Kol. 2,16 z.B.
"Das erste Problem bei diesem Text taucht überwiegend bei "Luther-Lesern" auf. "Luther" ist nämlich eine der wenigen Übersetzungen, die hier stehen haben: "So mache euch niemand ein Gewissen,...". Es ist aber ein beachtlicher Unterschied, ob ich mir aus einer Sache kein Gewissen machen solle, d.h.: es kann mir egal sein, oder ob mich niemand richten soll, wegen einer Sache. Nicht richten heißt aber noch längst nicht, dass ich es bleiben lassen könnte. Könnte ich es tatsächlich bleiben lassen, tauchte automatisch das zweite Problem der Gesetzesgegner auf: Wenn ich konsequent bin in meiner Auffassung als Festegegner, dann müsste ich diese Stelle auch auf den Wochensabbat beziehen.Es steht ja nicht geschrieben, um welchen Sabbat es sich handelt. Außerdem sind die Festsabbate ja schon in der Aussage "betreffs eines Festes" enthalten.
Das dritte Problem taucht bei der Aussage auf: "die ein Schatten der künftigen Dinge sind...". Wie kann Paulus, Jahre, nachdem Christus tot und wiederauferstanden ist, von den Festen, den Neumonden etc. als Schatten von etwas Künftigem sprechen, wenn nach unserer traditionellen, jedoch dem "Geist der Weissagung" widersprechenden Auffassung, "diese Schatten" ans Kreuz genagelt worden wären und somit keinen künftigen Charakter mehr hätten?"
aus: Gesetz und Gnade