Hallo!
Zitat von trickyMich würde interessieren ob jedem ZJ und damit auch jedem WT-Leser klar ist, was heute aus Sicht der ZJ "up-to-date" ist. Gibt es da Listen, Verzeichnisse oder andere Artikel, die das "neue Licht" dem "alten Licht" gegenüberstellen?
Wer regelnäßig die Publikationen der ZJ liest dürfte „up-to-date“ sein. Grundlehren (Jesu Loskaufsopfer / Dreieinigkeit / Hölle / Unsterblichkeit der Seele) sind seit jeher unverändert. Einige Verständnisdetails können sich aber durchaus ändern, dann gibt es in der Regel einen Artikel im Wachtturm dazu. Von Zeit zu Zeit werden tatsächlich auch die frühere Ansichten dem heutigen Verständnis gegenübergestellt, allerdings nicht in „Verzeichnissen“, sondern wenn es gerade zum Thema passt.
Zitat von trickyDas ist sicher eine schwierige und sehr persönliche Sache, aber irgendwie fühle ich mich nicht zu Recht als jemand, der andere überhaupt hassen dürfte.
Ich auch nicht. Deshalb hatte ich darauf verwiesen, was wir unter „hassen (im biblischen Sinne)“ verstehen: „...dieser Haß sucht nicht, anderen Schaden zuzufügen, und ist nicht gleichbedeutend mit Bosheit oder Gehässigkeit. Er äußert sich vielmehr durch einen heftigen Abscheu vor dem Bösen, d. h. dadurch, daß man alles Schlechte und diejenigen, die Jehova aufs tiefste hassen, meidet (Rö 12:9, 17, 19).“
Zitat von trickyDer Begriff Abtrünnigkeit ist ja ein bestimmte Bezeichnung, die man auf ehemalige ZJ anwendet. Diesen Abtrünnigen unterstellt man in dem von mir zitierten WT Artikel einen großen Hass auf Gott.
So wie ich den von dir zitierten Artikel verstehe, geht es hier um Abtrünnige, auf die Psalm 139, 21-22 zutrifft (O-Ton: „David betrachtete sie deshalb mit Abscheu, weil sie Jehova aufs tiefste haßten.“). Solche „Abtrünnigen“ gibt es. Andererseits gibt es auch Personen, die aus unseren Versammlungen ausgeschlossen werden (oder diese selbst verlassen), ohne dass man so einen Hass erkennt. Wenn sich ein Zeuge Jehovas in eine Arbeitskollegin verliebt und mit dieser durchbrennt und in „wilder Ehe“ lebt, dann bedeutet das ja nicht zwangsweise, dass er Gott hasst. Wahrscheinlich liebt er Gott immer noch, nur das seine Gefühle für die neue Freundin momentan einfach größer sind. Vielleicht hat er sogar ein schlechtes Gewissen, hört aber nicht darauf und nimmt auch sonst keinen Rat an. Dann haben wir keinen Umgang mehr mit ihm, egal ob er Gott hasst oder nicht.
Zitat von tricky...ist das wirklich gelebte/geglaubte Praxis bei den ZJ? Ich habe in dem Ex-ZJ Forum, wo ich früher mal aktiv war die Sache angesprochen. Dort wurde mir gesagt:
"Was nun regelrecht Ausgeschlossene anbelangt, so besteht die Anweisung, daß diese - soweit bekannt - einmal im Jahr von ausgewählten Ältesen besucht werden sollen, um zu erkunden, inwieweit sie vielleicht "Reue bekunden" und ihnen geholfen werden kann, wieder zurückzukehren."
Ich weiß nicht, ob das exakt einmal im Jahr passiert, aber solche Besuche gibt es.
Zitat von tricky1. Ist beim ersten Absatz der irdische Tod gemeint, dass also quasi seitens der WTG den ehemaligen Mitgliedern der Tod gewünscht wird? Weil sie ihn ja "verdienen". Oder der zweite Tod bzw. ein anderer Tod?
