Substitutionstheologie - kritischer Blick

    • Offizieller Beitrag

    In diesem Thread können wir über die Substitutionstheologie (Ersetzungstheologie) diskutieren, die unter anderem in der Adventgemeinde weit verbreitet ist.

    Es ist oft so, dass wenn jemand die Meinung vertritt, dass die dispensationalistische Theorie über Israel falsch ist, er ein Anhänger der Substitutionstheologie sein muss - so denken oft die Dispensationalisten.

    Substitutionstheologie besagt kurz gesagt, dass Israel durch die Gemeinde ersetzt wurde. Mit anderen Worten, ist die Gemeinde das neue, geistige Israel. Das alte Israel wurde damit verworfen.

    Viele adventistische Theologen haben hier eine andere Sicht. Ich persönlich glaube auch nicht, dass die Substitutionstheologie richtig ist. Gleich wie Jacques Doukhan im Buch "Israels Rolle in der Heilsgeschichte" beschreibt, denke ich, dass:

    1) Israel immer geistlich verstanden werden sollte. Die fleischlichen Israeliten galten zwar dem Buchstaben nach als Israeliten, waren aber nicht die geistigen Israeliten. Für Gott spielte nur die geistige Zugehörigkeit eine Rolle - das sind die wahren Israeliten.

    2) Beim Auszug aus Ägypten Israel aus mehreren Nationen bestand.

    3) Israel niemals verworfen wurde und schon immer existiert hat. Die Aposteln waren die führenden Persönlichkeiten des Israels im Neuen Bund.

    4) Die Nationen haben sich dem Israel angeschlossen.

    Heute spielt genau so wie zur Zeit Jesu oder noch früher die fleischliche Zugehörigkeit zum Volk Israel keine Rolle. Alle gläubige Menschen aus jeder Nationen bilden das wahre Israel.

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)

  • Der Begriff "Substitionstheologie" stammt aus der dispensationalistischen Theologie. In der deutschen Sprache hat man daraus "Ersatztheologie" gemacht, was zwar sprachlich richtig ist, aber vom Sinn her total abwertend klingt. Also als billiger Ersatz für etwas Echtes und Gutes.

    Das, was die dispensationalistische (Israel-) Theologie aber als das Echte anbietet, ist nichts Anderes als eine simple Pharisäer-Theologie: Das politische, menschliche, oft von Gott abgefallene Volk Israel ist Gottes Volk. Und die Weissagungen des AT sagen, dass es unter der Führung des Messias zur Weltherrschaft geführt wird. Von dieser Theologie und ihren Vertretern sagt Jesus:" Ihr irret und wisset die Schrift nicht"

    Am anderen Ende steht Augustinus, der auf der anderen Seite den gleichen Fehler beging und an die Stelle des politischen Israel die damals entstehende römische Kirche setzte. Diese Übertragung auf eine nach Weltherrschaft strebende Kirche ist tatsächlich nichts weiter als eine Ersatz-Theologie und genau so falsch wie die Pharisäer-Theologie.

    Ich denke, beide Theologien sind Grund falsch.

    In meinen Augen richtig ist, wenn man an Stelle des hebräischen Wortes "Israel" die deutsche Übersetzung nimmt. Diese lautet "Überwinder". Dann macht der Begriff nämlich sowohl im AT als auch im NT Sinn. Nicht der abgöttische Israetiter Ahab ist ein Mann Gottes, sondern ein x-beliebiger Überwinder, wie vielleicht die Heidin Ruth oder die ehemalige Mondpriesterin Rahab von Jericho, die beide zu den Stammmüttern Jesu gehören. Ein wahrer Israeliter ist ein Überwinder. In der Offenbarung heißen sie: "die Überwunden haben durch des Lammes Blut." Nur solche werden einmal Bürger des Reiches Gottes sein und die Neue Erde erleben. Die Gemeinde Gottes im AT und NT setzt sich ausschließlich aus erlösten Überwindern zusammen.

    Aber die neuzeitliche dispensationalistische Theologie braucht die leiblichen Israeliter (die es überhaupt nicht mehr gibt, nur noch Nachkommen von Juda und Bejamin) als eine wichtige Stütze für ihr theologisches Lehrgebäude.

    Liebe Grüße von benSalomo

    Einmal editiert, zuletzt von HeimoW (29. Dezember 2011 um 09:54)