Konnte Jesus unwissentlich sündigen?

  • Ich habe mir diese Frage gestellt weil ich schon des öfteren mit solchen Situationen konfrontiert worden bin, wo ich unwissentlich etwas falsches gemacht hatte. Aber fangen wir von ganz vorne an.

    Entwicklung eines Kindes:
    Jedes Kind wird ohne Wissensstand geboren. Die Kinder werden dann mit der Zeit größer und nehmen immer mehr Wissen in sich auf. Trotzdem machen sie oft Fehler, sündigen ohne, dass sie es wissen. Sie rebellieren gegen die Eltern, sie lügen, sie beneiden, usw. Sie tun das hin und wieder ohne, dass es ihnen unbedingt bewusst ist, dass das falsch ist. Dann desto älter sie werden, desto besser verstehen sie das und dann können sie sich entscheiden, ob sie das Gute oder das Böse tun. Ab diesem Moment können sie wissentlich sündigen oder nicht sündigen. Die Frage, die ich mir hier stelle ist, wenn Jesus genauso Mensch war wie wir und diese Entwicklungsphase auch durchmachte, war es dann nicht vielleicht möglich, dass er aus Unwissenheit etwas falsch gemacht hatte?

    Erfahrungen im Leben:
    Zusätzlich hört diese Gefahr in unserem Leben nie auf. Wir werden nie die volle Erkenntnis von allem haben und können dadurch unwissentlich Fehler machen. Ob das jetzt bei unserer Arbeit oder bei unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ist. Ich bin Elektriker. Auf der Arbeit reden sie fast alle französisch und ich verstehe nicht immer alles. Dadurch habe ich einen Arbeitskollegen mal falsch verstanden. Ich habe etwas auf der Arbeit nicht so gemacht wie alle anderen es machen. Funktionsmäßig war es kein schlimmer Fehler, jedoch sollte man das vermeiden. Da habe ich unwissentlich etwas falsch gemacht. Dann dachte ich, dass mein Arbeistkollege zu mir sagte, dass er mir das gezeigt hätte. Ich habe ihn jedoch falsch verstanden. In Wirklichkeit sagte er zur mir, dass er mir das nicht gezeigt hätte. Ich habe jedoch den anderen Arbeistkollegen gesagt, er hätte mir das gezeigt und dadurch habe ich unwissentlich gelogen. Dieser Arbeistkollege hat sich dadurch von mir verletzt gefühlt und ich stand als großer Lügner da. Ganz ehrlich Leute, sowas kann jedem Menschen passieren egal wie vollkommen sein Charakter gewesen wäre. Mein pensionierte Prediger ging sogar einmal am Freitagabend einkaufen weil er im Urlaub war und felsenfest der Überzeugung war, dass es Donnerstagabend wäre anstatt Sabbatanfang. Ihr kennt bestimmt da noch unzählige Beispiele wo euch ähnliches passiert ist und wo ich denke, dass das immer so bleiben würde egal wie vollkommen unser Charakter ist.

    Jesu Leben:
    In der Bibel steht, dass Jesus uns gleich war (Hebräer 2:17), dass er auch einen vollkommenen Charkter entwickeln musste, da er den Gehorsam gelernt hatte ( Hebräer 5:8 ) und dass er als Mensch nicht alles wusste (Markus 13:32). Jetzt stelle ich mir die Frage, ob Jesus in seinem menschlichen Zustand nicht auch unwissentlich sündigen konnte, da er auch in seinem Kenntnisstand begrenzt war.

