Ordination für Frauen im Norddeutschen Verband möglich

  • Mit 160 Ja- und 47 Nein-Stimmen beschlossen die Delegierten mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit, dass innerhalb des Norddeutschen Verbandes auch Pastorinnen, wie ihre männlichen Kollegen ordiniert werden. Das Votum entspricht damit nicht der Beschlusslage der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten.

    Frauen können nach ihrem Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin “gesegnet” werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert werden nur männliche Geistliche. Damit ist Pastorinnen auch das Amt des Präsidenten und seines Stellvertreters einer regionalen oder überregionalen Freikirchenleitung verwehrt, das eine Ordination erfordert.
    Während die Ordination von Pastoren weltweit innerhalb der Freikirche Gültigkeit hat, können Frauen als Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung praktiziert. Die Weltsynoden der Adventisten 1990 in Indianapolis/USA und 1995 in Utrecht/Niederlande hatten die Ordination von weiblichen Geistlichen mehrheitlich abgelehnt. Die Zulassung von Frauen, die als ordinierte Pastorinnen amtieren, ist außerhalb von Nordamerika, Westeuropa, China und Australien/Ozeanien, wo nur etwa 13 Prozent der weltweit rund 17 Millionen erwachsen getauften Mitglieder leben, äußerst umstritten.

    Dennoch wurde während der Weltsynode 2010 in Atlanta/USA beschlossen, dass die adventistische Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, einen Forschungsauftrag zum Begriff Ordination erhält. Es soll geklärt werden, wie die Freikirche in einer sich ändernden Welt mit Ordinationen umgehen müsste. Im Hintergrund stehe die Frage, ob die bisherige Praxis, nur Männer zum Pastorenamt zu ordinieren, die Bibel im vollen Umfang abdecke. Die Ordinationsfrage werde daher ein Thema der nächsten Weltsynode im Jahr 2015 sein.

    Ein Antrag, dass künftig von 100 Delegierten der alle fünf Jahre stattfindenden Delegiertentagung des Norddeutschen Verbandes 40 Frauen sein sollten, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

    (Adventistischer Pressedienst, 24.04.2012 um 10:41: http://www.apd.info/2012/04/24/nor…-neuer-leitung/)

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die Info.

    Ich persönlich habe kein Problem mit der Ordination für Frauen, respektiere aber die Mehrheitsmeinung, die dazu meist Nein sagt.

    Vielleicht können wir die Bibeltexte dahingehend zusammentragen. Welche Texte sagen wirklich aus, dass einzig ein Mann das Recht hat das Wort an die Gemeinde in Form einer Predigt zu richten?

  • Ich war auf der GK in Utrecht und habe die Ordinazionsfrage mit erlebt. Voraus gegangen war eine Jahre lange Diskussion dieses Themas mit sehr vielen theologischen Beiträgen und Untersuchungen im "Review & Herald", die alle Glieder auf der ganzenm Welt verfolgen konnten.

    Es stimmt genau, dass die Frage in den "westlichen" Ländern der ersten und zweiten Welt kaum umstritten war. Die Gegenstimmen kamen von den Geschwistern in Asien und Afrika (hauptsächlich). Mein Eindruck war aber , dass sie keine Theologischen Argumente, sondern mehr ethische und völkische Argumente hatten. So sagte ein Pastor aus Indien: Eine Frau zu ordinieren ist völlig unmöglich. Wenn sie ihre Periode hat, ist sie doch unrein. Wie kann man dann aus ihrer Hand das Abendmahl empfangen?

    Es sind diese Vorstellungen von der Minderwertigkeit der Frau in den Köpfen unserer lieben Geschwister aus den Ländern der dritten Welt, die die eigentliche Barriere bilden. Da sie aber in der Vollversammlung allemal die Stimmenmehrheit haben, kann man nichts machen, will man nicht die Einheit der Weltkirche aufs Spiel setzen.
    Hinzu kommen noch gewisse fundamentalistische Tendenzen bei manchen weißen Brüdern, die auch in diese Richtung gehen.

    Also bleibt nur übrig, die Frauen Ordination lokal zu regeln

    Frauen in führenden Positionen der Weltkirchenleitung ist übrigens ein Prinzip aus den Anfängen unserer Gemeinschaft. Damals war es eine Frau, die das Geld unserer Kirche verwaltete und hoch angesehen war.
    benSalomo.

