"Werke aus dem Glauben" vs "Werksgerechtigkeit"

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, jeder Christ hat schon mal eine Phase durchgemacht, in der er sich fragt, ob er für den Himmel gut genug, heilig genug, passend genug ist.

    Oft wird eine solche Phase von solchen Gedanken begleitet wie "was muss ich noch alles in mir ändern?"...

    E.White schrieb, dass man der Heiligung mit praktischen Bemühungen nachstreben soll: keine Werke tun, die Gott nicht ehren, keine Sünden begehen, viel Zeit im Gebet verbringen, sein Ich absterben lassen, Selbstsucht in sich entfernen... Hat man diese Menge an schlechten Eigenschaften aus sich selbst beseitigt, kann Gott erst richtig anfangen, an dem Menschen durch Seinen Geist zu arbeiten und die entstandene Leere mit seinen göttlichen Impulsen und Intentionen zu befüllen.

    Was bedeutet "Werke aus dem Glauben" und worin besteht der Unterschied zu der "Werksgerechtigkeit"?

    Ich habe mir oft die Frage gestellt: was kommt zuerst, der Wille oder der Gehorsam?

    Wenn der Wille zuerst kommt, "wieviel" Wille muss da sein, damit daraus ein entsprechender Gehorsam entstehen kann? Und wenn der Wille nicht zunimmt, woran liegt das? Muss man dazu irgendetwas "leisten"? Der Wille hat bekanntlich viel mit Liebe zu tun. Wie kann man lernen zu lieben? Muss man dafür etwas tun?

    Wenn aber der Gehorsam und die Bereitwilligkeit etwas zu tun zuerst kommen, wieviel Gehorsam und Bereitwilligkeit werden verlangt? Und wäre das nicht eine Werksgerechtigkeit?

    Die zentralen Fragen, die dabei entstehen, sind:

    - Machen (müssen) wir alles nur dann, weil wir es wirklich wollen? Oder fühlen wir eine gewisse Verpflichtung etwas zu tun, obwohl wir nicht immer die Lust dazu haben? Hat ein Werk aus der reinen Verpflichtung heraus (ohne es zu wollen) überhaupt einen Wert oder ein Zeichen des echten Gehorsams, der echten Heiligkeit?

    - Wo ist der Unterschied zwischen einem Werk, welches aus dem Glauben geschieht, und einem Werk, welches man als Werksgerechtigkeit nennen kann? Zählt ein Bemühen, missionieren zu gehen überhaupt etwas, wenn man nicht das nötige Empfingen hat?

    - Wenn aber die Bereitwilligkeit und der Gehorsam (selbst gegen den momentanen Willen) Vorrang haben, wieviel Bereitwilligkeit und Gehorsam werden verlangt, damit es für die Heiligkeit ausreicht?


    Diese und viele ähnliche Fragen stelle ich mir schon seit langer Zeit, wenn ich mich selbst anschaue bzw. viele Menschen um mich herum, und einen Vergleich zu der Zeit der Aposteln aufstelle, wo sie sehr viel für Gott gemacht haben. Sind wir vor Gott gut genug, wenn wir aus unserem Empfinden heraus "nicht viel genug" für Gott tun? Ich habe oft das Gefühl, ich wäre vor Gott nicht gut genug, weil ich immer empfinde, noch mehr (sehr oft gegen meinen Willen) machen zu müssen, um gut genug zu werden. Habt ihr das wahrscheinlich auch schon mal erlebt?

    Bin auf eure Antworten zu diesem Thema sehr gespannt!

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)

  • Nun das Ideal ist gute Werke und das Halten der Gebote sind praktisches Resultat unserer Liebe zu Jesus.

    Werksgerechtigkeit bedeutet: Gute Werke und das Halten der Gebote werden getan nicht aus Liebe sondern um Gerechtigkeit und Erlösung zu erlangen. Sie sind dann nicht praktische Liebe sondern Mittel zum Zweck.

    Praktisches Beispiel: Jeder der verliebt ist wird merken, das er manches tut oder sich verändert, weil er die Person liebt. Er tut es aber (jedenfalls sollte es so sein) nicht um sich die Liebe des anderen zu "erkaufen" sondern eben als Ausdruck dieser Liebe. So ist dann umgekehrt auch behauptete Liebe die sich nur durch verbale Bekundungen manifestiert nur Blabla. Echte Liebe hat Auswirkungen. Aber diese dürfen nicht Mittel sein um die Liebe zu erkaufen, dann ist nämlich das genauso lieblos wie rein nur behauptete Liebe.

