- Offizieller Beitrag
Anlässlich folgender Beispiel-Texte (von Heimo) aus dem Thread "Gemeinsamkeiten zwischen Katholischer Kirche und den Adventisten "
ZitatDer wesentliche Unterschied, der die Differenzen bedingt ist die Akzeptanz der "Tradition" der katholischen Kirche als Auslgegungs- und Lehrgrundlage - aus der sich viele Lehrpunkte ergeben, die biblisch nicht haltbar sind.
Hier liegt meines Erachtens auch die Warnung an uns: wenn wir - wie das manche machen - EGW so verwenden, wie die katholische Kirche ihre Tradition (als massgebliche Auslegungs- und Lehrquelle) dann werden wir uns ebenso von der originären Offenbarung Gottes entfernen und Irrtümern verfallen.
ZitatEs gibt einige adventistische Traditionen, die nicht direkt aus der Bibel abzuleiten sind, z.B. Vegetarismus. Wenn das, zu einer "Lehre" gemacht (und auf EGW gestützt) wird (und das machen einige so), dann ist das so wie es die katholische Kirche mit der Tradition macht. Du bist lange und aktiv genug hier im Forum um auch andere Beispiele zu kennen, wo EGW in der Art von "roma locuta, causa finita" missbraucht wurde.
möchte ich diesen Thread eröffnen.
Meine Fragen sind:
1)
Kann man E.White auf gleiche Stufe wie die Kirchenväter "herabsetzen"? Sind ihre Schriften nicht stärker von Gott inspiriert? Sind ihre Worte nicht als verbindliche "extra Botschaft" für die letzte Zeit von Gott geschrieben?
Ich denke: die traditionellen Kirchenväter haben nicht "im Gottes Auftrag" geschrieben. Sowohl ihre Beziehung zu Gott, als auch der Wahrheitsgehalt ihres Schriftenverständnisses können nicht überprüft werden. Inwiefern ihre Schriften von Gott inspiriert sind, kann man nicht feststellen.
Dagegen hatte E.White Visionen auf oft übernatürliche Weise gehabt, die von anderen als klare Gottes Botschaft angesehen wurde. So wurde sie aufgrund ihrer Botschaften von den Pionieren als Prophetin der letzten Zeit verstanden (obwohl die Pioniere zugleich die Schriften der Kirchenväter nicht als inspiriert betrachteten und sie ablehnten). Ihre Meinung spielte eine sehr großte Rolle in den entscheidendsten Fragen. Obwohl auch viele Schriften von den Pionieren verfasst wurden, wurden sie niemals auf gleicher Stufe und genau so ernst angenommen wie die Schriften von E.White.
Es ist unumstritten, dass E.White nicht (bloß) ein "Kirchenvater" ist, deren Schriften eine Tradition darstellen.
2)
Kann man ihre Schriften zu einem gewissen Grad als "E.White locuta, causa finita" betrachten? Aus der Geschichte wissen wir, dass E.White zum Beispiel in dem damaligen Gottesverständnis eine große Wende gemacht hat, indem sie die Trinitätslehre in die Adventgemeinde "einführte". Ihre Worte wurden sehr ernst genommen.
Zu sagen, dass ihre Worte an der Bibel "gemessen" werden sollen und alles in der Bibel nicht stehendes unverbindlich ist, hilft uns bei vielen Fragen nicht wirklich. Wenn es zum Beispiel um eschatologische Ereignisse, um die Gesundheit und Gottes extra Wille für die letzte Zeit geht - von denen E.White schreibt - haben wir dazu (fast) keine Beschreibungen und Unterweisungen aus der Bibel. Wie ernst sind diese dann zu nehmen und zu befolgen? E.White prägte ihre Generation mit solchen Aussagen, obwohl man damals genau wie heute "sola scriptura" betonte.
Ist es anzunehmen, dass Gott zusätzlich zu der Bibel eine neue, für uns geltende Botschaft geben kann? Aus der Bibel wissen wir, dass Gott einzelne Menschen - unabhängig vom Gesetz - beauftragt hat, etwas (Neues, Zusätzliches) für Ihn zu tun (siehe Mose, Elia..). Könnte es sein, dass Gott die ganze letzte Menschengeneration der Gläubigen beauftragt, etwas zu tun, oder zu glauben, etwas anzunehmen, was in der Bibel anderen Menschen noch nie gegeben wurde? Ist das "neue Licht", von dem E.White schreibt, was uns in der letzten Zeit noch geoffenbart werden soll, nur theoretischer Art, und nur aus der Bibel herleitbar? Oder kann das neue Licht unter anderem in neuen, ganz praktischen, zu befolgenden und in der Bibel nicht stehenden Offenbarungen verstanden werden?