Hallo Baptist,
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Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel wenn ich Du sage (Smiddy) aber ich höre aus Dir sehr viel Überzeugung und Wissen heraus, bist du katholischer Theologiestudent oder schon eingesegneter Pfarrer?
das mit dem Du ist kein Problem. Ich bin aber kein Priester, sondern "nur" Soldat. Viel Überzeugung und Wissen lese ich allerdings bei Euch auch. Auch wenn ich in den Diskussionen schon aus zeitlichen Gründen nicht immer so ganz mithalten kann, will ich mich aber doch gerne bemühen, den vielleicht einen oder anderen "katholischen" Impuls zu geben.
ZitatIch nenne es nicht Tradition sondern Gottes Führung dass die Heilige Schrift nun heute so festgesetzt ist wie sie nunmal allgemein annerkannt ist.Nicht mit einbezogen sind da natürlich die Apokryphen.
Selbstverständlich ist es Gottes Führung. Ich halte den Kanonisierungsprozess der Bibel geradezu für ein Wunder, das Menschenhand unter Gottes Anleitung wirken konnte. Welche Apokryphen meinst Du genau? Ich meine, weil es da ja unterschiedliche Auffassungen gibt.
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Naja das stimmt, aber selten wird mit Rom etwas positives gemeint,vielmehr ist damals der Tarnname für Rom auch Babylon gewesen (1Petr 5,13 Es grüßt euch aus Babylon die Gemeinde, die mit euch auserwählt ist, und mein Sohn Markus.)
Ja, das kam unter den Kirchenvätern schon vor. Damit war das heidnische Rom gemeint, welches Christen verfolgte. Aber Rom insgesamt war damit sicherlich nicht gemeint. Eine generelle Schlechtstellung Roms kann ich nicht erkennen, jedoch eine (verständliche) Empörung über das Anti-Christentum, dass es (auch) im heidnischen Rom gab.
ZitatGegenfrage, glaubt die katholische Kirche an eine buchstäbliche Schöpfung wie sie im 1.Buch Mose zu finden ist mit tatsächlichen 7x24h Tagen? Nein! Es ist sehr viel und schön umschrieben dass in diese Aussagen der Schöpfung auch die Evolution platz hat.
Und wenn es tatsächlich so wäre? Was würde Dir das von Deinem Glauben an Jesus Christus abschneiden? Mir gar nichts. Aber danke, dass Du Dir die Antwort auf die Gegenfrage, die Du mir stellst, schon selber gegeben hast ;-), obwohl ich anders geantwortet hätte. Denn die katholische Kirche bekennt in ihrem Katechismus an Nr. 325 wörtlich, daß Gott "der Schöpfer des Himmels und der Erde" ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa–Konstantinopel verdeutlicht: „der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. Das Glaubensbekenntnis des Vierten Laterankonzils sagt: Gott „schuf am Anfang der Zeit aus nichts zugleich beide Schöpfungen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht“. Die Kirche sagt damit eindeutig, dass die Welt eine Schöpfung Gottes ist. Sie enthält sich zwar einer Aussage über den genau detailierten Ablauf der Dinge, aber sie sieht, dass die Abläufe des Schöpfungsberichtes eine Analogie zur Evolution zeigen. Damit widerspricht sie der Schöpfung aber nicht, sondern entlarvt die Evolution nicht als gedankenlosen Zufalle im Spiel der Naturkräfte, sondern als alleiniges Gotteswerk.
ZitatSehr inkonsequent wenn man Schöpfung mit dem Wort >Evolution austauscht.
Einen Austausch sehe ich da eigentlich nicht. Ich halte die Evolutionstheorie durchaus für glaubwürdig und kann sie mit meinem Glauben vereinen. Ich meine, dass uns die Wissenschaften ein Stück weit schon schauen lässt, was die Bibel uns glauben lässt. Allerdings betrachte ich die Schöpfungsfrage nicht als heilsentscheidend. Wie sich die Dinge abgespielt haben, kann im Lichte des Kreuzgeschehens dahinstehen. Das, was uns Christen eint, ist viel größer als das, was uns trennt. Deshalb schrieb ich ja an anderer Stelle auch schon, dass wir versuchen müssen, die Lehren anderer Konfessionen zu verstehen, indem wir versuchen, solche Lehren auch einmal durch die Brille der jeweiligen Konfession zu betrachten.
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Man kann sämtliche Texte in der Bibel missbrauchen und biegen bis es passt. Nicht umsonst haben sogar die Mormonen Argumente für ihren total unchristlichen Glauben.
Nur ist die Frage, ab wann Bibel "verbogen" oder "missbraucht" wird. Wird sie von dem verbogen, der sie - sich unter der Anleitung des HG hoffend - auslegt? Oder wird sie von dem missbraucht, der sie - sich unter der Anleitung des HG hoffend - wörtlich nehmen will? Wird sie missbraucht, wenn man sie nutzt, um mit ihr andere Christen zu erschlagen (frei nach dem Motto: "Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein!") oder indem man sie einer freien Übersetzung überlässt, nach dem Motto: alles kann richtig sein!? Ist die Bibel richtig ausgelegt, wenn sie den Anspruch erfüllt, den ich gegen sie erhebe? Oder ist sie richtig ausgelegt, weil sie von mir ausgelegt wurde? Was meinst Du? Karl Keating sagte mal: "Fundamentalisten nehmen Teile der Bibel wörtlich. Das alleine ist aber nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr, dass sie andere Teile, die sie wörtlich nehmen sollten, bildlich sehen."
ZitatAber als ich die Bibel wirklich ohne Vorurteile gelesen hatte gingen Lehren wie der Ablass,Heiligenverehrung und vieles andere absolut gegen meine Überzeugung.
Das ist verständlich. Aber dennoch ist die Heiligenverehrung nicht unbiblisch. Der Ablass, das mag eine andere Sache sein, über die man in Ruhe reden kann. Man darf den Ablass aber nicht allein vor dem Hintergrund seiner grausligen und absolut schriftwidrigen Praktikanz im Mittelalter sehen. Übrigens sollten wir unterscheiden zwischen Lehren, die unbiblisch sind (also lediglich nicht direkt in der Bibel stehen, aber dennoch christlich sein können) und solchen Lehren, die regelrecht schriftwidrig sind, also einem biblischen Befund offen widersprechen.
LG
Smiddy