  • ... der obigen Erklärung würde ich mir erlauben hinzuzufügen, dass die Liebe zu Jesus auch "gelernt sein möchte." Das bedeutet, dass ich zu meinem Erlöser eine Beziehung aufbauen muss und das geschieht praktisch in dem ich mit Ihm im enden Kontakt bleibe und zwar im Gebet, Bibelstudium u. Ä.

    Viele Grüße,
    h264

  • Lieber Jakob

    Wenn ich im völligen Vertrauen zu Jesus komme und ihn um Vergebung meiner Schuld bitte, dann überkleidet er mich mit dem Kleid seiner eigenen Gerechtigkeit. Ich steh dann vor Gott so sündlos wie Jesus da und bin bereit für das ewige Leben. Alle meine Schuld, auch alles Zu-Kurz-Kommen und Das-Ziel-Nicht-Erreichen hat ER von mir genommen.

    Heiligung hat damit zu tun, dass ich im Leben je nach Wachstum meiner Erkenntnis dem Bilde Jesu immer ähnlicher werde. Der Prozess ist bei jedem Menschen anders, da jeder andere Fehler und Erkenntnis hat. Das hat aber nichts mit meiner Bereitschaft für den Himmel zu tun. Vielleicht etwas mit der Bereitschaft für den Dienst auf der Erde. Für dem Himmel bereit bin ich, wenn ich das Kleid der Gerechtigkeit Jesu trage. Und das ist ausschließlich ein Geschenk.

    Ich glaube auch, dass wir an der "Heiligkeit" ein ganzes Leben lang arbeiten müssen, aber das von Gott verlangte Maß doch nie erreichen können. Die Motivation für unsere Arbeit sollte aber nicht "der Himmel" sein. Den haben wir ja sicher, solange wir nicht von Jesus abfallen. Sondern die Motivation ist ausschließlich die Dankbarkeit. Jesus tat am Kreuz alles für mich. Wie antworte ich auf seine Liebe?

    Die Werksgerechtigkeit dagegen fragt sich fortwährend: Womit kann ich mir seine Liebe und sein Wohlwollen verdienen?

    LGv benSalomo,

  • Ich glaube, jeder Christ hat schon mal eine Phase durchgemacht, in der er sich fragt, ob er für den Himmel gut genug, heilig genug, passend genug ist.

    Hm, ich habe diese Phase noch nicht durchgemacht ;) Vielleicht, weil ich als STA Kind immer die Erlösung aus Gnade und Liebe eingetrichtert bekommen habe? Jedenfalls ist DAS einer der wenigen Punkte meines Glaubens, an denen ich nicht zweifel.

    Oft wird eine solche Phase von solchen Gedanken begleitet wie "was muss ich noch alles in mir ändern?"...

    - Machen (müssen) wir alles nur dann, weil wir es wirklich wollen? Oder fühlen wir eine gewisse Verpflichtung etwas zu tun, obwohl wir nicht immer die Lust dazu haben? Hat ein Werk aus der reinen Verpflichtung heraus (ohne es zu wollen) überhaupt einen Wert oder ein Zeichen des echten Gehorsams, der echten Heiligkeit?

    Genau das ist dann Werksgerechtigkeit ! Wenn ich etwas tue, nur weil ich es "muss" oder es nur verstandsmäßig begreife nicht aber mit dem Herzen, dann ist es nicht unbedingt schlecht, weil besser man tut etwas Gutes mit der falschen Einstellung, als etwas Schlechtes, aber es bringt dem eigenen Glauben nichts.

    Wenn ich mich aus Pflichtgefühl jeden Tag eine Stunde zum Bibel lesen und Beten zwinge dann bringt es mir GAR NICHTS. Dann kann ich es auch sein lassen. In solchen Momenten kann ein einfaches kurzes Gebet aus dem Herzen heraus viel mehr Kraft haben als das ganze Abmühen nur um irgendeinem Ideal gerecht zu werden !