  • Neben allen Fragen nach einer biblischen Legitimation, Frauen zu ordinieren oder es ihnen zu verwehren: Was ich nicht zusammendenken kann ist, dass eine Frau als "Prophetin" gilt, dass sich in einer Frau die "Gabe der Weissagung" zeigt, dass ihre Schriften ein "fortwährendes Zeugnis" sind und dass eine Frau sogar einen eigenen Glaubenspunkt erhält - und zugleich aus theologischen Gründen abgelehnt wird, dass Frauen zu einem geistlichen Amt ordiniert werden können.


    Entweder sind Frauen aufgrund ihres Geschlechts nicht weniger als Männer berufen, in den Dienst Gottes gestellt zu werden, so dass auch Ellen White "Prophetin" sein kann - oder aber Frauen sind für besondere geistliche Ämter aufgrund ihres Geschlechts nicht geeignet, wobei dann auch Ellen White keine herausragende Rolle spielen dürfte. Aber Ellen White als "Prophetin" wertzuschätzen und sie als "inspiriert" zu betrachten und zugleich eine Frauenordination abzulehnen, das kriege ich einfach nicht zusammen.

    2 Mal editiert, zuletzt von BWgter (24. April 2012 um 14:22)

  • Mal ganz dumm gefragt, wie hat sich eigentlich Ellen G. White dazu geäußert? Ich persönlich denke, das Frauen auch nicht besser oder schlechter in der Beziehung wie Männer sind. Die kulturellen Unterschiede dürften sicher bei der Entscheidung darüber weltweit eine Rolle spielen, aber ich sehe die unterschiedlichen Ansichten (jetzt generell gesehen) innerhalb der weltweiten Adventgemeinde durchaus nicht ausschließlich negativ. Weil vieles nicht kliescheehaft in die eine oder andere Richtung geht. In der Frage sind die Geschwister in der dritten Welt vielleicht konservativ, in anderen Bereichen dafür vielleicht sehr viel aufgeschlossener wie wir Europäer. Ich freue mich immer eben nicht in einem gleichgeschalteten Einheitsverein wie den ZJ (oder andere Gemeinden) zu sein, sondern in einer Gemeinde in der durchaus Meinungspluralismus herrscht.

  • Was genau ist der Unterschied zwischen "segnen oder einsegnen" und "ordinieren"?

    Was bedeutet ordiniert sein? Was bedeutet zu einem Amt gesegnet oder eingesegnet werden?

    ***

  • ... eine Ordinierung von Priesterinnen.

    schiefguckenneu wir haben doch garkeine Priester und Priesterinnen, jedenfalls in Deutschland haben wir im Süden den Prediger (Predigerin) und im Norden den Pastor(Pastorin) gut über Pastor kann man sich streiten weil der Begriff so unglaublich schief und kalt klingt.
    Die Adventgemeinde hat Prediger und keine (Pastoren),Pfarrer,Priester.

    Also i moin dees halt amol so.

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

  • wir haben doch garkeine Priester und Priesterinnen, jedenfalls in Deutschland haben wir im Süden den Prediger (Predigerin) und im Norden den Pastor(Pastorin) gut über Pastor kann man sich streiten weil der Begriff so unglaublich schief und kalt klingt.
    Die Adventgemeinde hat Prediger und keine (Pastoren),Pfarrer,Priester.

    Die Gemeindeordnung (Ausgabe 2006, Seite 27) erklärt dazu:

    "Die Bezeichnung Pastor wird für einen Prediger gebraucht, dem eine Vereinigung die Verantwortung für eine oder mehrere Gemeinden in einem Bezirk übertragen hat."

    Das macht insofern Sinn, da "Pastor" nichts anderes als "Hirte" heißt. Und zum Hirten braucht es eine Herde. Die findet die Gemeindeordnung wohl in dem "Bezirk" vor, so dass ein Pastor dort Hirte seiner Herde sein kann.
    Davon abgesehen: ich halte die Wendung "Pastor" für angemessener, weil die Arbeit aus weitaus mehr als dem Predigen besteht. "Pastor" ist als umfassender Begriff für de Für- und Seelsorge eine ganzheitlichere Bezeichnung als "Prediger".

    Aber wie auch immer, ob Pastor oder Prediger: Die Bezeichnung hat ja nichts mit der Ordination zu tun, die Frauen wegen mangelnder Geschlechtergerechtigkeit nahezu weltweit vorenthalten wird.

  • Was genau ist der Unterschied zwischen "segnen oder einsegnen" und "ordinieren"?

