Zu Beginn möchte ich meine Position klarmachen: ich bin weder von der Trinität überzeugt, noch davon, dass Jesus und Heiliger Geist nicht Gott sind. Ich schwanke in der Mitte, aus dem Grund, weil aus meiner Sicht die Bibel nicht eindeitig spricht.
Dann sind wir ja schon mal zwei, denen es ähnlich ergeht. Denn auch ich lehne die Trinität nicht ab, aber als Gegeben annehmen kann ich sie auch nicht.
Diese Nicht-Eindeutigkeit entspringt daher, dass ich die wichtigen Stellen über Gott im falschen Kontext lese. Denn, würde ich sie im richtigen Kontext lesen, würden sich auch die Widersprüche aufheben.
Es gibt für viele Texte, die in die eine oder andere Richtung ausgelegt werden, keinen "richtigen" oder "falschen" Kontext. Es ist und bleibt Auslegung.
Wenn Gott zu etwas nicht die volle Erkenntnis gibt, können wir über dieses nur zum Teil die Erkenntnis haben. Eine volle Erkenntnis von Gott werden wir - glaube ich - selbst im Himmel nicht haben. Gott gibt nur so viel Informationen, wie Gott es für ausreichend hält. Anhand der Beispiele Daniel und Offenbarung sehen wir, wie schwierig doch ist, eine richtige Interpretation dieser Bücher anzugeben. Gott konnte im Klartext schreiben, oder Er konnte uns mehr Definitionen für verwendete Symbolik geben, bezeihungsweise eine klare Abgrenzung zwischen Realem und der Symbolik, hat Gott aber nur teilweise getan. Warum, wissen wir nicht. Gott hält das Gegebene für ausreichend.
Ja, auch ich bin überzeugt, dass wir nie die volle Erkenntnis über Gott erlangen können. Zumindest nicht hier und jetzt auf Erden. Vieles über Gott wissen wir gar nicht, weil es für uns zu viel, oder zu hoch oder sonst wie zu schwer wäre.
Was ist aber nicht glaube, dass uns Gott zu einer Sache neugierig macht, wo er ganz genau weiß, wir können es nicht verstehen. Es ist ein Widerspruch für mich, etwas einfach zu glauben, weil es WER so sagt. Egal jetzt ob es die Trinität betrifft, die Nichttrinität oder sonst eine Ansicht. Denn Gott möchte sehrwohl, dass wir nachforschen, ob es sich - biblisch/Gottes Wort gesehen, so verhält, wie gesagt wird.
ZitatAus diesem Grund, könnte uns Gott nicht das ganze Bild für Seine Beschaffenheit mitgeteilt haben, sondern, wie ich geschrieben habe, nur an manchen Stellen stark oder schwach beleuchtet.
Und meine Unsicherheit geht so weit, dass ich mir dann nicht sicher bin, ob diese "schwache Beleuchtung" wirklich eine schwache Beleuchtung ist und nicht Auslegung.
ZitatFür eine Beziehung halte ich die Trinitätslehre bzw. das Wissen darüber nicht für heilsrelevant.
Wozu dann dieses Thema überhaupt? Warum wird es als - mehr oder weniger - verpflichtend in die Glaubenspunkte aufgenommen? (meine noch unbeantwortete Frage war: WANN wurde diese Lehre in die Glaubenspunkte aufgenommen?)
ZitatAllein die Beziehung zu Gott ist wichtig. Die Bibel gibt uns genug Angaben über den Charakter Gottes. Das genaue Wissen über die Struktur Gottes - Trinität oder was auch immer - ist für eine Beziehung mit Gott nicht wichtig.
Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Für mich macht es ja doch einen Unterschied, ob der Heilige Geist jetzt Gott selbst ist, oder die Kraft die von ihm ausgeht. Es macht einen Unterschied, ob ich Jesus als den einen Gott anbete oder ob ich zusätzlich zu dem einen Gott einen Gott anbete. Das wäre dann nämlich gegen Gottes Gebot. (Ein eventueller Grund, warum einige christliche Gruppen, wie auch die Juden Jesus nicht anbeten.) Warum wird der Gott als Heiliger Geist nicht angebetet?
ZitatWir wissen, dass Jesus unser Hohepriester ist, und der Heilige Geist uns in die ganze Wahrheit führt. Wichtiger ist, wie wir uns von Gott einwirken und verändern lassen. Jesus hat auch immer gesagt, dass allein der Charakter entscheidend ist, um in das Reich Gottes einzugehen.
Zu den ersten beiden Sätzen kann ich voll JA sagen. Dass aber der Charakter entscheidend für das Eingehen ins Reich Gottes ist ---? Hm... Ist es nicht allein der Glaube und die Annahme Jesu als unseren Erlöser? Natürlich wird sich ein Christ von Jesus zu Gottes Maßstäben verändern (lassen).