    Zu dem Thema würde ich das Hohe Lied der Liebe aus Kor.13 empfehlen :"
    Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze. "
    Wenn ich nun alle meine Habe den Armen gebe, dann ist das super, denn ich tue dem Armen etwas Gutes, Gott gebraucht mich. Noch besser, wenn ich mein Leben hin gebe für jemand anderes. Wenn ich also jemandem etwas Gutes tue - egal mit welcher Einstellung - dann wird zumindest der, der das Gute empfängt von Gott durch mich gesegnet. Aber MIR wird es nichts nützen, ich tue etwas aber bleibe innerlich leer. Wenn ich aus Zwang und nicht aus Liebe handel, dann kann ich Gottes Segnungen nicht empfangen, nicht im Glauben wachsen und keine Frucht bringen.


    Meine Werke sollten eine natürliche Antwort auf Gottes Liebe sein. Einfach weil Gott mir so wichtig ist will ich dies oder das tun. Wenn ich es nicht tun WILL stimmt etwas in meiner Beziehung zu IHM nicht.

    Natürlich ist das nicht immer so einfach. Manchmal tut man etwas ein wenig aus Pflichtgefühl und ein wenig aus Liebe und dann verschwimmt alles. Ich glaube man sollte beständig um die richtige Einstellung beten, sich selbst immer hinterfragen und manchmal einfach mit dem aufhören, was nur erzwungen erscheint. Ich glaube, wenn man ein Problem mit der richtigen Einstellung hat, ist es auch gut, sich mehr mit Gottes Liebe zu beschäftigen, denn ein falsches Verständnis von Gottes Liebe zu uns ist doch meist der Grund für alle Glaubensprobleme und Zweifel !

    E.White schrieb, dass man der Heiligung mit praktischen Bemühungen nachstreben soll: keine Werke tun, die Gott nicht ehren, keine Sünden begehen, viel Zeit im Gebet verbringen, sein Ich absterben lassen, Selbstsucht in sich entfernen... Hat man diese Menge an schlechten Eigenschaften aus sich selbst beseitigt, kann Gott erst richtig anfangen, an dem Menschen durch Seinen Geist zu arbeiten und die entstandene Leere mit seinen göttlichen Impulsen und Intentionen zu befüllen.

    Also dem stimme ich so nicht zu, denn diese ganzen Dinge wie die schlechten Werke zu überwinden, das Ich absterben zu lassen kann ich gar nicht aus mir alleine heraus, sondern nur mit und durch Gottes Geist und Wirken in mir. Gott schafft den neuen Menschen in mir, nicht ich selbst. Ich muss dafür auch nicht erst gut genug werden. Am Anfang steht EINE Entscheidung und wenn ich die für Gott getroffen habe, dann WIRD sein Liebe mich verwandeln und mir helfen, dem Bösen zu widerstehen. Ich würde also obiges Zitat gerne umdrehen: Erst wenn Gott richtig anfängt, in den Menschen durch sein Geist zu wirken, dann kann ich die Werke tun, die Gott ehren, viel beten und das Ich absterben lassen (...) !

    Ich habe mir oft die Frage gestellt: was kommt zuerst, der Wille oder der Gehorsam?

    Zuerst kommt die Entscheidung für Gott, also der Wille und dadurch gibt Gottes Geist mir die Kraft dem Bösen zu widerstehen, also gehorsam zu sein!

    Wenn der Wille zuerst kommt, "wieviel" Wille muss da sein, damit daraus ein entsprechender Gehorsam entstehen kann? Und wenn der Wille nicht zunimmt, woran liegt das? Muss man dazu irgendetwas "leisten"? Der Wille hat bekanntlich viel mit Liebe zu tun. Wie kann man lernen zu lieben? Muss man dafür etwas tun?

    Also wenn man sagt Wille = die eine Entscheidung für Gott (und Empfang des Heiligen Geistes ) dann ist schon alles da, was ich brauche und selber leisten muss. Meine Aufgabe ist es dann, im Wort nach Gott zu suchen und durchs Gebet mit ehrlichem Herzen. Da reichen 5min am Tag ein kurzes Gebet am Tag (z.B. Bitte um die Führung des Heiligen Geistes und das Gott hilft, den alten Menschen zu erneuern und das man begreift, wie groß Gottes Liebe ist) alles andere wird dann einfach automatisch kommen: Der Wunsch nach Gottes Wort in der Bibel und der Wunsch nach guten Werke. Wenn das nicht automatisch passiert, dann muss ich an der Basis arbeiten, also meinem Verständnis der Liebe Gottes.

