• Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    Um ein bisschen das Datum zu würdigen und vor allem um von unsinnigen Diskussionen rund um Spaltungen innerhalb der STA oder sinnlosen Umdeutungen des STA-Logos abzulenken, möchte ich eure Aufmerksamkeit auf ein interessantes Phänomen unserer Zeit lenken. Meine bevorzugte Wochenzeitung titelte diese Woche mit:

    "Niemand will etwas opfern, aber immer mehr wollen Opfer sein"

    Anhand folgender Texte würde mich eure Meinung zu dieser Thematik interessieren:

    Gal 1,4 der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausrette aus dem gegenwärtigen bösen Weltlauf, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters,

    Gal 2,20 Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.


    Jesus hat sich selbst geopfert und dadurch einen unvorstellbar großen Sieg errungen.

    Inwiefern ist uns dieses Opfer Vorbild?

    Ist es modern etwas zu opfern?

    Warum fühlen sich manche Menschen in der Opferrolle so wohl?

    Wie viel Opferrolle ist ok für einen Christen und warum (bzw. wann) wird es unsympathisch?

    viele Grüße

    Tricky


    P.S. Bitte dieses Thema nicht zu einem Was wäre wenn Thema machen! Wir wollen uns hier aktiv mit der Opferrolle beschäftigen.

  • Hallo tricky,

    Opfer hat mit Religion zu tun und leitet sich vom "Geben einer übernatürlichen Macht" ab. Die Gründe warum jemand opfert mögen verschieden sein. Vom Dankbar bis zum Besänftigen ist alles möglich.

    Mit dem Begriff Opfern gehen wir etwas zu weitläufig um. Denn wenn wir etwas geben - ob es nun wirklich ein Opfer ist, bleibt dahin gestellt - sagen wir mitunter schnell, das habe ich zu Gunsten von *** geopfert.

    Mein Verständnis von Opfer ist eine Gabe in verschiedenster Form. Aber ein Opfer ist etwas, was man nicht leicht gibt. Es schmerzt, wenn man etwas opfert. Buchstäblich oder im Sinne von Herzeleid, freiwilliger Verlust einer Sache, eines Tieres oder auch eines Menschen.

    Wieviel Opfer jemand erträgt, kommt auf die Person an und ist sicher sehr unterschiedlich. Gerade das Opfer Jesu war mit viel Schmerz verbunden.

    Ob es modern ist zu Opfern? Hm... Wahrscheinlich verstehen wir heute unter Opfer eher eine Spende. Ich denke, auch Spenden können Opfer bedeuten. Und eigentlich ist zumindest - sagt es die Statistik - der Österreicher sehr Spende (Opfer?)-freudig.

    Was nun das Opfer sein wollen betrifft, ist das eine ganz andere Sache. Denn ein wirkliches Opfer leidet unschuldig. Kann man das von den selbsternannten Opfern immer sagen? Meist jammern sich Menschen, die sich als Opfer sehen buchstäblich weg. Da gibt es die "Opfer" die sich sofort angegriffen fühlen, auch wenn es sie gar nicht betrifft. Persönlich glaube ich, dass sich solche Opfer nur nicht richtig einschätzen. Dahinter steckt eventuell Egoistmus, extreme Ichbezogenheit und mangelnder Selbstwert. Bitte das ist meine persönliche Einschätzung bei vielen "Opfern". ich hoffe, es fühlt sich dadurch nicht gleich wieder jemand als Opfer!.

    Da so eine Opferrolle mit viel Gejammer und Weinen verbunden ist, mag es ins Unerträgliche gehen. Vielleicht ist der Unterschied zu einem echten Opfer und jemanden, der meint eines zu sein der, dass das echte Opfer gar nicht so viel in die Öffentlichkeit geht, mit seiner Lage. Das vermeitliche Opfer fühlt sich ja nur dann wohl, wenn das "Weinen" erhört wird und er dementsprechend bemitleidet wird.

    Wann wird eine Opferrolle unsymphatisch? Das kommt darauf an. Wie echt und ernst die Lage ist und ob man das auch wirklich immer erkennt. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob jedes "bemitleidet werden wollen" mit Opfer zu tun hat.

    Was mich nervt ist, wenn man z. .B. im Bereich der Kriminalität die Opfer zum Täter stempelt und er Täter als Opfer verschiedener Umstände verstanden sein will.

    Als echte Opfer verstehe ich z.B. Christen, die auf Grund ihres Glaubens - also unschuldiger Weise - verfolgt werden. Sie opfern sich für ihren Glauben, für Gott.

    Soweit mein Verständnis und meine Ansicht zum Opfer und Opferrolle.

    ***

  • Ich hoffe, es ist recht, wenn ich den Link zum Artikel hereinstelle:

    Natürlich ist das recht! Danke Karoline!