Wo steht denn, dass jemand diesen Personen den Tod wünscht??? Ein (aus Gottes Sicht) Böser verdient den Tod, das ist eine Tatsache. Trotzdem wünscht Gott, dass Böse bereuen, das wünschen wir auch (siehe Hesekiel 33, 11 oder auch 2. Petrus 3, 9).
Zitat von tricky2. Welche Verpflichtungen sind gemeint?
Man hat sich vor Gott auf das Loskaufsopfer Jesu berufen, um Vergebung der Sünden zu erlangen. Man hat außerdem versprochen Gott zu dienen und so gut wie möglich seine Gebote zu befolgen.
Zitat von tricky3. Es gibt "kein Zurück mehr" für einen getauften ZJ (so deute ich das "Hingabegelübde" - wenn das falsch sein sollte, bitte um Korrektur) - warum bemüht man sich dann um einen Ausgetretenen in der Praxis ihn einmal im Jahr zu besuchen? Wie ist da überhaupt die Rückkehrrate?
Es geht nicht darum, dass es für einen Ausgeschlossenen „kein Zurück mehr“ geben würde. Es gibt „kein Zurück mehr“ von dem gegebenen Versprechen Gott gegenüber. Selbstverständlich kann ein ehemaliger ZJ jederzeit zurückkommen. Die Rückkehrrate ist höher als viele meinen. Wenn jemand eine Weile in Sünde gelebt hat, merkt er nicht selten, dass man dadurch nicht glücklich wird. Oft führen negative Erfahrungen dazu, dass man sich an das gegebene Versprechen erinnert und Reue empfindet.
Zitat von trickyWas ich rein inhaltlich ablehne ist jeglicher Exklusivitätsanspruch, egal wie und wo er erhoben wird.
Dann hättest du im 1. Jahrhundert kein Christ werden können.
Zitat von trickyWie weit geht die Exklusivität der Angenommenheit vor Gott nur für ZJ in der Wahrnehmung der ZJ? In meinen Augen näme man hier Gott das Gericht weg.
Möchtest du von mir wissen, ob (meiner Meinung nach) nur Zeugen Jehovas gerettet werden? Wer bin ich? Das entscheidet Jesus ganz allein. Wenn es aber um die Frage geht, wo heute die von Jesus geleitete Versammlung zu finden ist, dann weiß ich (für mich!!!) wo ich hingehöre.
Zitat von Elli59Was ist mit euren Mitgliedern, die nicht Gott lästern, die einfach vielleicht nur in eine andere Gemeinde gehen wollen...Also gläubig sind und bleiben wollen....werden die genauso "ausgegrenzt" wie diejenigen die Gott lästern?
Mit „einer anderen Versammlung“ meinst du ja sicherlich nicht eine andere Versammlung der ZJ, sondern einer anderen Kirche (Baptisten, Adventisten, Pfingstler, RKK usw.). Wer sich als ZJ taufen lässt, der bekennt sich auch zu der Überzeugung, dass sich Gott nicht durch verschiede Kirchen mit verschiedenen Lehren repräsentieren lässt.
Epheser 4,5-6 (Schlachter 2000): ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in euch allen.
1.Korinther 1, 10 (Schlachter 2000): Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulaßt, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.
Fußnote zu "einmütig [...] in eurem Reden": w. alle dasselbe redet
Die heilige Schrift bezeichnet die christliche Lehre (als Ganzes) oft als „die Wahrheit“ (siehe 1. Timotheus 3, 15 / 2. Johannes 1 / 2. Petrus 2, 2). Dass es mehrere „Wahrheiten“ gibt, die nebeneinander existieren, kommt aus biblischer Sicht nicht in Frage. Wenn also jemand zu der Überzeugung kommt, dass er in eine andere Kirche gehört, dann muss er gemäß seinem Gewissen handeln. Dass müssen seine ehemaligen Glaubensbrüder aber auch!!!
Gruß, GMacS