ZitatWarum kannten und kennen die Juden keinen dreieinigen Gott? Wohl weil das AT nichts davon spricht. Kein Prophet sprach von dem dreieinigen Gott. Aber man liest öfter: Gott ist EINER.
Antwort:
Auch in den AT-Büchern gibt es Stellen, die auf einen "trinitarischen" Gott zurückführen lassen.
Genau! Die sich darauf zurückführen lassen. Wenn man schon ein fixes Bild im Hinterkopf hat. Wenn jemand die Bibel liest, ohne je von der Trinität gehört zu haben, ob er eine Trinität herauslesen kann?
ZitatDer Heilige Geist wurde von den Juden als Schehina betrachtet, der sich auf der Bundeslade ebefand.
Meinst du Schechina? Das bedeutet doch sinngemäß: "Gottes Wohnstätte auf Erden". Was hat das mit dem Heiligen Geist zu tun?Gott wohnte im Allerheiligsten.
Die Beschreibung des Sohnes ist auch gegeben, insbesondere aus dem Licht der NT-Bücher. Vielleicht hast du nur noch keine Ausarbeitungen darüber gelesen.
Im AT gibt es gar keinen Sohn Gottes. Dass es eventuell mit dem NT eine Auslegung gibt, kann ich nicht sagen. Denn insofern hast du recht: Ich habe noch keine Ausarbeitungen darüber gelesen. Aber ich habe jetzt interessante Informationen bekommen. Die muss ich mir aber erst noch genau angucken. So weit bin ich noch nicht! Vielleicht weiß ich bald mehr darüber. Ansonsten fühle ich mich so frei, hier einfach Fragen zu stellen, wenn ich selbst nicht auf Klar komme.
ZitatWarum sprach Jesus nie davon?
Antwort:
Ich bin sogar der Meinung, Jesus konnte das nicht sagen, selbst wenn Er Gott auf Erden wäre. Warum, können wir gerne in einem anderen Thread besprechen.
Das ist spannend! Das wäre vielleicht nicht nur für mich interessant, das zu erfahren. Ich bin dafür, das Theme gesondert zu besprechen.
ZitatWarum spricht kein neutestamentlicher Bibelschreiber von dem dreieinigen Gott?
Antwort:
Hier gibt es schon einige Aussagen der Aposteln, die auf die Gottheit Jesu schließen lassen.
Die darauf schließen lassen, aber anscheinend nicht konkret sagen ...?
ZitatStimmt es, dass diese Taufformel ursprünglich gar nicht in den Schriften vorkam? Angeblich war sie bis zum Jahr 325 n. Chr. unbekannt. Erst beim Konzil von Nizäa "ergänzte" Eusebius, der Bischof von Rom auf Befehl des heidnischen Kaisers Konstantin (er war nicht mal Christ) die Formulierung im Matthäusevangelium mit den Worten "tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Antwort:
Wenn das so wäre, würde man diese Stelle aus der Heiligen Schrift ausschließen. Ansonsten, wieder ein eigenes Thema, welche Stellen der Bibel im Zweifel stehen.
Auch dieses Thema wäre alleine schon um der Glaubenswahrheit näher zu kommen, wichtig. Denn ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen Zweifel haben, aber darüber nicht sprechen, um nicht als "Irrlehrer" oder "Ungläubig" zu gelten.
ZitatGott, Jesus, die Apostel, die Jünger und die Bibelschreiber schweigen beharrlich darüber. Das, was wir heute als "göttlich" sehen, wird im Wort Gottes nur durch Auslegung bestimmter Texte "bestätigt".
Antwort:
Dem stimme ich nicht zu. Beim genauen Auslegen wird man doch sehr viele, wenn zum großen Teil auch indirekte, Belege finden.
Auslegen! Beim genauen Auslegen! Wieder so eine Sache! Was ist genaue Auslegung, was ist ungenaue Auslegung und wer entscheidet darüber?
ZitatEs geht nicht darum zu streiten, ob jemand Dreieinigkeitsgläubig ist oder nicht. Es geht hier um die Wahrheit. Was ist jetzt die Wahrheit.
Antwort:
Richtig. Würde die Bibel keine Andeutung von Trinität machen, würde ich mich mit dieser nicht weiterhin befassen. In Wirklichkeit, gibt es doch sehr viele Belege dafür.
Ich frage mich hier nochmal: Würdest du die Bibel zu lesen beginnen, ohne je etwas von einer Trinität gehört zu haben. Bist du sicher, dass du dann eine Trinität aus der Bibel herausgelesen hättest?
Dass Gott EINER ist, hättest du mit Sicherheit gefunden.