Auge um Auge, Zahn um Zahn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    Weil es jetzt schon öfter im Forum aufgetaucht ist, würde mich diese Thematik interessieren. Was bedeutet die Aussage "Auge um Auge ... Zahn um Zahn"?

    In welchem Zusammenhang wurde diese Aussage getätigt?

    Wie steht Jesus dazu?


    Bibeltexte:

    Überschrift in meiner Bibel zu diesem Textabschnitt: "Verordnungen zum Schutz von Leib und Leben."

    21/12 Wer einen Menschen [so] schlägt, daß er stirbt, muß getötet werden. 21/13 Hat er ihm aber nicht nachgestellt, sondern Gott hat es seiner Hand widerfahren lassen, dann werde ich dir einen Ort bestimmen, wohin er fliehen soll. 21/14 Doch wenn jemand an seinem Nächsten vermessen handelt, indem er ihn hinterlistig umbringt - von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, damit er stirbt. 21/15 Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, muß getötet werden.

    2 Mo 21/22 Wenn Männer sich raufen und [dabei] eine schwangere Frau stoßen, so daß ihr die Leibesfrucht abgeht, aber kein [weiterer] Schaden entsteht, so muß dem Schuldigen eine Geldbuße auferlegt werden, je nachdem, [wieviel] ihm der Eheherr der Frau auferlegt, und er soll nach dem Ermessen von Schiedsrichtern geben. 21/23 Falls aber ein [weiterer] Schaden entsteht, so sollst du geben Leben um Leben, 21/24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 21/25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.


    Gesetz über Gotteslästerung, Totschlag und Körperverletzung.

    3 Mo 24/10 Und der Sohn einer israelitischen Frau - er war aber der Sohn eines ägyptischen Mannes - ging unter die Söhne Israel aus. Und der Sohn der Israelitin und ein israelitischer Mann rauften sich im Lager. 24/11 Und der Sohn der israelitischen Frau lästerte den Namen [des HERRN] und verfluchte [ihn]. Da brachten sie ihn zu Mose. Der Name seiner Mutter aber war Schelomit, die Tochter des Dibri, vom Stamm Dan. 24/12 Und sie legten ihn in Gewahrsam, damit ihnen nach dem Mund des HERRN Bescheid gegeben würde. 24/13 Und der HERR redete zu Mose: 24/14 Führe den Flucher nach draußen vor das Lager! Und alle, die es gehört haben, sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. 24/15 Und zu den Söhnen Israel sollst du reden: Wenn irgend jemand seinen Gott verflucht, dann soll er seine Sünde tragen. 24/16 Und wer den Namen des HERRN lästert, muß getötet werden, die ganze Gemeinde muß ihn steinigen; wie der Fremde, so der Einheimische: wenn er den Namen lästert, soll er getötet werden. 24/17 Wenn jemand irgendeinen Menschen totschlägt, muß er getötet werden. 24/18 Wer ein [Stück] Vieh totschlägt, soll er es erstatten: Leben um Leben. 24/19 Wenn jemand seinem Nächsten einen Schaden zufügt: wie er getan hat, so soll ihm getan werden: 24/20 Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einem Menschen einen Schaden zufügt, so soll ihm zugefügt werden.


    Zeugen vor Gericht.

    5 Mo 19/15 Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen jemanden auftreten wegen irgendeiner Ungerechtigkeit oder wegen irgendeiner Sünde, wegen irgendeiner Verfehlung, die er begeht. [Nur] auf zweier Zeugen Aussage oder auf dreier Zeugen Aussage hin soll eine Sache gültig sein. - 19/16 Wenn ein falscher Zeuge gegen jemanden auftritt, um ihn des Ungehorsams zu beschuldigen, 19/17 dann sollen die beiden Männer, die den Rechtsstreit führen, vor den HERRN treten, vor die Priester und die Richter, die in jenen Tagen dasein werden. 19/18 Und die Richter sollen [die Sache] genau untersuchen. Und siehe, ist der Zeuge ein Lügenzeuge, hat er gegen seinen Bruder Lüge bezeugt, 19/19 dann sollt ihr ihm tun, wie er seinem Bruder zu tun gedachte. Und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. 19/20 Und die übrigen sollen es hören und sich fürchten und nicht mehr länger eine solche böse Sache in deiner Mitte begehen. 19/21 Und du sollst nicht schonen: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß!


    Scheinbar dagegen stehen folgende Bibeltexte aus dem neuen Testament:

    Erfüllung des Gesetzes: Was ist Vergelten?

    Mt. 5/38 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 5/39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; 5/40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Unterkleid nehmen will, dem laß auch den Mantel. 5/41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei. 5/42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.


    Die Frage, die sich mir jetzt stellt: Ist sich Gott uneinig bei diesem Grundsatz?