    Das ist eine Tageszeitung

    Da hast du wohl recht! Das habe ich missverstanden. Ich dachte an: Eine Tageszeitung die ganze Woche hindurch täglich gelesen! ;(

    ***

    Einmal editiert, zuletzt von Jonas (6. April 2012 um 23:42) aus folgendem Grund: Beiträge zusammengeführt

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, es ist recht, wenn ich den Link zum Artikel hereinstelle:

    http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1609


    gut recherchiert, Karoline :)

    Den Artikel kann man sich natürlich durchlesen, ich möchte ihn aber nicht politisch oder wirtschaftlich durchbesprechen, sondern die Komponente, die in meinem Eingangspost hervorgehoben wurde, beleuchten. So wie Nachtperle das schon getan hat - ich kann erst am Nachmittag ausführlich dazu antworten, jetzt geht's erst mal in die Gemeinde :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nachtperle,

    da wir beide schon einiges erlebt haben in Bezug auf beanspruchte Opferrollen, verstehen wir wahrscheinlich einander recht gut beim Gespräch darüber.

    Mit dem Begriff Opfern gehen wir etwas zu weitläufig um. Denn wenn wir etwas geben - ob es nun wirklich ein Opfer ist, bleibt dahin gestellt - sagen wir mitunter schnell, das habe ich zu Gunsten von *** geopfert.


    Opfer in heutigem Sprachgebraucht = Verzicht, oder? Indem man verzichtet (auf Geld, auf Zeit, auf Luxus, ...) opfert man etwas.
    Ob ein Opfer wirklich weh tun muss...ich bin mir nicht sicher. Es kostet aber sicher was.

    Ob es modern ist zu Opfern? Hm... Wahrscheinlich verstehen wir heute unter Opfer eher eine Spende. Ich denke, auch Spenden können Opfer bedeuten. Und eigentlich ist zumindest - sagt es die Statistik - der Österreicher sehr Spende (Opfer?)-freudig.


    Der Österreicher ist aber auch sehr gerne Opfer. Raunzen ist nicht umsonst ein österreichisches Wort. Und wer raunzt, fühlt sich benachteiligt...als "Opfer" quasi. Dass dadurch möglicherweise auch die Opferbereitschaft für andere steigt wäre ja sogar ein guter Aspekt der Opferrolle.

    Was nun das Opfer sein wollen betrifft, ist das eine ganz andere Sache. Denn ein wirkliches Opfer leidet unschuldig. Kann man das von den selbsternannten Opfern immer sagen? Meist jammern sich Menschen, die sich als Opfer sehen buchstäblich weg. Da gibt es die "Opfer" die sich sofort angegriffen fühlen, auch wenn es sie gar nicht betrifft. Persönlich glaube ich, dass sich solche Opfer nur nicht richtig einschätzen. Dahinter steckt eventuell Egoistmus, extreme Ichbezogenheit und mangelnder Selbstwert. Bitte das ist meine persönliche Einschätzung bei vielen "Opfern". ich hoffe, es fühlt sich dadurch nicht gleich wieder jemand als Opfer!.


    Jemand, der sich in die Opferrolle drängt, schafft damit natürlich auch Täter. Wo kein Täter, da kein Opfer! Selbsternannte Opfer machen ihre Gegenüber zu Tätern...und Täter sein, das will niemand. Die Opferrolle übernimmt also jemand, der indirekt angreifen will!
    Und wenn wir jetzt wieder zur geistlichen Betrachtung übergehen. Hat Jesus durch sein Opfer nicht auch den Täter entlarvt? Wußte nicht spätestens bei Jesu Tod das ganze Universum wie Satan tickt? Hat Jesus nicht die Sünde besiegt mit seinem Opfertod?

    Wann wird eine Opferrolle unsymphatisch? Das kommt darauf an. Wie echt und ernst die Lage ist und ob man das auch wirklich immer erkennt. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob jedes "bemitleidet werden wollen" mit Opfer zu tun hat.


    Die Opferrolle heutzutage ist also ein stummer Schrei nach Aufmerksamkeit, Liebe, Sympathie. Und hier kommen wir zu dem Falter-Artikel zurück. Bekannte Opfer, die jahrelang missbraucht oder eingesperrt wurden, dürfen in der öffentlichen Wahrnehmung bloß niemals aus dieser Opferrolle heraus kommen. Sobald sie das versuchen, werden sie von den Boulevardmedien zurückgedrängt, denn niemand interessiert sich für einen selbstbestimmten Menschen, aber jeder will was übers Opfer erfahren.

    Was mich nervt ist, wenn man z.B. im Bereich der Kriminalität die Opfer zum Täter stempelt und er Täter als Opfer verschiedener Umstände verstanden sein will.


    Aber stimmt das nicht auch manchmal? Ebenfalls im Falter habe ich mal die Geschichte von einem Straßenkind in Rumänien erfahren. Es wurde alles genau recherchiert, sein Beginn, seine Jugend, sein Leben, seine Raubzüge mit Freunden im Westen. Es wurde nichts beschönigt, auch nicht seine Taten, aber ich habe da einen Einblick bekommen, wie mies und unwürdig manche Menschen aufwachsen und leben. Ist so jemand mehr oder weniger Opfer als der, den er bestiehlt oder in der U-Bahn für ein paar Euro niederschlägt? Ich trau mir da kein Urteil zu.


    Gibt es auf dieser Welt heute also mehr Opfer oder mehr Täter?