    Fragen:
    Weiter könnte man jetzt aus diesem Thema andere Fragen stellen. Wie weit hat unser vollkommener Charakter, den wir entwickeln sollten, mit dem unwissentlichen Sündigen zu tun? Berücksichtigt Gott das und rechnet es uns nicht als Sünde zu solange das uns unbewusst ist? Wird sich diese Tatsache im Himmel wirklich ändern? Auch die Engel, genauso wie wir es sind, hat Gott entwicklungsfähig erschaffen d.h. nicht allwissend. In solch einem Zustand wird es immer möglich sein unwissentlich zu sündigen. Luzifer ist das ja am Anfang passiert. Aus Unwissenheit hat er Fragen gestellt und erst im Nachhinein hat er willentlich, trotz besserer Erkenntnis, gegen Gott rebelliert. Im Garten Eden hat Gott den Menschen entwicklungsfähig geschaffen. Konnte dadurch der Mensch im Paradies unwissentlich sündigen? Wenn Ja, wie wäre Gott damit umgegangen? Das lässt sich natürlich auch auf den Himmel übertragen wo wir durch Ellen White helleres Licht von Satans unwissentliche Sünde zur wissentliche Sünde lesen können und wie Gott damit umgegangen ist. Wie sieht es mit den Opfern im AT aus? Die Sünd -und Schuldopfer wurden nur für unwissentliche Sünden gebraucht und nie für wissentliche. Inwieweit müssen wir unser Verständnis von diesen alttestamentarischen Opfern revidieren wenn es darum geht, einen vollkommenen Charakter auf Erden genauso wie im Himmel zu haben, obwohl die Möglichkeit immer bestehen bleibt, dass wir unwissentlich sündigen können? Inwieweit können wir dann diese Opfer auf das Leben Jesu und unser vorbildliches christliches Leben übertragen?

    Hauptfrage:
    Wenn Jesus als Mensch genau mit den gleichen Problemen konfrontiert war, wie konnte Gott sein Leben dann als vollkommen heilig ansehen? Haben wir vielleicht ein falsches Verständnis von Vollkommenheit als Gott es hat?

    Ich weiß, es sind viele Fragen. In erster Linie würde ich jedoch am Liebsten über Jesu Leben und Menschsein reden und wenn man das geklärt hat, kann man sich auch besser mit den anderen Fragen beschäftigen. Danke für eure Gedankengänge. :)

  • Nein das konnte er nicht.

    Nur WEIL Jesus vollkommen rein und sündlos für uns starb, kann sein Opfer die Sünden der gesamten Menschheit ausgleichen.Gerade dies macht sein Opfer ja so einzigartig.

  • Nein, weil er immer mit Gott seinen Vater verbunden war.
    Wenn wir in Christus sind und bleiben sündigen wir auch nicht, den Christus läßt uns erkennen bzw. läßt uns das richtige tun, nur wenn wir uns von ihn wegbegeben weil wir noch Schwächen haben, die holen uns dann ein und wir sündigen, den Satan verführt uns in unseren Schwächen und in all dem was uns noch in der Welt lieb ist.

  • ingeli kannst du bitte deinen Gedankengang auch auf die Praxis umsetzen. Das Beispiel von meiner Arbeit. Wie hätte Gott mir da konkret zeigen können, dass ich unwissentlich gelogen habe weil ich meinen Arbeistkollegen wegen der Sprache falsch verstanden habe? Wenn ich eine stärkere Beziehung zu Gott gehabt hätte, könnte ich dadurch die Sprachen besser verstehen und mir wäre sowas nicht passiert? Würde Gott mir durch eine tiefere Beziehung zu Ihm zeigen wie man eine elektrische Anlage in Übereinstimmung zu den anderen anschließen soll? Wie sieht das konkret aus? Wenn man nur fest daran glaubt, macht man dann keine Gedankenfehler mehr? Wird man dann zu einem Mathe -und Logikgenie?

    Und dann wieder die Frage, wie hat das konkret in der Praxis im Leben Jesu ausgeschaut?

    • Offizieller Beitrag

    Jonajim

    Zitat

    Das Beispiel von meiner Arbeit. Wie hätte Gott mir da konkret zeigen können, dass ich unwissentlich gelogen habe weil ich meinen Arbeistkollegen wegen der Sprache falsch verstanden habe? Wenn ich eine stärkere Beziehung zu Gott gehabt hätte, könnte ich dadurch die Sprachen besser verstehen und mir wäre sowas nicht passiert? Würde Gott mir durch eine tiefere Beziehung zu Ihm zeigen wie man eine elektrische Anlage in Übereinstimmung zu den anderen anschließen soll? Wie sieht das konkret aus? Wenn man nur fest daran glaubt, macht man dann keine Gedankenfehler mehr? Wird man dann zu einem Mathe -und Logikgenie?

    Das gehört zu der Kategorie des unwissentlichen Sündigens aber bestimmt nicht. Man kann etwas nur dann als Sünde bezeichnen, wenn man im Nachhinein etwas als vor Gott falsch erkennt, was man auch bereut und dafür Buße tut. Soll man vor Gott Buße tun, weil man den Gesprächspartner falsch verstanden hat? Natürlich nicht.