    Natürlich gibt es immer Hochs und Tiefs aber ein Leben im Geist bedeutet, wenn ich mich Gott öffne und ihn ehrlich bitte, dann werde ich verändert und die Veränderung positiv spüren - das ist Gottes Zusage: Wer anklopft, dem wird aufgetan!

    Wenn aber der Gehorsam und die Bereitwilligkeit etwas zu tun zuerst kommen, wieviel Gehorsam und Bereitwilligkeit werden verlangt? Und wäre das nicht eine Werksgerechtigkeit?

    Galater 22:
    19 Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, 20 Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, 21 Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. 22Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. 23Wider solche ist das Gesetz nicht.

    Ungehorsam ist also eine Frucht des Fleisches und Gehorsam eine Frucht des Geistes. Wenn Gott in uns zu wirken beginnt, dann ist da erst der Same - Gottes Wort - und dieses Pflänzchen wächst dann und bringt irgendwann Frucht. Erst der Same, dann das Wachsen - dann die Frucht ! Wie kann da der Gehorsam am Anfang stehen, wo ich noch "fleischlich" bin ? Also erst die Entscheidung für Gott, dann Gottes Geist der die Bereitwilligkeit zum Guten in mir schafft und mir Kraft dafür gibt und dann die guten Werke - die Früchte !

    Natürlich kann Gott immer besser in uns wirken um so mehr wir ihm Raum geben , um so mehr Frucht wir bringen und um so mehr unser Verständnis wächst.

    - Wo ist der Unterschied zwischen einem Werk, welches aus dem Glauben geschieht, und einem Werk, welches man als Werksgerechtigkeit nennen kann? Zählt ein Bemühen, missionieren zu gehen überhaupt etwas, wenn man nicht das nötige Empfingen hat?

    Der Unterschied ist klar: Ein gutes Werk aus Werksgerechtigkeit bringt dem etwas, der das Gute Werk empfängt, durch ein gutes Werk aus Liebe heraus kann ich Gottes Segnungen, Heilung, Erfüllung, Zufriedenheit , Liebe etc. in meinem Inneren und Äußeren empfangen !



    - Wenn aber die Bereitwilligkeit und der Gehorsam (selbst gegen den momentanen Willen) Vorrang haben, wieviel Bereitwilligkeit und Gehorsam werden verlangt, damit es für die Heiligkeit ausreicht?

    Es wird nichts verlangt, alles was für deine Heiligkeit getan werden muss, hat Jesus am Kreuz getan und du kannst dieses Geschenk annehmen und dich durch Gottes Liebe zum Guten verändern lassen.

  • Diese und viele ähnliche Fragen stelle ich mir schon seit langer Zeit, wenn ich mich selbst anschaue bzw. viele Menschen um mich herum, und einen Vergleich zu der Zeit der Aposteln aufstelle, wo sie sehr viel für Gott gemacht haben. Sind wir vor Gott gut genug, wenn wir aus unserem Empfinden heraus "nicht viel genug" für Gott tun? Ich habe oft das Gefühl, ich wäre vor Gott nicht gut genug, weil ich immer empfinde, noch mehr (sehr oft gegen meinen Willen) machen zu müssen, um gut genug zu werden. Habt ihr das wahrscheinlich auch schon mal erlebt?

    Dieses Zitat hat mich sehr traurig gemacht und ich wünschte, ich könnte dir jetzt eine Umarmung verpassen :) DU musst doch nicht gut genug sein! Du stehst heilig und rein im Geist vor Gott denn Jesu Blut hat alles von dir abgewaschen! Wenn du das bejahst und dein Herz öffnest, dann machst du alles richtig, auch wenn du Fehler machst. Gott ist für alle Sünden gestorben, Dein Part ist nur, dir klar zu machen, dass du ohne ihn nichts bist, dass du ihn brauchst und seine Vergebung. Gott rechnet dir deine Schuld nicht an ! Für ihn bist du perfekt, so wie du bist einfach weil du sein Kind bist !

    Es ist also nicht entscheidend, was du tust, sondern wer du bist ! Bist du sein Kind ? Hast du Gott lieb? Hast du Jesu Vergebung angenommen ? Herzlichen Glückwunsch und willkommen in der Familie der Heiligen :)

    Bin auf eure Antworten zu diesem Thema sehr gespannt!