    Was bedeutet ordiniert sein? Was bedeutet zu einem Amt gesegnet oder eingesegnet werden?

    Wenn Du als Gemeindeleiterin eingesegnet wirst, wirst Du dadurch zur Ältesten. Dann darfst Du im Bereich Deiner Gemeinde, so lange Du in dieses Amt gewählt wirst, Taufen. Beerdigen und das Abendmahl ausgeben.

    Das darfst Du aber nur in Deinem Wahlbereich.

    Wählt Dich eine andere Gemeinde ebenfalls als Gemeindeleiterin, wirst Du auch dort Älteste mit den gleichen Rechten und Pflichten. ( so verfuhr man bisher mit Predigerinnen und teilweise mit Hilfspredigern)

    Du darfst aber keine neue Gemeinde offiziell gründen oder eine bestehende auflösen. Das ist die Aufgabe eines eingesegneten Predigers. Laut Satzung darf auch nur ein eigesegneter Prediger Sekretär oder Vorsteher werden. Diese Regel gilt weltweit, und eine Ordinierung gilt ebenfalls weltweit, nicht nur im Prediugtamtsbezirk oder Vereinigung oder Verband.

    Wenn nun eine Predigerin ordiniert wird, so würde das theoretisch auch weltweit gelten, doch davor ist die Satzung der GK, die eine Fraeuenordination verbietet. So wird eine ordinierte Predigerin nur im Bereich des Verbandes, der dies beschließt, ihre Aufgaben ausüben dürfen und natürlich auch Vorsteherin werden können.

    Beschlossen haben diese Regelung bisher die Nordamerikanische Division (wobei mir nicht klar ist, ob sie wieder zurück rudern) und die Nordeuropäische Division.
    benSalomo

  • Meiner Meinung nach würden einige Bezirke besser theologisch und vorallem seelsorgerisch verwaltet wenn an ihrer Spitze eine Pastorin stehen würde. Ich kenne eine Theologin die sehr gut für diese Aufgabe geeignet wäre.
    Ich bin dafür mein lieber Hugo Tobler.

    Lg
    Hardy

  • Das ist ein sehr heikles Thema, weil es eher emotional geführt wird. Besonders für die Damenwelt. Es war lange mein Problem, dass Gott anscheindend die Männer bevorzugt hat und Religion eher eine Männersache ist, wo Frauen nur in der Stille zu gehorchen haben.

    Aber mal weg von den Emotionen und hin zur Sachlichkeit:

    Gibt es biblische Beispiele, wo Frauen zu Priestern ordiniert wurden?

    Gibt es Bibeltexte, die sich so auslegen lassen, dass es biblisch gesehen in Ordnung ist, wenn Frauen ordiniert werden?

    Muss man es als Diskriminierung der Frau sehen, wenn sie z.b. nicht Präsident werden kann?

    Denn eigentlich sollte die Bibel der Maßstab für Christen sein. Ob es da wirklich richtig ist, mit der Zeit oder mit der Mode zu gehen?

    Ich habe kein Problem mit dem Pro, aber auch nicht mit dem Kontra. Wichtig scheint mir die biblische Richtungsweisung.

    ***

  • Ist das nicht ein bisschen bizarr: Auf der einen Seite identifizieren wir uns so sehr mit Ellen G. White als die Prophetin und geistige Autorität unserer Gemeinde auf der anderen Seite lehnen wir Frauenordination ab... Passt das zusammen??

  • Ist das nicht ein bisschen bizarr: Auf der einen Seite identifizieren wir uns so sehr mit Ellen G. White als die Prophetin und geistige Autorität unserer Gemeinde auf der anderen Seite lehnen wir Frauenordination ab... Passt das zusammen??

    Nein ich finde es kein bisschen bizarr! Denn weibliche Propheten gibt es in den Bibelberichten auch. Ist also von Gott so vorgesehen. Priesterinnen aber - so viel ich weiß - gibt es keine in den Bibelberichten.

    Also passt es doch auch biblisch gesehen zusammen, dass E. White als Prophetin anerkannt wird, und dennoch keine weiblichen Priester.

    War E. White je ordinierte Priesterin? Oder Präsitentin?

    Ich denke, das muss man getrennt halten: weibliche Propheten und weibliche ordinierte Priester und was mir der "Ordination" so zusammenhängt.