    Zusätzlich möchte ich die Fragen von Jonajim erweitern:

    - War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie in der Bibel beschrieben ist, bereits mit dem Heiligen Geist getauft?

    - War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist ein wiedergeborener Mensch?

    - Hat Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist wissentlich oder unwissentlich gesündigt?

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)

  • Also Jacob, mir tat es schon sehr Leid, dass ich unwissentlich gelogen habe und dadurch den anderen und mich in ein schlechtes Bild gerückt habe. Auf der anderen Seite wüsste ich jedoch nicht wie ich das vermieden hätte. Ziemlich komisches Gefühl in solch einer Situation.

    Zusätzlich Jacob könnte ich dir dann die Frage stellen warum man im AT dann doch ein Tier opfern musste wenn man unwissentlich gesündigt hatte obwohl man es wirklich nicht besser wusste. Man konnte keine wirkliche Reue zeigen weil man es ja nicht besser wusste. Das einzige was einem Leid tun kann, sind die Folgen einer solchen unbewussten Tat. Ist das ein Gedanke wert um die Opfer im AT vielleicht neu zu verstehen?

    Einmal editiert, zuletzt von Jonajim (13. November 2011 um 16:05)

  • Also Jacob, mir tat es schon sehr Leid, dass ich unwissentlich gelogen habe und dadurch den anderen und mich in ein schlechtes Bild gerückt habe. Auf der anderen Seite wüsste ich jedoch nicht wie ich das vermieden hätte. Ziemlich komisches Gefühl in solch einer Situation.

    Gibt es eine unwissentliche Lüge?

    Als Lüge verstehe ich eine Mitteilung, eine Aussage oder Behauptung, von der der Lügner genau weiß oder meint, dass diese Behauptung unwahr ist, aber trotzdem so geäußert wird, dass der Belogene sie glauben oder für Wahr halten muss.

    Es ist zwar weder schön noch ein beruhigendes Gefühl, wenn man mit Unwissenheit oder falsch Verstandenen besonderes den Anderen in eine schiefe Optik rückt. Aber von einer unwissentlichen Sünde zu sprechen, finde ich "übertrieben"


    Zusätzlich Jacob könnte ich dir dann die Frage stellen warum man im AT dann doch ein Tier opfern musste wenn man unwissentlich gesündigt hatte obwohl man es wirklich nicht besser wusste. Man konnte keine wirkliche Reue zeigen weil man es ja nicht besser wusste. Das einzige was einem Leid tun kann, sind die Folgen einer solchen unbewussten Tat. Ist das ein Gedanke wert um die Opfer im AT vielleicht neu zu verstehen?

    Das Opfertier musste gebracht werden, wenn die unwissende Sünde als Sünde offenbar wurde. Wenn diese Sache als Sünde erkannt wurde.

    Wobei mir keine Begebenheit aus der Bibel einfällt, die von unwissentlicher Lüge spricht. Lügen kann man nur bewusst (denke ich)

    ***

  • Jonajim, Kann man eher sagen das es Verständigungsprobleme gegeben hat, als unwissentlich gelogen zu haben.
    Am Ende bist du der große Lügner gewesen, das hast du sicher nicht bewußt gemacht, es war nicht deine Absichst, deine Motivation, aber vielleicht eines, du hast es nicht ganz ernst genommen die Sache und die Kollegen, hättest du dich ganz auf Gott ausgerichtet, dann hättest du dich nach dem gehalten wie es einfach gemacht werden sollte, du sagst es war kein schlimmer Fehler, oky, noch mal gut gegangen. Vielleicht hättest du auch deine Kollegen anders wahrgenommen und der Kollege auch dich.

    Ich sehe das so das eine Ausrichtung auf Gott, eine Verbindung mit ihm uns einen Schutz geben kann, das ich mich nicht auf einen Streit einlasse, das ich mein Gefühl nicht übergehe bzw. einen Impuls, ich soll da noch einmal nachschauen oder prüfen ob das in Ordnung ist.

    Vielleicht haben wir auch ein falsches Gottesbild und bringen immer alles mit Sünde in Verbindung, Gott möchte uns in allen Lebenssituationen helfen, das unser Leben besser gelingt, das wir in kein Unglück rennen, das wir mehr auf ihm in uns hören, als das was wir im Eigenwillen wollen oder was Menschen von uns wollen.