    Bin man gespannt, was ihr dazu zu sagen habt.

    Tricky

    • Offizieller Beitrag

    Bei dem Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" handelt es sich um das Wiedergutmachen des Angerichteten. Der Täter soll dem Opfer für etwas mindestens in solcher Höhe erstatten, wie er dem Opfer etwas angetan hat.

    Die nachfolgenden Verse 26-38 dienen als Kommentar für die Verse 24-25. Hier wird genau erläutert, wie das Prinzip "Auge um Auge" in der Praxis in unterschiedlichen Fällen anzuwenden ist.

    2Mo 21.24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 21.25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme. 21.26 Wenn jemand in das Auge seines Sklaven oder in das Auge seiner Sklavin schlägt und es zerstört, soll er ihn [zur Entschädigung] für sein Auge als Freien entlassen. 21.27 Auch falls er den Zahn seines Sklaven oder den Zahn seiner Sklavin ausschlägt, soll er ihn [zur Entschädigung] für seinen Zahn als Freien entlassen. 21.28 Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau stößt, so daß sie sterben, dann muß das Rind gesteinigt werden, und sein Fleisch darf nicht gegessen werden; aber der Besitzer des Rindes soll straffrei bleiben. 21.29 Falls jedoch das Rind schon vorher stößig war, und sein Besitzer ist gewarnt worden, hat es aber nicht verwahrt: falls es [dann] einen Mann oder eine Frau tötet, soll das Rind gesteinigt und auch sein Besitzer getötet werden. 21.30 Falls ihm aber ein Sühngeld auferlegt wird, so soll er als Lösegeld für sein Leben alles geben, was ihm auferlegt wird. 21.31 [Auch] falls es einen Sohn oder eine Tochter stößt, soll mit ihm nach dieser Rechtsordnung verfahren werden. 21.32 Falls das Rind einen Sklaven oder eine Sklavin stößt, soll sein Besitzer ihrem Herrn dreißig Schekel Silber geben, das Rind aber soll gesteinigt werden. 21.33 Wenn jemand eine Zisterne öffnet oder wenn jemand eine Zisterne gräbt und sie nicht zudeckt, und es fällt ein Rind oder ein Esel hinein, 21.34 dann soll es der Besitzer der Zisterne erstatten: Geld soll er seinem Besitzer zahlen, aber das tote [Tier] soll ihm gehören. 21.35 Wenn jemandes Rind das Rind seines Nächsten stößt, so daß es stirbt, dann sollen sie das lebende Rind verkaufen und den Erlös teilen, und auch das tote sollen sie teilen. 21.36 War es aber bekannt, daß das Rind [schon] vorher stößig war, und sein Besitzer hat es nicht verwahrt, so muß er ein Rind für das [andere] Rind erstatten, das tote aber soll ihm gehören. 21.37 Wenn jemand ein Rind oder ein Schaf stiehlt und es schlachtet oder verkauft, soll er fünf Rinder erstatten für das [eine] Rind und vier Schafe für das [eine] Schaf. 21.38 Falls er sich [noch] eine andere nimmt, soll er ihre Nahrung, ihre Kleidung und den ehelichen Verkehr mit ihr nicht verkürzen.

    Es wäre dumm zu schlussfolgern, dass "Auge um Auge" bedeutet, das Opfer müsste genau das gleiche dem Täter hinzufügen, was dem Opfer angetan wurde.

    Hat der Täter ein Tier gestohlen -> muss das Opfer bei dem Täter auch ein Tier stehlen?

    Hat der Täter ein Tier getötet -> muss das Opfer bei dem Täter auch ein Tier töten?

    Das wäre eine nützlose Tat. Davon würde das Opfer nicht profitieren, eher mit unnötigen Sorgen belastet werden.

    Stattdessen sagt das Prinzip, der Täter muss im x-fachen zurückerstatten, wie er getan hat.

    Das gleiche betrifft auch die anderen Bibelstellen, wo es um "Auge um Auge" geht.

    Wenn nun Jesus in Mt 5.39 sagt "widersteht nicht dem Bösen", dann meint Er, wir sollen von unseren Feinden, die uns Böses antun, nicht die Erstattung zurückfordern. Sondern nimmt man uns eine Kleidung weg, so sollen wir noch eine andere dazugeben, nimmt man unsere Zeit weg, sollen wir doppelt so viel Zeit aufwenden. Die Frage ist hier natürlich, inwiefern sich dieses Gebot Jesu mit den heutigen Möglichkeiten (Staat, Gesetz, Schutz des Menschen, Pflicht der Anzeige eines Verbrechers etc..) umsetzen läßt und welche dieser Möglichkeiten die Christen für sich nach dem Gebot Jesu nutzen dürfen.