    ***

  • Ein offizielles Amt hat sie nicht gehabt, das stimmt zweifellos. Aber ihr indirekter Einfluss (z.b. auf den Verlauf von Generalkonferenzen und theologische Streits innerhalb der Gemeinde zu ihrer Zeit) waren so groß, dass man fast meinen könnte das sie sozusagen "graue Eminenz" war bzw. moralische und geistige erste Instanz der Gemeinde. Anders gefragt, wer hatte im Endeffekt mehr Einfluss - damals - die Ordinierten Leiter oder EGW?

  • Also passt es doch auch biblisch gesehen zusammen, dass E. White als Prophetin anerkannt wird, und dennoch keine weiblichen Priester.

    Die Unterscheidung von Prophetin und Priester hat einen gewaltigen Haken: Die Siebenten-Tags-Adventisten haben auch keine männlichen Priester. Keinen einzigen! Der Priesterdienst ist nach christlichem Verständnis ein für allemal beendet. Mit Christus, dem Hohepriester.
    Ordiniert werden Pastoren, keine Priester. Priester bewirken Sühne. Aufgabe von Pastoren ist es aber, das Evangelium zu verkünden und die Gemeindeglieder in ihren Lebenslagen seelsorgerlich zu begleiten. Das hat Ellen White durchaus gemacht. Deshalb taucht auch sie (!) in der Liste der Ordinierten auf: 1887 führt sie die Generalkonferenz als "ordained minister", als ordinierte Pastorin. Wer gegen die Ordination von Frauen aufgrund ihres Geschlechts ist, müsste Ellen White dies posthum aberkennen.

    Einmal editiert, zuletzt von BWgter (25. April 2012 um 22:00)

  • Die Unterscheidung von Prophetin und Priester hat einen gewaltigen Haken: Die Siebenten-Tags-Adventisten haben auch keine männlichen Priester. Keinen einzigen! Der Priesterdienst ist nach christlichem Verständnis ein für allemal beendet. Mit Christus, dem Hohepriester.
    Ordiniert werden Pastoren, keine Priester. Priester bewirken Sühne.

    OK! Für mich ist der Unterschied von Pastor, Pfarrer, Priester nicht so klar.


    Zitat

    Deshalb taucht auch sie (!) in der Liste der Ordinierten auf: 1887
    führt sie die Generalkonferenz als "ordained minister", als ordinierte
    Pastorin. Wer gegen die Ordination von Frauen aufgrund ihres Geschlechts
    ist, müsste Ellen White dies posthum aberkennen.

    Um sicher zu gehen, nochmals gefragt: War E. White ordiniert zum Pastoren- und zum Gemeindeältesten-Amt? Von wem wurde sie ordiniert? Denn darum geht es ja, wenn ich richtig verstanden habe. WAS genau müsste ihr aberkannt werden? Und was bringt es, wenn man dies posthum tut?

    ***

    • Offizieller Beitrag

    Dies Thema wurde schon mal in ähnlicher weise aufgegriffen: Bibel: Gibt es heute noch "Apostel" bzw. ein "Apostelamt"?

    Ich fragte dort schon wie die heutige Ordination eigentlich biblisch begründet wird? Auf welche Texte bezieht man sich?

    Wir sollten vielleicht erstmal klären, was die Bibel eigentlich zur Ordination sagt, und dann erst weiterüberlegen was dieses Amt mit dem Geschlecht zu tun hat. Bisher erhärtet sich mein Verdacht leider, dass diese ganze Ordinationssache nur ein Überbleibsel aus der Kirche ist - ich lasse mich aber liebend gerne vom Gegenteil überzeugen! winkexD13nei

  • Ich meine auch, dass die Ordination wie sie verstanden wird, keine Grundlage in der Bibel hat. Dort gibt es nur das Handauflegen oder die Bevollmächtigung für eine Aufgabe, nicht aber ein irgendwie "magisches" Ritual das auf der ganzen Welt irgendwen geistlich besonders legitimiert.
    Richtig ist, dass nach den Regeln der Weltkirchenleitung die Ordination dazu führt, auf der ganzen Welt für die Freikirche der STA zu sprechen und "Amtshandlungen" vorzunehmen.
    Das scheint mir aber keine theologische Kategorie zu sein, sondern eine organisatorische.
    Wenn es aber eine organisatorische Frage ist, sollten wir kulturelle Gegebenheiten berücksichtigen. Ob wir deswegen nicht gerade in der ganzen Welt auch Vorbild in der Gleichbehandlung von gleich fähigen Männern und Frauen sein sollten?
    Ich wäre grundsätzlich dafür.