    Ich auf deine auch ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jakob, ich kenne deine Fragen und kann sie gut verstehen. Als Christ sollte man sie sich auf jedenfall mal selbst gestellt haben, um zu begreifen, wie Gottes Gnade "funktioniert". Dazu möchte ich eigentlich nur ein paar Gedanken äußern, die mir diesbezüglich sehr geholfen haben.

    1. Das Gesetz kann nicht als Mittel zur Erlösung funktionieren. Das Gesetz überführt dich nur deiner Sünde. Ich denke, diese Gedanken sind dir alle bekannt. Bildlich beschreibe ich es so, dass du bei Gott keine "Pluspunkte" sammeln kannst, um deinen negativen Punktestand (Sünden) auszugleichen, damit du irgendwann bei null oder positiven Stand gut genug bist, um gerettet zu werden. Biblisch begründet seh ich das in folgenden Versen:

    Zitat

    Röm 4,2 Das sagen wir: Ist Abraham durch Werke gerecht, so kann er sich wohl rühmen, aber nicht vor Gott.
    Röm 4,4 Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht.

    "Gute Werke" sind bei Gott normal (=Pflicht) und unsere eigentliche Bestimmung. Es sind keine Pluspunkte zum ausgleichen von Minuspunkten (Sünden), sondern der Standard bzw. Normalzustand. Deshalb ist meiner Meinung nach eine Rechtfertigung aus Werken schon prinzipiell nicht möglich. Es bleibt also nur Gottes Gnade übrig, um gerechtfertigt (oder besser: um Schuldlos gesprochen) zu werden.

    2. Es ist folglich ALLEIN Gottes Gnade, die uns ewiges Leben verleiht. Ich denke, deine Fragen zielen daher darauf hinaus, wie man aus dieser Gnade fallen kann. Du hast hoffentlich Jesus als deinen Erlöser und Erretter angenommen, und damit auch Gottes Gnade. Ich habe durch die Lektion über den Galater sehr viel lernen können. Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse war, dass es nicht unser "Glaube" ist der uns errettet, sondern Jesu "Glaube". Man kann in diesen Fall "Glaube" auch mit "Treue" übersetzen. Folglich ist es nicht unsere "Treue" die uns rettet, sondern Jesu "Treue" zu uns! Du und ich glauben an die Treue Jesu Chrsti (genetiv!).

    3. Es kommt jedoch immer wieder vor, das genau dieser Glaube erschüttert wird mit so "Standardfragen" wie zum Beispiel: "Bin ich gut genug?", "Bin ich treu genug?", "Bin ich gehorsam genug?" usw. usw... Ich denke, diese Fragen haben durchaus auch einen Sinn und sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist einfach unser Gewissen, was zu uns spricht und zeigt, dass wir uns vor Gott nicht für "gut genug" halten. Ein wichtiger Punkt dabei ist, zu unterscheiden ob dies nun "ehrliche Demut" oder "krankhafte Demut" ist. Jesus beschreibt bei der Teilung der Schafe von den Böcken eine Gruppe mit dieser "ehrlichen Demut" in Matthäus 25,31ff. Die zur Rechten (Erlösten) stellen auch eine ganze Reihe von Fragen - scheinbar sind sie sich ihrer Errettung garnicht bewusst, oder wieso stellen sie diese in Frage dadurch? Im Buch "Jesus von Nazareth" (Seite 471) von Ellen White werden die Lebenseinstellungen beider Gruppen wirklich sehr gut auf den Punkt gebracht:

    Zitat

    Die Menschen zur Rechten des Richters sind sich keines Verdienstes, die zur Linken keiner Schuld bewußt.

    Ich finde diesen Satz sehr nachdenkenswert. Wenn man sich keines "Verdienstes" bewußt ist, bleibt eigentlich nur der Glaube an Jesu Treue bzw. Gnade übrig. Wer sich jedoch keiner Schuld bewußt, meint ein natürliches Anrecht auf ewiges Leben durch seine eigenen guten Werke "erkämpft" zu haben.