    Ich wäre sicher nicht mehr am Leben hätte ich das getan, was ich wollte und geplant hatte, Gott legte mir ans Herz ich soll zu Hause bleiben und einen Arzt aussuchen, wo ich aber am Vortag die Bestättigung bekommen habe, es sei alles in Ordnung.
    Ich tat es, sagte alles ab und das um 5 Uhr morgens und ging zum Sonntagsdienst und der sagte sofort ins Krankenhaus, zum sterben sind sie noch zu jung, Mein Herz war schon so langsam wie bei einer 90igjähigen.
    Gott möchte das beste für uns, in allen Lagen unseres Lebens, er möchte das wir auch eine gute Kommunikation mit allen Menschen haben.
    Gott möchte auch das wir immer wieder unser sündhaftes erkennen und Christus unseren Erlöser übergeben, der uns befreit und unseren Charakter verändert und ihm immer ähnlicher werden.
    Sind wir im Christus Gottes werden wir das richtige tun, richtig handeln und im rechten Augenblick das richtige sagen.
    Und das war auch das, was wir uns gestern in der Sabbatschule heraus gearbeitet haben, in Christus sein.

    WIr sollen uns aber nicht als Lügner fühlen oder als schlechter Mensch, und uns damit hinab ziehen lassen, Gott weiß um uns, wir können nur daraus lernen und das nächstemal besser machen.

  • Danke ingeli für deinen sehr persönlichen Beitrag.

    Ich wollte lediglich noch sagen, dass ich die Sache schon sehr ernst genommen hatte. Ich war mir sicher, dass dieser Arbeistkollege mir das so gezeigt hat wie ich es dann auch gemacht hatte. Anscheinend war das jedoch nicht der Fall. Das hat nichts mit Ernstheit zu tun sondern ich hatte es anscheinend einfach falsch in Erinnerung.... Oder der andere konnte sich nicht mehr daran erinnern. Naja, ich wollte jedenfalls lieber den Fehler auf mich nehmen weil ich einfach weiß, dass das menschliche Gehirn einem gerne Streiche spielt. Spätestens im Millenium werde ich das sicherlich nachschauen gehen, wie es wirklich war.

  • Jonajim

    Zusätzlich möchte ich die Fragen von Jonajim erweitern:

    - War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie in der Bibel beschrieben ist, bereits mit dem Heiligen Geist getauft?

    - War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist ein wiedergeborener Mensch?

    - Hat Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist wissentlich oder unwissentlich gesündigt?

    ➡️ War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie in der Bibel beschrieben ist, bereits mit dem Heiligen Geist getauft? Nein!

    ➡️ War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist ein wiedergeborener Mensch? Nein! Der sündlose Jesus von Nazareth hatte durch seine Zeugung durch den Heil. Geist den sündlosen Zustand "geerbt" und daher keine Wiedergeburt nötig!

    ➡️ Hat Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist wissentlich oder unwissentlich gesündigt? Nein! Weder noch!

  • "War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist, wie sie in der Bibel beschrieben ist, bereits mit dem Heiligen Geist getauft?"

    -> Der Heilige Geist, durch den Jesus gezeugt wurde, wirkte von Anfang in ihm. Ohne den Heiligen Geist konnte Jesus gar keine Offenbarungen vom Vater empfangen und nicht an Weisheit zunehmen. Die Taufe im Jordan durch Johannes den Täufer hatte Jesus nicht nötig (im Gegensatz zu sündigen Menschen). Doch sie bestätigte durch die Stimme des Vaters aus dem Himmel, dass Jesus der Auserwählte Gottes ist. Zudem empfing Jesus in diesem Augenblick die Kraft und die Vollmacht vom Vater, Wunder und Zeichen zu tun, die er für seine Mission bis zum Kreuzestod ausübte.


    "War Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist ein wiedergeborener Mensch?"

    -> Jesus ist der Anfang der Neuen Schöpfung Gottes. Er hatte keine "Wieder"-Geburt nötig.


    "Hat Jesus vor Seiner Taufe mit dem Heiligen Geist wissentlich oder unwissentlich gesündigt?"

    -> Sünde ist Sünde. Hätte Jesus gesündigt, wäre es ihm von Gott als Sünde angerechnet worden mit der Konsequenz, dass der Erlösungsplan gescheitert und die Menschheit verloren wäre. Aber Jesus war >ohne< Sünde, bis zu seinem Tod und selbstverständlich auch darüber hinaus.

    "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus."