Das Problem mit den Worten ist, dass wir sie lesen, dass wir aber zu jedem Wort und jeder Satzkonstellation eine gefühlsmäßige Bindung haben. Wenn beispielsweise jemand, den wir im realen Leben erlebt haben und den wir nicht mögen Worte zu uns gesagt hat, die uns kränken, und jemand im Forum verwendet die gleichen Worte (er/sie will uns aber gar nicht kränken!), dann sind wir trotzdem aufgrund unserer Erfahrung mit den Worten gekränkt. So leicht geschehen Mißverständnisse in einem virtuellen Raum, wo man nur die "kalten" Worte liest.
Ich schiebe diesen Thread mal hoch, hier ist über Nächstenliebe (im Internet) gerade zu der Zeit geschrieben worden, zu der ich mich entschieden habe, mich hier zu registrieren, nachdem ich vorher lange Zeit passiv mitgelesen hatte. Damals hat mich das angesprochen, aber ich war nicht in der Lage darauf zu antworten, weil ich gerade in einem anderen Forum in große Probleme verwickelt war. Ich habe mir aber erlaubt, im anderen Forum hieraus zu zitieren, dass in die Diskussion beispielsweise Demut, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit eingebracht wurden, die man aus den Geboten ableiten kann und ich mich seither frage, was es für den einzelnen bedeuten kann, wenn ihm vielleicht ein feinfühliger, einfühlender, sensibler Mensch im Internet begegnet. Eine Nacht vorher bin ich in einer Chat Group versumpert, und dort wurde der Song "Diamant" eingebracht und das hat für mich in Kombination so einen Sinn ergeben, dass ich auch den Link dazu angehängt habe. Das mache ich nun hier auch:
http://www.youtube.com/watch?v=x5MhwIK2iYc
Im letzten Juli hatte ich gerade meine letzte große Uni-Prüfung abgeschlossen und habe erstmals in die Community meines Uni-Forums geschaut und wollte dort einfach ein paar Wochen herumblödeln, bis ich wieder die Energie für mein nächstes Projekt (Diplomarbeit) gehabt hätte. Es muss an meiner Erfahrung liegen (ich wollte ja mal Psychotherapeutin werden), dass die Art, wie ich schreibe, rasch dazu führt, dass mir Leute vertrauen, jedenfalls haben mich sehr rasch verschiedene Leute in privaten Nachrichten angeschrieben, da war der Student, der gerade von zu Hause geflüchtet war und dann eine Psychotherapie begonnen hat, die Studentin, die sich seit ihrer Jugend selbst verletzt, der Berufstätige, der am Ende der Welt hockt um dort für seine Eltern viel Geld zu verdienen und gegen die Panik ankämpfen muss, eigentlich von dort wegzumüssen, weil er die Einsamkeit nicht aushält, der Student, der zu Hause immer das fünfte Rad am Wagen ist, und vor lauter Bemühungen seiner Familie zu gefallen, nun die Frist zur Beendigung des Diplomstudiums verpasst hat etc. Lange Rede, kurzer Sinn, obwohl jeder der Protagonisten sieht, dass er selbst auch mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen hat, haben sie sich in dem Forum ordentlich gegenseitig eingeschenkt, bis die Sache eskaliert ist und sehr viel Hintergrundarbeit notwendig war, um das ganze wieder zu schlichten und die "Verletzten" wieder aufzubauen.
Und da komme ich auf die Aussage von tricky zurück, den ich zitiert habe. Oftmals bemerkt man gar nicht, dass man jemand anderen verletzt, weil man im Internet nicht die Geschichten der einzelnen Leute kennt. Sollte man da nicht innehalten, wenn man merkt, dass ein anderer auf die Worte anders reagiert, als man gedacht hat? Ich erlebe auch hier in einem christlichen Forum, dass dann scheinbar trotzdem darauf weiter herumgeritten wird, bis man sich in einer Spirale befindet, aus der man nicht mehr herausfindet.
Wenn man Menschen nur über die paar Worte kennt, die sie in einem Forum schreiben, sollte man sich dann nicht vorsichtig herantasten und mal ausprobieren, wie der andere reagiert, sollte man da nicht manchmal sein "übliches " Repertoire in der Tasche lassen? Und sollte man nicht aus Vernunftgründen manchmal einfach Dinge überlesen, die ein anderer schreibt und nicht immer darum kämpfen, das letzte Wort haben zu müssen? Muss man auf jede Provokation mit einer Gegenprovokation antworten?
Darüber würde ich gerne diskutieren, aber da ich bis 30.11. mein Studium beendet haben muss, mache ich jetzt vorläufig wieder mit meiner DA weiter.