    4. Du fragst nach dem "wieviel" und dem "Wert" deines Glaubens bzw. der Werke. Ich kann dazu nur sagen, das man prinzipiell IMMER ZU WENIG tut und glaubt. Gott legt an uns einen absoluten quantitativen und qualitativen Maßstab an uns Menschen an, den wir als Sünder an sich nicht standhalten können. Ich glaube daher, dass es nicht um "wieviel" Jesus geht, sondern um Jesus "JA oder NEIN". Alles andere würde meiner Meinung nach nicht funktionieren, in bezug auf unser ewiges Heil. Wenn ich zu Jesus JA sage, erübrigt sich die Frage nach dem "wieviel" - weil eigentlich sollte man dann " immer alles" geben wollen. Viele machen jetzt aber den Fehler und schließen von den "viel zu wenigen" guten Werken des ANDEREN auf SEINEN Glauben zurück. Davor sollten wir uns hüten. Wir können uns nur SELBST prüfen- und das auch nur sehr unvollständig! All diese Überlegungen führen mich eigentlich immer nur zu Gottes Gnade. Es gibt wirklich keinen anderen Weg, als durch sie ewiges Leben zu erlangen.

    5. Schon in Punkt 2 habe ich es kurz angrissen: Wie kann man aus dieser Gnade "herrausfallen"? Ich denke, das kann auf sehr individuelle weise geschehen. Die Bibel unterscheidet zwischen "vorsätzlichen" Sündigen und "versehentlichen" Sündigen. Alleine über diese beiden Dinge nachzudenken ist sehr spannend und wichtig. Fakt ist jedoch, dass es im AT keine Opfer (und damit Vergebung) für Sünden gab, die nicht bereut wurden. Ich denke mir, dass es schon möglich war "absichtlich" gegen Gott zu sündigen, und dann dennoch Vergebung zuerlangen, wenn man EHRLICH bereut und Buße tut. Dies schenkt einen aber wiederum nur Gott, und auch die Zeit, die einen bis zu dieser Erkenntnis gegeben wird, liegt in Gottes Hand. Was jedoch überhaupt nicht funktioniert ist Vergebung ohne Reue. Buße (die Umkehr) fußt eigentlich auf der Reue. Ich denke daher, das man aus Gottes Gnade heraus fällt, wenn man sich bewusst gegen Gott stellt. Wir als Menschen meinen zu wissen, dass es hier ein Grauzone gibt, deshalb ja deine Fragen nach dem "wieviel" (Quantität) und dem "Wert" (Qualität). Wir haben in der Bibel ein breites Spektrum: Vom Schächer am Kreuz, der ewiges Leben bekommt, bis zu (scheinbar?) Gläubigen, die in in Jesu Namen viele Wunder taten und seinen Namen anriefen - und trotzdem nicht gerettet werden. Wie will man sowas aus der menschlicher Persepktive "objektiv" beurteilen hinsichtlich Qualität und Quantität? Auch hier lande ich wieder nur bei Gottes Gnade, die aber nicht willkürlich ist, sondern es eigentlich uns überlässt: Jesus, unser Lösegeld - JA oder NEIN?

    Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

    Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!

    Einmal editiert, zuletzt von Bemo (1. Januar 2012 um 12:44)

  • Ich wage mal eine provokative Aussage:

    Sind wir vor Gott gut genug, tun wir genug? Nein. Für uns alle gilt ausnahmslos: Setzen, 6 und durchgefallen.

    Aber: Es ist kaum zu glauben aber doch war. Alles was wir nicht konnten hat Jesus für uns getan und Gott rechnet es uns an, wenn wir an Jesus glauben, ihm nachfolgen und Jesu Tat und Verdienst für uns in Anspruch nehmen.

    Wenn wir das tun ist es schnurzegal das wir mit dem was wir tun und wie wir sind vor Gott kläglich gescheitert sind.

  • Lieber Jacob, ein Tipp von mir:

    Lass Dich heiligen- von GOTT, deinem himmlischen Vater und versuche es nicht (krampfhaft!) selbst!

    Folgendes Gebet hat mir dabei sehr geholfen:

    "Lieber himmlischer Vater, bitte segne auch am heutigen Tag mein Tun- und Lassen, mein Reden und Schweigen- lass heute DEINEN Willen in meinem Leben geschehen und führe mich an der Versuchung vorbei"


    es hat mir über all die Jahre sehr geholfen...


    und auch bei Dir, wirst Du sehen:

    ES WIRKT!!

    Gruss