebevoll spricht?
Als zweite, vertiefende Thematik interessiert mich an dieser Stelle die Parallelen zu dem Text. Wie können wir die Aussage von Paulus einordnen, wo finden wir ähnliche Stellen in der Bibel? Die bekannteste und für mich noch unbegreiflichere Stelle steht bei Jesu Verurteilung durch Pilatus:
Mt. 27/23 Der Statthalter aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien übermäßig und sagten: Er werde gekreuzigt! 27/24 Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor der Volksmenge und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten. Seht ihr zu! 27/25 Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut [komme] über uns und über unsere Kinder! 27/26 Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesus aber ließ er geißeln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt werde.
"über uns und unsere Kinder" . Mir ist es unbegreiflich wie man so eine idiotische Aussage treffen kann? Kann man über seine Kinder bestimmen? Kann man Gott durch so etwas herausfordern? Hält sich Gott an so eine Verwünschung, erfüllt er den Wunsch derjenigen, die diese Aussage getroffen haben?
Ich habe auch eine Stelle im AT gefunden, wo David diese Worte verwendet. Es geht darum, dass nach dem Tod Sauls jemand zu David kommt und sich dafür anscheinend eine Belohnung abholen will, oder zumindest damit prahlt, dass er Davids Konkurrenten ausgeschaltet hat:
2 Sam 1/6 Der junge Mann, der ihm berichtete, sagte: Ich geriet zufällig auf das Gebirge Gilboa, und siehe, Saul lehnte sich auf seinen Speer; und siehe, die Wagen und die Reiter holten ihn ein. 1/7 Da wandte er sich um, sah mich und rief mich, und ich sagte: Hier bin ich! 1/8 Und er sagte zu mir: Wer bist du? Ich sagte zu ihm: Ich bin ein Amalekiter. 1/9 Da sagte er zu mir: Tritt doch her zu mir und gib mir den Todesstoß, denn ein Schwächeanfall hat mich ergriffen, doch mein Leben ist noch ganz in mir! 1/10 Da trat ich zu ihm und gab ihm den Todesstoß, denn ich erkannte, daß er nach seinem Fall nicht am Leben bleiben würde. Und ich nahm das Diadem, das [er] auf seinem Kopf [hatte], und die Spange, die an seinem Arm war, und bringe sie hierher zu meinem Herrn.
1/11 Da faßte David seine Kleider und zerriß sie; [das taten] auch all die Männer, die bei ihm waren. 1/12 Und sie klagten und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und um seinen Sohn Jonatan und um das Volk des HERRN und um das Haus Israel, weil sie durchs Schwert gefallen waren.
1/13 Und David sagte zu dem jungen Mann, der ihm berichtete: Woher bist du? Er sagte: Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremdlings. 1/14 Und David sagte zu ihm: Wie, hast du dich nicht gefürchtet, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des HERRN umzubringen? 1/15 Und David rief einen von den jungen Männern und sagte: Tritt heran, stoß ihn nieder! Da erschlug er ihn. So starb er. 1/16 Und David sagte zu ihm: Dein Blut [komme] auf deinen Kopf! Denn dein [eigener] Mund hat gegen dich ausgesagt, als du sprachst: Ich habe den Gesalbten des HERRN getötet.
Wie erklärt ihr euch diese Texte? Ist es heute auch manchmal zulässig, dass man jemandem so etwas sagt?
viele Grüße
Tricky